Hohe Ozonkonzentration in Hamburg. In den Gefängnissen wird die Kleiderordnung gelockert – genauso wie im Gericht.
Hohe Ozonkonzentration in Hamburg
Das Hamburger Luftmessnetz des Instituts für Hygiene und Umwelt hat heute in der Hansestadt erhöhte Ozonkonzentrationen festgestellt. In der Stadt wurden Einstundenmittelwerte über 180 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen. Das ist der Wert, ab dem die Öffentlichkeit gesondert informiert werden muss. Ein Ansteigen der Messwerte auf Werte über den Warnwert 240 µg/m³ wird derzeit nicht erwartet. Personen, die besonders empfindlich auf Ozon reagieren, wird empfohlen, ungewohnte, körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien zu vermeiden. Von sportlichen Ausdauerleistungen wird abgeraten. Erhöhte Ozonkonzentrationen können zu Schleimhautreizungen, Atemwegsbeschwerden und Kopfschmerzen sowie Einschränkungen der körperlichen Leistungsfähigkeit führen.
Um die Ozonkonzentration niedrig zu halten, bittet die Behörde für Umwelt und Energie darum, Auto oder Motorrad möglichst stehen zu lassen. Wer motorisiert unterwegs ist, sollte seinen Spritverbrauch durch langsameres Fahren drosseln – auf Autobahnen nicht mehr als 90 km/h. Die Ozonwerte gehen im Allgemeinen in den Abendstunden mit Abnahme der Sonneneinstrahlung zurück.
Richter in Hildesheim entscheidet ohne schwarze Roben zu tagen
Hochsommerliche Hitze und dann noch eine schwächelnde Klimaanlage: Bei dieser Ausgangslage hat der Vorsitzende Richter in einem Strafprozess am Hildesheimer Landgericht am Mittwoch entschieden, den Robenzwang aufzuheben. Richter, Staatsanwalt und Anwälte konnten daraufhin ihre schwarzen Roben ablegen und die Verhandlung in weißen Oberhemden führen. In Niedersachsen wurden am Mittwoch Temperaturen bis 35 Grad erwartet.
Deutscher Wetterdienst warnt vor Unwettern
33 Grad Celsius in Hamburg und in vielen Teilen Schleswig-Holsteins – mit dieser Höchsttemperatur rechnet der Deutsche Wetterdienst für Mittwoch. Laut Vorhersage erreicht Sylt einen Tageshöchstwert von 26 Grad. Die Sonne ist dabei nur zweitweise am Himmel zu sehen. Wolken ziehen auf und sorgen örtlich für Regen und kräftige Gewitter.
Am Donnerstagnachmittag sollen ebenfalls Wolken aufziehen. Laut Deutschem Wetterdienst besteht eine Unwettergefahr durch schwere Gewitter. Die Höchstwerte sollen bei 25 bis 30 Grad liegen. Am Freitagmorgen werde es zudem immer stürmischer und es würden nur noch Höchsttemperaturen von 20 bis 23 Grad erreicht. Für die darauffolgende Nacht sind nur noch Temperaturen von elf bis 14 Grad vorhergesagt.
Lockere Kleiderordnung im Gefängnis
Die anhaltende Hitzewelle sorgt auch für schweißtreibende Verhältnisse in den Hamburger Gefängnissen. Die Justizvollzugsanstalten würden ihren Häftlingen bei den hohen Temperaturen deutlich mehr Getränke zur Verfügung stellen, sagte ein Sprecher der Hamburger Justizbehörde. Die vorhandenen Fenster würden regelmäßiger zum Durchlüften geöffnet. Abkühlung für die jugendlichen Gefangenen in der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand gebe es in Form von gekühltem Eistee und Wassereis.
