Hamburg. Erster Schultag für Hamburgs Erst- und Fünftklässler. Zahl der Zuweisungs-Widersprüche steigt. FDP kritisiert Einschulungstermin.

Rund 29.000 Erst- und Fünftklässler feierten Anfang der Woche ihren ersten Schultag. Nachdem am vergangenen Donnerstag alle Schüler, die nicht neu eingeschult wurden, in das nächste Schuljahr starteten, wurden am Montag und Dienstag auch die Abc-Schützen und die Fünftklässler an ihren neuen Schulen willkommen geheißen. Doch nicht alle Schüler starteten das neue Schuljahr an ihrer Wunschschule.

Am Montag waren noch 44 Widersprüche (13 Prozent aller Widersprüche) gegen die Zuweisung der Grundschule sowie 54 Widersprüche (19 Prozent) gegen die Schulzuweisung in Klasse fünf offen. Das sei überwiegend der Fall, „weil diese Verfahren vor dem Verwaltungsgericht liegen und dort eine Entscheidung ansteht“, sagt Peter Al­brecht, Sprecher der Schulbehörde. Er betont jedoch, dass alle Schüler einen Platz haben – in den noch offenen Widerspruchsfällen jedoch nicht denjenigen, den sie sich gewünscht hätten. Obwohl der Anteil der Eltern, die für ihr Kind die Erstwunschschule bekommen, laut Behördensprecher Albrecht stets bei 95 Prozent liege, „beschreiten Hamburgs Eltern immer öfter den Widerspruchsweg“.

686 Widersprüche in diesem Jahr

Insgesamt gingen bei der Behörde in diesem Jahr 686 Widersprüche gegen die Zuweisung der Grund- sowie der weiterführenden Schule ein. Damit hat sich die Zahl im Vergleich zum Jahr 2013 nahezu verdoppelt. Damals waren es 384 Widersprüche. Konstant sei über die letzten Jahre, dass nur in rund zehn Prozent der Fälle zugunsten der Eltern entschieden werde, so Albrecht.

14.666 Erstklässler und 14.433 Fünftklässler starteten Anfang der Woche an Hamburgs staatlichen Schulen ins neue Schuljahr – das sind 1164 Schüler in den Eingangsklassen mehr als noch vor einem Jahr. Dass der Einschulungstermin für diese Schüler auf einen Wochentag fällt, kritisiert der bildungspolitische Sprecher der FDP, Ralf Lindenberg, und plädiert für einen familienfreundlicheren Termin: „Es sollte geprüft werden, ob man den Tag der Einschulung zukünftig von einem Dienstag auf einen Sonnabend oder wenigstens auf einen Freitag verlegen könnte.“

Herausforderung für die Familie

Für viele Familienmitglieder, Freunde und Angehörige stelle der bisherige Einschulungstermin eine Herausforderung dar, so Lindenberg. „In einigen anderen Bundesländern ist dies deutlich familienfreundlicher geregelt.“ Die schulpolitische Sprecherin der SPD, Barbara Duden, sagt: „Das ist ein Punkt, über den man sich Gedanken machen kann.“ Auch deshalb, weil die Einschulung in den vergangenen Jahren an Bedeutung gewonnen habe. „Es ist eine kleine Familienfeier“, so die SPD-Politikerin. „Es wäre schön, wenn sich Familienangehörige keinen Urlaubstag nehmen müssen.“

Die Schulexpertin der Grünen, Stefanie von Berg, sieht das anders: „Die Einschulung kommt nicht überraschend.“ Zwar müssten sich Eltern Urlaub nehmen, wenn sie bei der Feier dabei sein wollen. „Doch ich kenne keine Fälle, wo Eltern das nicht gewährt wurde.“ Für Familien, deren Verwandtschaft weiter weg wohne, wäre die Einschulung an einem Sonnabend dennoch nicht verkehrt, sagt CDU-Politikerin Birgit Stöver. „Das wäre familienfreundlicher, auch wenn die Lehrer das sicher nicht so toll finden würden.“

Weitere Idee für eine Neuerung

Debatten gibt es auch um den Zeitpunkt des Ferienbeginns. Peter Albrecht von der Schulbehörde sagt: „Der Beginn in der Mitte der Woche hat verkehrs- und tourismustechnische Gründe, damit die Autobahnen nicht verstopfen.“ Da die Praxis zeige, dass der Bettenwechsel am Sonnabend sei, entzerre sich die Stausituation jedoch nicht, sagt Birgit Stöver (CDU). „Daher wäre es sinnvoll, das Ferienende auf einen Freitag zu legen.“ Für Grünen-Politikerin von Berg ist der Bettenwechsel hingegen kein Argument, da dieser nicht zwangsläufig auf einen Sonnabend falle. „Es ist gut, dass die Ferien in der Woche beginnen und aufhören. Nach sechs Wochen Urlaub müssen sich alle an den Alltag gewöhnen. Eine volle Schulwoche vor sich zu haben, ist da nicht sinnvoll.“ Für den „Familien- und Biorhythmus“ sei diese Regelung besser.

Eine weitere Idee für eine Neuerung im Schulsystem kommt von der Hamburger Elternkammer, die sich für eine „flexible Schuleingangsphase“ ausspricht. Diese soll Kindern ermöglichen, die Inhalte der ersten zwei Grundschuljahre in ein bis drei Jahren zu erlernen. Laut CDU-Politikerin Stöver zeigt der Vorschlag, dass es immer noch viele Unterschiede beim Lernniveau gibt. Sie sollten eigentlich mit der Vorschule minimiert werden. Der flexible Schuleingang sei jedoch bereits 2003 als Modell in anderen Bundesländern durchgeführt worden. „Die angeblichen Vorteile individualisierten Lernens haben sich bei den Modellversuchen bisher nicht in Gänze bestätigt.“