Hamburg. 100 “Refill“-Anlaufstellen gibt es in der Hansestadt. Kommende Woche könnten die Temperaturen neuen Höchstwert erreichen.

Auch in den nächsten Tagen bleibt es heiß. Der Hitze-Blog vom Hamburger Abendblatt.

Nord- und Ostsee werden immer wärmer

Die Temperaturen der Nordsee und der Ostsee steigen in diesen Wochen immer weiter - und zwar in einem zuvor noch nicht beobachteten Tempo. Im Juli betrug die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Nordsee 16,3 Grad und liegt damit nur 0,1 Grad unter der bisherigen Rekordtemperatur von 2014. Das teilte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) am Freitag in Hamburg mit. Wegen der außergewöhnlichen Temperaturen, die sich bis in den August ziehen, erwartet das BSH einen weiteren Anstieg der Temperaturen. Schon der Temperaturanstieg zwischen März und Juli verlief mit 11,4 Grad extrem steil und wurde in dieser Form zum ersten Mal beobachtet.

Davon ist auch die durchschnittliche Oberflächentemperatur der Ostsee betroffen. Hier wurde mit 20 Grad sogar ein neuer Rekord aufgestellt. Damit liegt die Temperatur 0,5 Grad über der letzten Höchsttemperatur im Juli 2014 und um 2,8 Grad über dem Langzeitmittel der vergangenen rund dreißig Jahre.

Hamburg-Sylt: Verspätungen nach Böschungsbrand

15.30 Uhr: Die Bahnstrecke Hamburg-Sylt musste wegen einer brennenden Böschung am frühen Nachmittag gesperrt werden. Dadurch könne es jetzt noch zu Verspätungen durch Rückstau kommen, sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn. Der Brand sei gegen 14 Uhr ausgebrochen, aber schnell wieder gelöscht worden. Die Sperrung konnte nach einer halben Stunde aufgehoben werden.

Mehr als 100 "Refill"-Anlaufstellen in Hamburg

Im Norden bieten immer mehr Restaurants, Cafés, Einkaufsläden und auch Zentren von Kirchengemeinden die Möglichkeit an, nicht nur bei der derzeit anhaltenden Hitze mitgebrachte Wasserflaschen kostenlos aufzufüllen. Sie haben sich der bundesweiten «Refill»-Initiative angeschlossen und sind an einem blauen Aufkleber mit Wassertropfen am Eingang zu erkennen. «In Deutschland gibt es derzeit 2.129 Stationen», sagte «Refill»-Gründerin Stephanie Wiermann am Freitag dem epd.

Überblick über die Stationen

Mehr als 100 «Refill»-Anlaufstellen gibt es in Hamburg, wo auch die deutschen Anfänge liegen: In Hamburg wurde das Projekt nach einem Vorbild im britischen Bristol im März 2017 gestartet. Weitere Stationen in Schleswig-Holstein finden sich in Kiel, Lübeck, Eckernförde, Heide, Marne und Wesselburen. In Mecklenburg-Vorpommern sind sie in Stralsund, Greifswald auf der Halbinsel Fischland-Darß-Zingst. Es komme aber nicht darauf an, welche Stadt die meisten habe, betonte Wiermann: «Wichtig ist das gemeinsame Ziel.» Stationen werden im Internet in fast 70 Städten auf einer interaktiven Karte unter www.refill-deutschland.de dokumentiert.

In Niedersachsen helfen Feuerwehren beim Gießen

Trockenheit und Hitze stellen die Städte in Niedersachen vor große Probleme bei der Bewässerung ihrer Grünflächen. Die Grünflächenpflege arbeite am Limit, alle verfügbaren Kräfte würden sich um das Bewässern kümmern, sagte ein Sprecher der Stadt. In Braunschweig werden derzeit pro Tag etwa 600 000 Liter Wasser benötigt, um zum Beispiel Parks zu bewässern, wie ein Sprecher der Stadt am Freitag sagte. Dies sei erheblich mehr als im Vergleich zu den Vorjahren in dieser Jahreszeit. 30 Freiwillige Feuerwehren helfen beim Gießen.Auch in Oldenburg wird die Trockenheit für viele der 70 000 Bäume im Stadtgebiet zum Problem: Durch den Wassermangel verfärben sich immer mehr Blätter braun und fallen zu Boden. „

Harzwasserwerke liefern Rekordmenge an Trinkwasser

Die Hitze der vergangenen Wochen hat zu Rekorden beim Wasserverbrauch geführt. Die Harzwasserwerke als größter Versorger Niedersachsens haben im Juli mehr als zehn Millionen Kubikmeter Trinkwasser ausgeliefert. Dies seien fast 30 Prozent mehr als im Juli des vergangenen Jahres, teilte das Unternehmen am Freitag mit. „Fast alle unserer Wasserwerke sind zu nahezu hundert Prozent ausgelastet“, sagte der Kaufmännische Geschäftsführer Renke Droste. Schon im Mai und im Juni sei der Wasserbedarf der Kunden extrem hoch gewesen.

Die Harzwasserwerke beliefern in Niedersachsen und Bremen rund zwei Millionen Menschen und eine Vielzahl von Industriebetrieben. Das meiste Wasser kommt aus Talsperren im Harz. Diese sind derzeit nur noch zu rund 55 Prozent gefüllt. Grund dafür sind vor allem fehlende Niederschläge. Zwischen Februar und Juli seien im Oberharz nur knapp 300 Millimeter Niederschlag gefallen, sagte Droste. Damit sei dies der trockenste Zeitraum seit Beginn der Wetteraufzeichnungen der Harzwasserwerke im Jahr 1857. Wegen der hohen Temperaturen verdunsteten zudem täglich rund 50 000 Kubikmeter Wasser. Dies entspreche dem täglichen Verbrauch von etwa 400 000 Menschen. Die Trinkwasserversorgung sei aber nicht gefährdet.

