Hamburg. Hamburger Supermarktkette will auf Verpackungen verzichten. Stattdessen wird Obst und Gemüse mit Laseretiketten versehen.

Edeka-Kunden könnten beim nächsten Einkauf auf ungewöhnliches Obst und Gemüse in ihrem Markt stoßen: Melonen mit eingestanztem Bio-Logo oder Zitronen mit direkt in die Schale geschnittenen Schriftzug „Edeka select“. Die Hamburger Supermarktkette will zunehmend auf Plastikverpackungen verzichten und versieht daher zahlreiche Früchte mit Laser-Etiketten.

Wie das Unternehmen am Mittwoch mitteilte, werden nach Mangos, Ingwer, Süßkartoffeln und Kokosnüssen aus ökologischem Anbau nun auch Avocados, Kiwis, Wassermelonen, Kürbisse, Zitrusfrüchte und Gurken gelasert. „Perspektivisch können somit 50 Millionen Etiketten und Folien pro Jahr eingespart werden – das entspricht rund 50 Tonnen Verpackungsmaterial“, sagt Edeka-Sprecher Rolf Lange dem Abendblatt. „Wir sind zuversichtlich, dieses Ziel in den kommenden zwei bis drei Jahren erreichen zu können.“

Neuartiger Laser-Drucker im Fruchtkontor

Beim sogenannten „Smart Branding“ werden mit einem hochauflösenden Laser Schrift und Logo auf die Frucht aufgebracht. Dabei werden durch das Verfahren lediglich Pigmente auf der äußeren Schale entfernt. Die Frucht wird nach Angaben von Edeka nicht beschädigt – Geschmack und Haltbarkeit blieben einwandfrei.

Für das neue Verfahren hat Edeka im unternehmenseigenen Fruchtkontor im Hamburger Hafen eine spezielle Maschine angeschafft, die das Lasern automatisch übernimmt. „Letztlich ist der Aufwand vergleichbar mit dem Aufbringen von normalen Etiketten“, sagt Edeka-Sprecher Lange. Allerdings müssten bei der neuen Technik einige Besonderheiten beachtet werden. „Nur Obst- und Gemüsesorten mit harter Schale eignen sich zum Lasern. Bei anderen Sorten wie etwa Tomaten würde die Qualität leiden.“ Auch kleine Obstsorten wie Kirschen lassen sich nicht mit Laseretiketten versehen.

Gurken müssen nicht eingeschweißt werden

Grundsätzlich kommt die Hamburger Supermarktkette so aber zumindest ihrem Ziel ein kleines Stück näher, so weit wie möglich auf Plastikumverpackungen zu verzichten. Biogurken müssen nun beispielsweise nicht mehr eingeschweißt und mit einem Klebeetikett versehen werden, um die von konventioneller Ware im Markt abzugrenzen. „Smart Branding ist eine umweltfreundliche Art der Kennzeichnung, da keine weiteren Verpackungsmaterialien benötigt werden“, so Lange. „Das zahlt auf unsere Zielsetzung ein, bei unseren Eigenmarken Verpackungen nach Möglichkeit zu vermeiden oder ökologisch sinnvoller zu gestalten.“ Schon jetzt biete man nahezu alle Obst- und Gemüseprodukte auch lose an. Kunststoffschalen würden so weit wie möglich durch Papierschalen ersetzt.

Die großen deutschen Handelsketten stehen schon seit Längerem in der Kritik, durch den übermäßigen Einsatz von Plastik, die weltweite Flut an Müll zu vergrößern. „Wenn wir nicht die Art und Weise ändern, wie wir Kunststoffe herstellen und verwenden, wird 2050 in unseren Ozeanen mehr Plastik schwimmen als Fische“, sagte jüngst der Erste Vizepräsident der EU-Kommission, Frans Timmermans.

Protestaktion des BUND gegen Plastikmüll

Die Umweltschutzorganisation BUND hatte im Juli Edeka und auch andere Supermarktketten wegen zu vieler Plastikverpackungen heftig angegriffen. „Plastic-Attack“ lautete der Name der Aktion, die die Jugendorganisation des BUND organisiert hatte. Nachdem die Teilnehmer im Edeka-Markt Struve an der Eppendorfer Landstraße eingekauft hatten, befreiten sie ihre Ware vor dem Laden aus ihren Verpackungen. „Die Müllberge, die dabei entstehen, sollen zeigen, dass die Uhr tickt“, erklärte Organisator Steffen Wolff von der BUNDJugend.

„Wir fordern geschlossene Müllentsorgungssysteme weltweit, ein Verbot von Mikroplastik in Kosmetika und möchten alle Menschen dazu animieren, den eigenen Plastikverbrauch zu reduzieren“, so Wolff weiter. Damit fange man am besten dort an, wo das Problem entstehe: im Supermarkt.

Rewe und Lidl verbannen Plastik-Trinkhalme

Neben Edeka versuchen auch andere Handelsketten den Plastikmüll einzudämmen. So will Rewe künftig auf den Verkauf von Plastikstrohhalmen verzichten. Die Trinkhalme seien ein typisches Wegwerfprodukt, das im Schnitt nur 20 Minuten genutzt werde, bevor es im Müll lande, so der Konzern. Der Discounter Lidl und dessen Schwesterunternehmen Kaufland wollen ab Ende 2019 auf Trinkhalme und Einweggeschirr aus Plastik sowie Wattestäbchen aus Kunststoff verzichten.

Nahezu alle großen deutschen Handelsketten haben mittlerweile auch Tragetaschen aus Papier als Alternative zu Plastiktüten im Programm, kostenlose Tüten wurden weitgehend verbannt. Allerdings geschieht dies nicht ganz freiwillig. Die Händler wollen so EU-Sanktionen zuvorkommen.