Hamburg . Auch für Motorräder soll das Bauwerk dann tabu sein. Auslöser der Überlegungen sind die Nutzerzahlen. Kritik von der CDU.
Er ist eines der bekanntesten Baudenkmäler Hamburgs – aber gleichzeitig immer noch eine wichtige Verbindungsachse zwischen dem Norden und dem Süden der Stadt: der 1911 eröffnete St.Pauli-Elbtunnel, im Volksmund nur „Alter Elbtunnel“ genannt. Wenn es nach SPD und Grünen in der Bürgerschaft geht, wird die Abgrenzung zum „neuen“ Elbtunnel demnächst noch deutlicher.
Denn während das etwas weiter westlich gelegene Bauwerk aus den 70er-Jahren mit mittlerweile acht Fahrspuren in vier Röhren einzig dem motorisierten Verkehr auf der A7 zur Verfügung steht, soll der Alte Elbtunnel für Autos und Motorräder ab dem kommenden Jahr gesperrt werden. „Unsere Absicht ist es, ihn autofrei zu machen und touristisch sowie für den Fußgänger- und Radverkehr aufzuwerten“, sagte Grünen-Fraktionschef Anjes Tjarks am Freitag.
Rund 3000 Fußgänger pro Tag
Auslöser dieser Überlegungen sind die Nutzerzahlen: Während nur noch rund 115 Autos pro Tag (42.500 im Jahr) durch den Tunnel fahren, hat sich die Zahl der Radfahrer in den vergangenen zehn Jahren auf mehr als 300.000 verdreifacht – also knapp 1000 pro Tag. Die Zahl der Fußgänger im Alten Elbtunnel ist im gleichen Zeitraum von 700.000 auf mittlerweile mehr als eine Million im Jahr gestiegen – also rund 3000 pro Tag.
„Wie die Zahlen zeigen, hat der Alte Elbtunnel seine Bedeutung für den Autoverkehr weitestgehend verloren“, sagte SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf. „Für den seit Jahren ansteigenden Fußgänger- und Radverkehr ist er hingegen eine wichtige Verbindung von Wilhelmsburg in die Innenstadt.“ Der Antrag von SPD und Grünen sieht zudem vor, die Betriebszeiten der Lastenaufzüge von jetzt 8 bis 18 Uhr auf 6 bis 20 Uhr auszuweiten. Offiziell handelt e sich zwar um einen „Prüfauftrag“ an den Senat, aber Kienscherf und Tjarks machten bereits deutlich, dass sie die Maßnahmen noch im Jahr 2019 umsetzen wollen.
Scharfe Kritik von der CDU
Bei der CDU stoßen die Pläne von Rot-Grün auf Kritik. „Rot-Grün gefällt sich wieder einmal in Symbolpolitik gegen Autofahrer", sagte Dennis Thering, verkehrspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion. Mit einer sinnvollen verkehrspolitischen Prioritätensetzung habe dies nichts zu tun. "Stattdessen gäbe es mit den täglichen Stauinfarkten, dem Chaos am Hauptbahnhof, dem Baustellenwirrwarr, den hohen Unfallzahlen oder den Dieselfahrverboten wahrhaftig mehr als genug zu tun für die Koalition", sagte der CDU-Verkehrsexperte. "Die Schließung des Alten Elbtunnels trägt zur Lösung all dieser Probleme in keiner Weise bei.“