Die Hitze und ihre Folgen: Mehr Kreislaufpatienten in den Notaufnahmen, mehr Badetote – und ein ausgefallenes Feuerwerk

    Am Mittwoch kam das Gewitter dazwischen, aber gestern war es dann doch so weit. Hamburg erlebte den heißesten 26. Juli seit Beginn der Wetteraufzeichnungen im Jahr 1881. Heute wird es ähnlich warm werden, sagt Markus Eifried, Meteorologe beim Deutschen Wetterdienst in Hamburg. Am Sonnabend soll es dann aber einen Wetterumschwung geben. „Anfangs werden wir viel Sonne und Temperaturen von bis zu 33 Grad bekommen“, sagte Eifried, „aber dann zieht von Westen her eine Wolkenfront durch. Auch Regen und Gewitter sind möglich. Danach fällt das Thermometer auf unter 30 Grad.“ Hitze im Norden – wir haben zusammengetragen, was an diesem Rekordtag geschah.


    Die Zahl der Patienten, die mit hitzebedingten Gesundheitsproblemen in die Notaufnahmen kommen, nimmt zu. „Es kommen nicht mehr Patienten, aber die Zusammensetzung verändert sich“, sagte Dr. Gabriele Groth, Notärztin in der Asklepios Klinik Altona. Unter den Patienten seien besonders viele chronisch Kranke, die etwa unter Bluthochdruck oder Herzproblemen litten. Auffällig sei aber auch die hohe Zahl junger Menschen, die mit Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel kämen. „Sie unterschätzen die Auswirkungen, die diese Hitze hat, und trinken zu wenig Wasser und abends zu viel Alkohol“, so die Ärztin. Das gelte insbesondere für die Gruppe der 17- bis 28-Jährigen, die oft unmittelbar vom Elbstrand in die Notaufnahme kämen.


    25,2 Grad Celsius – so warm war gestern die Elbe im Südosten von Hamburg. Um 8.40 Uhr ergab eine Messung der Umweltbehörde diesen Wert an der Station Bunthaus in Wilhelmsburg. In Waltershof (Seemannshöft) wurden hingegen 23,5 Grad gemessen. In Blankenese stieg das Thermometer auf 23,3 Grad. Im Kreis Herzogtum Lauenburg wurde sogar eine Wassertemperatur von 27 Grad Celsius erreicht. Für Badegäste sind das zwar optimale Werte, auch wenn vom Schwimmen in der Elbe abgeraten wird – für die Fische wird es hingegen allmählich kritisch. Mit dem Temperaturanstieg sinkt der Sauerstoffgehalt im Gewässer. Es droht ein Fischsterben.


    Das Feuerwerk zur Eröffnung des Sommer-Doms ist abgesagt. Der Deutsche Wetterdienst habe den Waldbrandindex auf Stufe 4 festgelegt, heißt es aus der zuständigen Wirtschaftsbehörde. „Wiesen, Wälder, Parks und Böschungen sowie das tiefgehende Erdreich sind ex­trem trocken“, sagt Sprecher Christian Füldner. Die Abschussstelle für das Höhenfeuerwerk liege in unmittelbarer Nähe zu den Büschen und Bäumen in Planten un Blomen und den Wallanlagen, zudem sei böiger Wind vorhergesagt. „In Abstimmung mit der Feuerwehr Hamburg wird das geplante Dom-Feuerwerk nicht stattfinden.“ Rund 260 Schausteller gastieren bis zum 26. August auf dem Heiligengeistfeld. Das Feuerwerk steigt traditionell an jedem Freitagabend um 22.30 Uhr.


    Hochbahn-Mitarbeiter verteilten gestern an den Bahnsteigen der Umstiegshaltestellen Wandsbek Markt, Kellinghusenstraße und Berliner Tor Wasser an Fahrgäste, die keines dabeihatten und unter der Hitze litten. Bereits seit Beginn der Hitzewelle können Fahrgäste sich an den Stützpunkten der Hochbahn-Wache am Jungfernstieg und am Hauptbahnhof mit Wasser versorgen. Angesichts der anhaltenden Temperaturen weitet die Hochbahn-Wache die Versorgung im Netz an den genannten zentralen Knotenpunkten aus.


