Hamburg. Beide Unternehmen machen Minus. Die Hamburger Konzerne erhalten dabei aber mehr Aufträge aus Übersee.
Die deutschen Windanlagenbauer müssen dem anhaltenden Preisdruck in der Branche sowie der Auftragsflaute aus dem vergangenen Jahr Tribut zollen. Bei den in Hamburg ansässigen Herstellern Nordex und Senvion brachen Umsatz und operatives Ergebnis im ersten Halbjahr erneut ein. Laut den am Dienstag veröffentlichten Halbjahreszahlen machten beide Unternehmen Minus. Die Aktie von Nordex verlor zeitweise mehr als vier Prozent, weil die Zahlen noch etwas schwächer ausfielen als erwartet, konnte den Verlust im Laufe des Tages aber eindämmen. Die Papiere von Senvion legten zunächst minimal zu, drehten im Tagesverlauf aber leicht ins Minus.
Nordex-Chef José Luis Blanco geht allerdings von einer stärkeren zweiten Jahreshälfte aus und erwartet insgesamt Erlöse in Höhe von 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn in Höhe von vier bis fünf Prozent. Im Vorjahr waren es annähernd 3,1 Milliarden Euro Umsatz gewesen. Hoffnung verleiht der robuste Auftragseingang, der in den ersten sechs Monaten mehr als doppelt so hoch ausfiel wie ein Jahr zuvor. Doch erwartet Nordex weiter schwierige Geschäfte in diesem und dem kommenden Jahr. Der deutsche Markt dürfte sich erst 2020 wieder erholen. „Die Auftragslage im Heimatmarkt Deutschland stagniert weiter“, sagte Blanco.
Verlust von gut 40 Millionen Euro
Der Umsatz des im TecDAX notierten Unternehmens brach in den ersten sechs Monaten um mehr als ein Drittel auf 957 Millionen Euro ein. Das operative Ergebnis (Ebitda) sackte um zwei Drittel auf 38,4 Millionen Euro ab, teilte das Unternehmen mit. Unter dem Strich schrieb der Konzern einen Verlust von gut 40 Millionen Euro.
Bei Senvion rutschte der Umsatz zwischen Anfang Januar und Ende Juni sogar um fast 44 Prozent auf 466 Millionen Euro ab. Das bereinigte Ebitda brach um fast 80 Prozent auf 13,3 Millionen Euro ein. Unter dem Strich reduzierte sich der auf die Aktionäre entfallende Verlust jedoch von 92 Millionen Euro ein Jahr zuvor auf 50 Millionen, weil weniger Abschreibungen auf Zukäufe anfielen, Kosten des 2017 eingeleiteten Sparprogramms nicht mehr so schwer wogen wie im Vorjahreszeitraum.
Brasilien, Indien, Australien wichtige Märkte
Wie andere Windanlagenhersteller auch leiden Nordex und Senvion unter dem schwierigen Branchenumfeld. Zwar werden immer mehr Windräder installiert, doch bringen diese weniger Umsatz und Gewinn ein als früher. Der Grund ist der Wechsel von den festen Einspeisetarifen hin zu Auktionen. Europaweit finden Ausschreibungen für neue Anlagen inzwischen überwiegend über eine Auktion statt. Das drückt die Preise und hat einen harten Konkurrenzkampf zur Folge. Mit Enercon hatte zuletzt Anfang August einer der größten deutschen Hersteller einen Abbau von 800 Stellen bei seinen Zulieferern angekündigt. Senvion und Nordex hatten bereits im vergangenen Jahr Stellen abgebaut und Kostenreduzierungsprogramme gestartet.
Der deutsche Markt gilt als besonders schwierig. Hier war durch das 2017 eingeführte Auktionssystem die Nachfrage nach Windanlagen nahezu zusammengebrochen. Nordex treibt daher wie die anderen Hersteller auch die Expansion in neue Märkte voran. Vom im ersten Halbjahr erreichten Auftragseingang von 2,1 Gigawatt entfiel der überwiegende Teil auf das Ausland. Stärkste Einzelmärkte waren auf den amerikanischen Kontinenten Brasilien, Mexiko und die USA, in Europa waren es Frankreich, die Türkei und Schweden.
Anstieg der Aufträge für Anlagen an Land
Auch Senvion, das anders als Nordex nicht nur Turbinen für Windparks an Land (Onshore), sondern auch für solche im Meer (Offshore) fertigt, meldete einen starken Anstieg der Aufträge für Anlagen an Land. Sie wuchsen um 26 Prozent. Und auch bei Senvion kamen die größten Orders aus Übersee und dabei aus Ländern wie Indien, Australien und Argentinien, die der Konzern erst seit Kurzem verstärkt im Blick hat. Für das Gesamtjahr erwartet Senvion 1,8 bis 1,9 Milliarden Euro Umsatz. 2017 waren es 1,9 Milliarden gewesen.