Hamburg . In 170 Fällen wurde die staatlich finanzierte Beratung im ersten Jahr aktiv. Oft Probleme mit dem Wohnen.

Im ersten Jahr ihres Bestehens ist die Hamburger Ombudsstelle in der Flüchtlingsarbeit in 170 Fällen aktiv geworden. 132 Menschen hätten die Beratungsstelle in der Innenstadt besucht, 93 von ihnen seien Flüchtlinge gewesen, sagte die Leiterin Annegrethe Stoltenberg am Donnerstag bei der Vorstellung des ersten Jahresberichts. Die neutrale und unabhängige Einrichtung berät und vermittelt in Konfliktfällen, sofern sie nicht ausländerrechtlicher Art sind. An sie wenden können sich Asylbewerber sowie ehrenamtliche Helfer und hauptamtliche Mitarbeiter der Flüchtlingsunterkünfte. Anfangs hätten vor allem Familien Hilfe gesucht, inzwischen kämen überwiegend Männer aus Afghanistan und Syrien.

Thema seien in erster Linie Probleme mit dem Wohnen gewesen. Auch Schwierigkeiten im Zusammenhang mit Arbeit und Ausbildung, psychische Belastungen und Konflikte unter Bewohnern von Flüchtlingsunterkünften seien zur Sprache gekommen.

Beschwerden über Gewalt unter Geflüchteten

In einem Fall, den Stoltenberg ausführlicher darstellte, sei es um einen jungen Vater aus Eritrea gegangen. Er habe zu seiner erkrankten Frau und seinem kleinen Kind in Hamburg reisen wollen. Doch vor seiner Ankunft sei die Frau gestorben. Nun wollte er mit seinem Kind die Wohnung der Frau übernehmen. Die Ombudsstelle habe sich für ihn eingesetzt. „Wir hoffen jetzt, dass die Wohnungsgenossenschaft die Wohnungsgeberbescheinigung ausstellt“, sagte Stoltenberg.

Es habe auch Beschwerden über Gewalt unter Geflüchteten gegeben. „Das hat ein bisschen zugenommen in letzter Zeit“, sagte Stoltenberg. Das liege möglicherweise aber daran, dass die Ombuds­stelle inzwischen bekannter sei und sich mehr Menschen bei ihr meldeten. Es gehe um Einzelfälle, betonte Stoltenbergs Mitarbeiterin Andrea Korthals.

Rund 770.000 Euro für die ersten beiden Jahre

Ende Juli lebten nach Senatsangaben 55.916 Flüchtlinge in Hamburg. Mehr als 30.000 von ihnen wohnten in öffentlich-rechtlichen Unterkünften. Der Sprecher des Zentralen Koordinierungsstabs Flüchtlinge betonte, dass die Gewalt in den Unterkünften nach dem weitgehenden Abbau der Erstaufnahmen abgenommen habe. „Das, was wir jetzt in den Folgeunterkünften haben, das sind so nachbarschaftliche Rangeleien, wie es sie in jeder deutschen Reihenhaussiedlung gibt“, sagte der Sprecher.

Stoltenberg (68), die bis zu ihrer Pensionierung als Landespastorin die Diakonie Hamburg leitete, hofft, dass die Ombudsstelle bis zum Ende der Legislaturperiode 2020 bestehen bleibt. Die Bürgerschaft habe rund 770.000 Euro für die ersten beiden Jahre zur Verfügung gestellt. Die ehrenamtliche Leiterin hat zwei hauptamtliche Mitarbeiterinnen in der Geschäftsstelle.

Die CDU sieht sich durch den Bericht in ihrer Kritik bestätigt, dass die Integration der Flüchtlinge zu ineffizient verläuft. „Der Senat muss schneller und effizienter arbeiten, damit die vielen Integrationsangebote nicht einfach verpuffen“, erklärte Franziska Rath.