    Experten rechnen in diesem Sommer mit deutlichen Einbrüchen bei der Erdbeerernte in Schleswig-Holstein. Derzeit wird von rund 7000 Tonnen Erdbeeren ausgegangen, wie das Statistikamt Nord mitteilte. Damit läge die Menge noch hinter dem regenbedingt niedrigen Wert des Vorjahres von knapp 8000 Tonnen. In guten Jahren werden im Norden mehr als 10.000 Tonnen Erdbeeren geerntet. Durchschnittlich verlief nach Angaben des Statistikamtes die Spargelernte. Nach ersten Erntedaten haben die Spargelbauern einen Durchschnittsertrag von rund 43 Dezitonnen je Hektar erzielt. Sie kamen auf eine Erntemenge von knapp 1800 Tonnen. Das waren 16 Prozent weniger als im Vorjahr.


    Seit Donnerstagfrüh ist die Zugstrecke zwischen Hamburg und Hannover wieder frei. Wohl wegen eines wegen Gewitters auf die Gleise gestürzten Baums musste am Mittwochnachmittag ein ICE zwischen Hamburg und Hannover auf offener Strecke stoppen. Nach einem NDR-Bericht wurde bei dem Hitzegewitter auch eine Oberleitung beschädigt. Weil der Zug keinen Strom mehr hatte, fiel auch die Klimaanlage aus. 450 Menschen mussten zwei Stunden in den Waggons ausharren. Damit frische Luft in den ICE kommt, öffnete der Zugführer die Türen. Eine Diesellok schleppte den Zug nach Rotenburg.


    Der Deutsche Bauernverband hat Bund und Länder aufgefordert, wegen der andauernden Hitze und Dürre einen Notstand zu erklären und Landwirte unbürokratisch zu unterstützen. „Die Lage ist ernst“, sagte Verbandspräsident Joachim Rukwied der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. Im Durchschnitt seien Ernteausfälle in Höhe von 20 Prozent zu befürchten, vor allem im Norden und Osten Deutschlands breche die Ernte aber um bis zu 70 Prozent ein. „Dort sind manche Betriebe in ihrer Existenz bedroht.“ Insgesamt zeichneten sich in diesem Jahr Schäden in Milliardenhöhe ab, warnte Rukwied. Wenn Bund und Länder die Notstandssituation ausriefen, sei damit die rechtliche Voraussetzung gegeben, um Betriebe mit Geld zu unterstützen, deren Ernteerträge 30 Prozent unter dem Schnitt der vergangenen fünf Jahren lägen. Einige Bauern bräuchten das, um überhaupt ins nächste Jahr gehen zu können, sagte der Bauernpräsident.


    Die Zahl der Badetoten in Niedersachsen ist in dieser Woche drastisch angestiegen. Allein seit Dienstag starben fünf Männer in offenen Gewässern. Bei drei Fällen waren die Opfer zwischen 19 und 22 Jahren alt. Im Gesamtjahr 2017 lag die Zahl der Badetoten in Niedersachsen bei 55. In diesem Jahr sind es schon mehr als 30. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft in Niedersachsen sieht die Entwicklung stark wetterabhängig. „Wenn es heiß ist, gehen die Leute natürlich mehr ins Wasser“, sagte Nico Reiners vom DLRG-Landesverband Niedersachsen.


    Auf den Autobahnen in Schleswig-Holstein und Niedersachsen gibt es erste Hitzeschäden. Auf der A 1 Richtung Norden zwischen Eutin und Neustadt-Mitte hatten sich am Donnerstag Beton-Fahrplatten durch die Hitze aus ihren Fugen gehoben. Die Schäden sollten noch in der Nacht repariert werden. In Niedersachsen war ein Teilstück der A 27 betroffen. Zwei Betonplatten hatten sich verkantet und mussten ausgetauscht werden.