Hamburg. Hamburger Tierschutzverein empört über die hohe Zahl zurückgelassener Tiere. Hunde litten in der Sommerhitze große Qualen.
Der Hamburger Tierschutzverein (HTV) hat zum Ende der Sommerferien eine bittere Bilanz gezogen: Zwischen dem 1. Juni und Ferienende mussten insgesamt 454 ausgesetzte Tiere im Tierheim Süderstraße aufgenommen werden. Hinzu kamen noch einmal mehr als 320 abgegebene Tiere, die von ihren Haltern nicht mehr gewollt wurden. Die Zahl nehme Jahr für Jahr zu, so der Verein.
„Wir sind erschüttert und empört über die hohe Anzahl von ausgesetzten Tieren, die wir seit 1. Juni bei uns aufnehmen mussten“, sagt Sandra Gulla, 1. Vorsitzende vom HTV. „Wer sein Tier aussetzt, beweist damit eine besonders große Empathie- und Charakterlosigkeit. Den Mut, das Tier bei uns im Tierheim Süderstraße abzugeben, muss man zumindest aufbringen.“
Sogar ein Skorpion wurde ausgesetzt
Dabei ließen die Hamburger in der Ferienzeit nicht nur gewöhnliche Haustiere, sondern auch Exoten zurück: Seit dem 1. Juni wurden unter anderem 20 Hunde, 199 Katzen, 50 Kaninchen und 25 andere Kleinsäuger, 51 Ziervögel, 29 Schildkröten, eine Boa, sechs Echsen und ein Skorpion gefunden, im Tierheim aufgenommen und von ihren Familien nicht wieder abgeholt.
Schon zu Beginn der Ferien hat es nach Angaben der Tierschützer "besonders brutale" Aussetzungen gegeben. So wurde an der Uferstraße (Barmbek) der zweijährige Kater Flocke entdeckt – in einer Lidl-Einkaufstasche. Ein ganz ähnlicher Fall: Der Kater Mozart wurde in Billstedt in einer Transporttasche gefunden.
Hund mit Tumor zum Sterben zurückgelassen
Für große Empörung bei den Hamburgern sorgte der Fall einer Hündin, die auf der Veddel mit einem kindskopfgroßen Tumor zum Sterben zurückgelassen wurde. "Hier konnten wir nach Hinweisen aus der Bevölkerung inzwischen die Halterin ermitteln und alle Informationen an die Polizei übergeben", so Sandra Gulla.
Am 6. August wurde an der Autobahn 24 an der Raststätte Gudow ein ausgesetzter Schäferhund von einem Hamburger Paar gefunden. Das betagte Tier war an einem Baum festgebunden, hatte trotz 38 Grad keinen Zugang zu Wasser und war in einem erbarmungswürdigen Zustand. "Wir vermuten, dass der Rüde zum Sterben ausgesetzt wurde", sagt die Vereinsvorsitzende. "Deswegen hat der Hamburger Tierschutzverein Strafanzeige erstattet." Das Paar habe sich vorbildlich um das gesundheitlich schwer angeschlagene Tier gekümmert und habe es ins Heim gebracht.
Neben den ausgesetzten Tieren wurden im selben Zeitraum zusätzlich mehr als 320 Tiere von ihren Haltern an der Süderstraße abgegeben. Darunter waren unter anderem 18 Hunde, 116 Katzen, 28 Kaninchen und 37 andere Kleinsäuger, zwei Schildkröten, 43 Ziervögel und 50 Guppys. "Die große Anzahl von in den vergangenen zehn Wochen aufgenommenen Tieren sorgt zwar für spürbare Belastungen bei den Mitarbeitern. Trotzdem werden unsere Schützlinge immer mit großem Engagement bestmöglich betreut", sagt Gulla.
Strafrechtliche Konsequenzen
In allen oben Fällen genannten Fällen von ausgesetzten Tieren bitten die Tierschützer die Hamburger um Hinweise, die zur Ermittlung des Halters oder der Halterin führen können. „Wer sein Tier aussetzt, begeht mindestens eine Ordnungswidrigkeit, schnell auch eine Straftat“, ermahnt Sandra Gulla. „Wer seinem Tier so eine traumatische Erfahrung antut und riskiert, dass das Tier sich quält, bleibende Verletzungen davonträgt oder gar stirbt, der muss die rechtlichen Konsequenzen zu spüren bekommen.“