Hamburg/Kiel/Hannover. Temperaturen machen Mensch und Umwelt weiter zu schaffen – auch wenn der bisherige Hitzerekord noch nicht gebrochen ist.

Mit fast 35 Grad blieb Hamburg am gestrigen Dienstag hinter einem zunächst prophezeiten neuen Hitzerekord zurück. Der bislang höchste Wert in der Hansestadt seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war mit 36,9 Grad am 20. Juni 1994 gemessen worden. Dass dieser nicht übertroffen wurde, lag laut Deutschem Wetterdienst an der „kühlenden“ Bewölkung. Dennoch wurden an der Messstation Fuhlsbüttel 34,2 Grad gemessen, in Neuwiedenthal sogar 34,9.

Damit war es der heißeste 31. Juli, den es bislang in Hamburg gab – im Sommer 1994 wurden an dem Tag „nur“ 33,6 bzw. 33 Grad gemessen. Zudem wurde gestern eine erhöhte Ozonkonzentration in der Luft gemessen: Mit 184 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft (μg/m³) war der sogenannte „Informationswert der EU“ am Flughafen Fuhlsbüttel überschritten worden, der bei 180 liegt. Der „Warnwert“ liegt erst bei 240.

Heute zeigt sich der Himmel über dem Norden wieder freundlich. „Es gibt zum Teil dichtere Wolken, aber nur ein geringes Schauerrisiko“, sagt Meteorologe Markus Eifert vom Deutschen Wetterdienst. Die Temperaturen würden auf ein „erträglicheres Niveau“ sinken: an der Ostsee auf 25 bis 27 Grad, an der Nordsee 22 bis 24 Grad und im Binnenland 25 bis (wie in Hamburg) 30 Grad. Hitzefolgen waren auch gestern spürbar:

Fischsterben in der Alster: An der Fuhlsbüttler Schleuse wurde am Dienstag erneut rund eine Tonne toter Fisch geborgen. „Sollten sich die Wetter­bedingungen nicht ändern, ist mit weiterem Fischsterben zu rechnen“, sagte Christian Ebel vom Gewässerschutz der Umweltbehörde. Aktuell beträgt die Temperatur der Alster an der Schleuse 22 Grad (an der Lombardsbrücke: 26 Grad), der Sauerstoffgehalt liegt bei unter zwei Milligramm. „Bei weniger als vier Milligramm erfahren die Fische Stress, ab drei Milligramm kommt es zum ersten Fischsterben“, erklärt Ebel, der mit 95 Prozent Bestandsverlust an der Fuhlsbüttler Schleuse rechnet.

Ob der Fischbestand generell gefährdet ist, lasse sich noch nicht sagen, da noch kein flächendeckendes Fischsterben eingetreten sei. Dennoch sei laut Ebel mit einem nachhaltigen Rückschlag für das Ökosystem zu rechnen. Weil es für die Gewässer wichtig sei, die toten Fische abzufischen, bittet die Hamburger Umweltbehörde Anwohner, unter der Telefonnummer (040) 428 40-2300 größere Mengen toter Fische zu melden. In Schleswig-Holstein sind laut Umweltministerium bislang nur vereinzelte Fälle von Fischsterben aufgetreten.


Blaualgen und Zerkarien:
Die Badestellen am Öjendorfer See sind wegen der giftigen Blaualgen, die zu Haut- und Schleimhautreizungen, Bindehautentzündungen und Ohrenschmerzen führen können, nach wie vor gesperrt. Zerkarien, die zu Hautentzündungen und Juckreiz führen, kommen bislang nur im Stadtparksee und im See hinterm Horn vor. Wegen der steigenden Wassertemperaturen weist die Umweltbehörde aber darauf hin, dass mit einem erhöhten Vorkommen auch in anderen Gewässern gerechnet werden muss.

Klimaanlage in Reisebus defekt:Wegen einer kaputten Klimaanlage sind am Montag mehrere Jugendliche in einem Reisebus auf der Autobahn 1 kollabiert. Die Reisegruppe mit 95 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen zehn und 16 Jahren war in der Nähe von Wildeshausen (Kreis Oldenburg) unterwegs, als die Klimaanlage des Fahrzeugs ausfiel. Der Bus hielt auf einem Rastplatz, da nach Angaben der Polizei etwa 20 Insassen wegen der Hitze mit Kreislaufproblemen zu kämpfen hatten. Rettungskräfte behandelten sie und brachten einige in ein Krankenhaus.

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Feuerquallen-Alarm: In Heiligendamm an der mecklenburgischen Küste sind in den vergangenen Tagen mindestens 90 Menschen durch Feuerquallen verletzt worden. Dafür seien starke Ost- und Nordostwinde verantwortlich, außerdem das warme Wasser, in dem junge Quallen schnell heranwüchsen, heißt es. Die Rettungskräfte an den Stränden Mecklenburg-Vorpommerns seien der Quallen wegen im Dauereinsatz, teilte die Wasserwacht in Bad Doberan mit. An der Ostseeküste in Schleswig-Holstein lassen sich laut DLRG derzeit nur an den Stränden zwischen Glücksburg und Travemünde vereinzelte Exemplare sehen. Das könne sich jedoch schnell ändern, wenn der Wind drehe.

Ostsee jetzt bei 23 Grad: Abgesehen von Quallen haben Urlauber an den deutschen Küsten angenehme Badetemperaturen. Auf Rügen und Usedom hat der Deutsche Wetterdienst Ende Juli 23 Grad gemessen. Auf Fehmarn sind es immerhin 22 Grad. Bei Sylt kommt die Nordsee auf 21 Grad, Norderney erreicht 20 Grad Wassertemperatur.

Weniger Strom: Wegen der Hitze reduzieren einzelne Atomkraftwerke in Deutschland die Menge an abgeleitetem Kühlwasser und fahren damit ihre Leistung herunter. In Norddeutschland produzieren die Kernkraftwerke Grohnde und Brokdorf nach Angaben des Betreibers PreussenElektra wegen der leicht erhöhten Gewässertemperaturen etwas weniger Strom als üblich.

Frauen macht die derzeitige Hitze übrigens häufiger gesundheitlich zu schaffen als Männern. Schlechter im Vergleich zu normalen Sommertagen geht es nach eigenem Bekunden gerade 54 Prozent der Frauen, wie die Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK Gesundheit ergab. Männer sprachen demnach zu 36 Prozent von einem schlechteren Befinden. Zu schaffen machen den Befragten mit außergewöhnlich starken Hitzeproblemen vor allem Abgeschlagenheit (75 Prozent), Schlafstörungen (62 Prozent), Kopfschmerzen (38 Prozent) und Schwindel (33 Prozent).

Grafiken zur Hitzewelle in Deutschland – und einen Vergleich der letzten 60 Jahre finden Sie unter: interaktiv.abendblatt.de/rekordsommer-2018