Gegen die Hitze: Gelockerte Arbeitsvorschrifren

Zum Schutz ihrer Beschäftigten hat die Landesregierung in Kiel auf die Dauerhitze reagiert. In der Staatskanzlei werden die Mitarbeiter in diesen Tagen kostenlos mit Mineralwasser versorgt. Und Regierungsmitarbeiter dürfen derzeit früher mit der Arbeit beginnen und später aufhören als sonst: Der sogenannte Arbeitszeitrahmen wurde auf 6.00 bis 21.00 Uhr ausgeweitet. Normalerweise beginnt er eine halbe Stunde später und endet eine halbe Stunde früher. Die Ausweitung ist zunächst bis zum Freitag nächster Woche befristet. Laut „Technischer Regel für Arbeitsstätten“ sollen bei mehr als 26 Grad Maßnahmen ergriffen werden, die die Beanspruchung der Mitarbeiter reduzieren. Ab 30 Grad sind sie zwingend erforderlich. Staatskanzleichef Dirk Schrödter empfiehlt, sicherzustellen, dass die Raumtemperatur „gesundheitlich zuträglich“ ist.

Rekordabsätze bei Langnese-Eis

Die anhaltende Hitze sorgt auch für Rekordabsätze beim Eis. Wie der zu Unilever zählende Eiskreme-Hersteller Langnese in Hamburg mitteilte, verlassen täglich 80 Lastwagen mit insgesamt 10,5 Millionen Eis das größte deutsche Werk in Heppenheim. Der diesjährige Rekordsommer sorge für zusätzliche Schichten.

Bis zu 2.200 Magnum laufen in Heppenheim pro Minute vom Band - 24 Stunden am Tag und sieben Tage die Woche. Auf das Jahr gerechnet könnte man damit eine Strecke viereinhalb Mal um die Erden legen. Mit der Anzahl an produzierten Capris pro Jahr (34 Millionen!) könnten 7.800 Badewannen mit Orangensaft gefüllt werden. Die Wahl des Eises hängt laut Langnese sehr stark vom Wetter ab: Je heißer und sonniger, desto öfter der Griff nach fruchtigem Sorbet.

Neue Rekordtemperaturen zu erwarten

Die Hitze hat Hamburg weiter fest im Griff. Am Wochenende wird es zunächst zwar eine kleine Pause von den extremen Temperaturen geben. "Am Sonnabend erwarten wir bis zu 28 Grad und möglichweise einen kleinen Schauer", sagt Dominik Jung, Meteorologe am Institut für Wetter + Klimakommunikation, dem Abendblatt. "Am Sonntag wird es mit maximal 25 Grad dann ganz angenehm."

Doch die Verschnaufpause dauert leider nicht lang. Schon Anfang der kommenden Woche steigen die Temperaturen auf 32 Grad in der Spitze, am Mittwoch sind sogar bis zu 37 Grad in Hamburg möglich. "Je nach Klimamodell variieren die Vorhersagen zwischen 35 und 37 Grad", so Jung. Erst danach ist mit einer mehrtägigen Abkühlung und auch vermehrt Regen zu rechnen. Grund für die große Hitze sind die beiden Hochdruckgebiete "Ingolf" und "Johannes", die unter anderem dafür sorgen, dass heiße Luft aus dem Mittelmeerraum nach Norddeutschland strömt.

Abkühlen im Snow Dome und in Einhornhöhle

Bei Temperaturen von mehr als 30 Grad sehnen sich viele Menschen nach Abkühlung. Neben einem Bad im See oder Meer sind kühle Orte deshalb beliebt. Mancherorts in Niedersachsen und Bremen kann man sich wie im Winter fühlen. So können Sportfans im Snow Dome in Bispingen bei Temperaturen zwischen minus zwei und minus vier Grad auch im Sommer Ski- und Snowboardfahren. Die Piste ist 300 Meter lang, ein Sessellift bringt die Besucher zum knapp 30 Meter hohen Gipfel. Natürlich kühl ist es hingegen in der Einhornhöhle im Kreis Osterode. „Im Sommer sind wir der von Natur aus kälteste Ort Norddeutschlands“, sagt der Betreiber der Höhle Ralf Nielbock. Ihm zufolge zeigt das Thermometer ganzjährig sieben Grad an.

Obstbäume erleiden erste Schäden

Die Obstbäume im Alten Land haben wie befürchtet in diesem Sommer erste Schäden erlitten. Die Blätter von Birnen- und Apfelbäumen seien teilweise verbrannt, auch weil das Beregnungswasser zu salzhaltig war. Das sagte Karsten Klopp, Leiter des Obstbauzentrums Esteburg der Landwirtschaftskammer Niedersachsen in Jork. „Das Salzwasser aus der Nordsee fließt derzeit verstärkt elbaufwärts, weil weniger Süßwasser kommt“, erklärte er. Zuvor hatte das „Altländer Tageblatt“ darüber berichtet. Seit der letzten Elbvertiefung sei die Brackwasserzone auf dem Vormarsch, hieß es dort. Betroffen seien vor allem die Blätter bereits geschwächter Apfelbäume, sagte Klopp. Die Früchte selbst hätten bislang zwar noch nicht gelitten, doch könnten die Blattschäden die betroffenen Bäume langfristig beeinträchtigen.

Der Hitze-Blog vom Donnerstag