Auch den Bediensteten mache die Witterung zu schaffen, sagte ein Sprecher des Bundes der Strafvollzugsbediensteten in Hamburg. Große Ventilatoren sollen während der Arbeit für Abkühlung sorgen. Kurze Hosen seien auch bei Temperaturen jenseits der 30 Grad nicht erlaubt, so der Sprecher. Dafür sei aber die Krawattenpflicht in diesen Tagen gelockert. Für die Insassen stünde bei der drückenden Hitze leichteres Essen auf dem Speiseplan. Zudem gebe es für die Häftlinge öfter und längere Freistunden.
Sylter Dünenvegetation leidet unter Klimawandel
Der Klimawandel bedroht die Sylt-typische Dünenvegetation. Die Sylter Krähenbeere werde den von Wissenschaftlern prophezeiten Temperaturanstieg vermutlich nicht überleben, warnen Biologen der Naturschutzgesellschaft Schutzstation Wattenmeer. Eine Untersuchung der Uni Oldenburg habe ergeben, dass die tannengrünen Krähenbeerensträucher auf Sylt bis zum Jahr 2050 verschwunden sein könnten, sagte Biologe Rainer Borcherding.
Langfristig werden sie vermutlich durch die lila blühende Besenheide ersetzt. „Das sieht auch nett aus, aber es fehlen die Beeren als Futter für die Zugvögel, und die Insel wird ihren besonderen Heideduft verlieren.“ Die Krähenbeerensträucher geben laut Borcherding ganzjährig einen besonderen Geruch ab, den viele Insulaner und die Stammgäste der Insel kennen. Sylt beherbergt den Angaben zufolge die Hälfte aller Heideflächen Schleswig-Holsteins.
Hamburger Klimaforscherin: Sommer werden extremer
Dürre, Waldbrandgefahr, Kreislaufprobleme: Der Sommer in Deutschland zeigt seit Wochen Schattenseiten - und in Zukunft müssen wir uns auf noch viel mehr Hitzetage und tropische Nächte einstellen. Davon sind Klimaexperten überzeugt. „Es wird weiterhin schöne und schlechte Sommer geben, aber die extremen Sommer werden häufiger auftrete“, sagt Daniela Jacob, Direktorin am Climate Service Center in Hamburg. Das Institut ist eine Einrichtung des Helmholtz-Zentrums Geesthacht in Schleswig-Holstein. Zukünftige Klimaszenarien zeigen laut Jacob: Ob beim Städtebau oder in der Landwirtschaft - überall brauche es Anpassung an das Extremwetter. „Wir müssen heute handeln“, betont die Professorin.
Bereits zur Mitte des Jahrhunderts wird es nach Worten von Jacob in Deutschland mehr Hitze- und Dürreperioden sowie Starkregen und heftigere Stürme geben. „Aber zum Ende des Jahrhunderts wird es sich noch viel deutlicher zeigen, ob wir Klimaschutz betrieben haben oder nicht“, erklärt sie. Das Klima reagiere sehr langsam. „Heute eingeleitete globale Klimaschutzmaßnahmen greifen erst ab Mitte des Jahrhunderts.“ Veränderungen bis 2050 seien nur noch wenig zu beeinflussen.
Für die Zeit 2050 bis 2100 aber sind laut Jacob noch gravierende Unterschiede bei der Erwärmung möglich – abhängig vom Klimaschutz. Das zeige sehr anschaulich die Zahl der Hitzetage, die die Temperaturen auf mehr als 30 Grad steigen lassen: Zum Ende dieses Jahrhunderts sind es den Modellen zufolge im Schnitt in Deutschland lediglich drei Hitzetage mehr als im Vergleichszeitraum 100 Jahre zuvor, wenn das Ziel des Pariser Klimaabkommens – die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen – wirklich geschafft wird. Wenn aber wie bisher Treibhausgase in die Atmosphäre entlassen werden, das sogenannte Weiter-wie-bisher-Szenario, dann sind es schon zwölf Hitzetage mehr. Die Jahresmittel-Temperatur würde dabei um etwa 3,7 Grad steigen.