Hamburg. Julius Möhrles Großvater schuf die Baumarktkette Max Bahr. Enkel sammelt nun für ein ganz anderes Produkt Geld auf Kickstarter.

Das Unternehmer-Gen hat Julius Möhrle (24) wohl schon von seinem Großvater mitbekommen. „Sich selbstständig zu machen, gehört in unserer Familie quasi zum guten Ton“, sagt der Enkel des früheren Inhabers der Hamburger Baumarktkette Max Bahr, Peter Möhrle (86). „Ich habe meinen Großvater für seine Leistung immer sehr bewundert.“

Das Produkt, mit dem Julius Möhrle nun auf den Markt kommen will, hat allerdings so gar nichts mit dem Verkauf von Bohrern, Stichsägen und anderen Bau-Utensilien zu tun. Zusammen mit seinem Geschäftspartner Lennart Schulz (29) hat er die Hamburger Firma Ferdinand & David gegründet, die sich auf die Produktion von Uhren spezialisiert hat. Für die Herstellung ihres ersten Produkts, der Travelmaster, sammeln die beiden Gründer gerade Geld auf der Crowdfunding-Plattform Kickstarter. Gut 8000 von den erhofften 10.000 Euro sind schon zusammengekommen.

Uhr zeigt zwei Zeitzonen gleichzeitig an

„Wir waren schon immer von Uhren fasziniert und wollen hochwertige Modelle zu moderaten Preisen anbieten“, sagt Lennart Schulz. Zwei Jahre haben die Hamburger an dem Konzept für die betont schlicht gehaltene Travelmaster aus gebürstetem Edelstahl gearbeitet. Mit Hilfe eines zusätzlichen, roten Zeigers ist sie in der Lage, die Zeit in einer weiteren Zeitzone anzugeben.

Die Travelmaster von Ferdinand & David
Die Travelmaster von Ferdinand & David © Ferdinand & David

Das passende Quarz-Werk für ihr Modell kaufen Möhrle und Schulz von dem Schweizer Hersteller Ronda zu, gefertigt werden die Uhren bei der Firma Gardé in Thüringen, die sich auf die Auftragsproduktion für andere Anbieter spezialisiert hat. Die Hamburger kümmern sich ausschließlich um Design und Vertrieb.

Gründung neben dem Studium

Daher passt die „Firmenzentrale“ von Ferdinand & David derzeit auch noch problemlos in die Studentenbuden der beiden Gründer. Kennengelernt haben sie sich während ihres Studiums in der Hansestadt, Möhrle studiert Betriebswirtschaftslehre im vierten Semester. „Da kann ich viele Theorien aus dem Studium mit der Praxis verbinden“, sagt er. Sein Geschäftspartner kommt hingegen aus der Juristerei. Schulz ist Rechtsreferendar, steht vor seinem zweiten Staatsexamen und arbeitet auch noch an einer Promotion. „Ich bin ein Workaholic und brauche nur wenig Schlaf“, so der 29-Jährige.

Für das Crowdfunding auf Kickstarter haben sich die Gründer unter anderem deshalb entschieden, weil sie so die Kontrolle über ihr Unternehmen behalten können und keine Fremdkapitalgeber mit ins Boot nehmen müssen. Jeder von ihnen hat noch einmal selbst 10.000 Euro in die Firma gesteckt. Zudem fungiert Kickstarter auch als Verkaufsplattform. Kunden können die erste Uhr für 199 Euro pro Stück auf der Plattform vorbestellen.

„In Zukunft würden wir gern weitere Modelle auf den Markt bringen, die die Kunden dann auch nach ihren Wünschen gestalten können“, sagt Julius Möhrle. „Langfristig könnten wir uns auch ein eigenes Geschäft in Hamburg vorstellen.“ Einfach wird es allerdings kaum werden, sich in dem hart umkämpften, Uhrenmarkt zwischen Luxusanbietern und Billigherstellern durchzusetzen.

Lehren aus der Familiengeschichte

Der Aufbau von Unternehmen hat bei den Möhrles eine lange Tradition. Julius’ Großvater Peter Möhrle hatte sich in der 1950er-Jahren mit gerade einmal 12.000 Mark in die kleine Holzhandlung Max Bahr eingekauft und aus dem Hamburger Unternehmen eine der größten deutschen Baumarktketten gemacht. 80 Märkte betrieb Max Bahr in den besten Zeiten, war unangefochtener Marktführer in Hamburg. Zwischen 1987 und 1990 war Peter Möhrle auch Präses der Hamburger Handelskammer.

Zwistigkeiten zwischen dem Patriarchen und seinem Sohn Dirk – dem Vater von Julius Möhrle – führten allerdings dazu, dass Möhrle sein Lebenswerk an den Konkurrenten Praktiker verkaufte. Der überhob sich mit immer neuen Rabattschlachten, ging schließlich pleite und zog die eigentlich solide Hamburger Kette mit in den Abgrund. Dirk Möhrle versuchte zwar noch, das einstige Familienunternehmen zurückzukaufen, doch dies misslang. Viele Mitarbeiter verloren ihre Jobs, heute werden die früheren Märkte von Max Bahr unter der Flagge von Bauhaus und Hagebau geführt.

„Als Kind bin ich mit meinem Vater oft in der Zentrale von Max Bahr gewesen“, sagt Julius Möhrle. „Es ist natürlich sehr schade, dass das Unternehmen vom Markt verschwunden ist.“ Gibt es etwas, dass der Gründer aus der Familiengeschichte gelernt hat? „Meine heutige Situation ist natürlich nicht mit der bei Max Bahr vergleichbar“, sagt Möhrle. „Aber ich werde es mir sicher sehr genau überlegen, bevor ich mein eigenes Unternehmen an einen anderen Eigentümer zu verkaufe.“