Hamburg. Ein Verein will künftig Theaterbesuche an junge Menschen vermitteln. Das Abendblatt sprach mit der Vereinschefin.

Der Verein KulturLeben engagiert sich in der Kulturvermittlung. Sein Ziel ist es, eher kulturfernen Hamburgern den Besuch von Theatern und Museen zu ermöglichen. Nun hat die Initiative mit dem „KulturKlub“-Angebot eine neue Bevölkerungsgruppe ins Auge gefasst: Kinder. Das Abendblatt sprach mit der Vereinschefin Petra Schilling.

Um was geht es beim Angebot des „KulturKlubs“?

Petra Schilling: Im Zentrum der KulturKlub-Idee steht das Ziel, kulturelle Teilhabe für Kinder zu ermöglichen, die in Familien mit nur geringen Einkünften groß werden. Hamburg ist eine reiche Stadt, doch leider lebt selbst hier etwa jedes fünfte Kind in Armut. Kinderarmut geht meist mit schlechteren gesellschaftlichen und kulturellen Teilhabechancen einher – ein Start ins Leben, der die Kinder in ihrer Bildungs- und späteren Erwerbsbiografie oft nachhaltig einschränkt. Hier setzen wir mit unserem Projekt an: Indem wir kostenfreie Zugänge zu dem so vielfältigen und hochwertigen Kinderkultur-Angebot unserer Stadt schaffen, helfen wir, Horizonte zu erweitern und Schwellen abzusenken, und setzen uns so ganz praktisch für mehr Chancengerechtigkeit ein.

Einkommensschwache sind seit 2011 im Fokus des Vereins. Was haben Sie seitdem über Berührungsängste gelernt?

Schilling: Es gibt KulturGäste, wie wir die Nutzer unseres Angebots nennen, die sich schon immer intensiv für Kultur interessiert haben, die genau wissen, was sie sehen oder hören wollen, und denen wir mit unserem Angebot einfach über eine ökonomische Hürde helfen können. Und dann gibt es viele Menschen, die mehr Unterstützung, die Beratung und vielfach auch Ermutigung brauchen. Aus diesem Grunde halten wir bis heute ganz altmodisch an unserer telefonischen Vermittlungsarbeit fest. Das persönliche Gespräch mit unseren KulturGästen auf Augenhöhe bildet das Herzstück unserer Arbeit. Zu dieser Haltung gehört auch, dass etwa die Hälfte unseres ehrenamtlichen Vermittlungsteams selbst ALG II oder Grundsicherung bezieht und als KulturGast angemeldet ist. Die Nutzer merken, dass sie sich mit ihren Fragen und sozialen Schwellenängsten bei uns aufgehoben fühlen können.

In welchem Maße setzen Sie bei Kindern Interesse an etwa Theaterstücken voraus?

Schilling: Ein konkretes Interesse an einzelnen Kunst- und Kulturformen setzen wir nicht voraus – dafür sind die Lebensumstände unserer kleinen KulturGäste zu unterschiedlich. Worauf wir allerdings bauen, ist die kindliche Neugierde, das Interesse daran, Neues zu erkunden und dabei etwas zu lernen. Unsere Kulturpartner, die das Projekt mit Kartenspenden unterstützen, wissen, dass viele Kinder, die sie über uns zukünftig besuchen werden, keine oder nur eingeschränkte Vorerfahrungen mitbringen. Das bringt nicht selten praktische Pro­bleme mit sich, wenn Kinder, die etwa noch nie im Theater waren, nicht wissen, dass man während des Stückes – wenn das Licht ausgeht – ruhig ist und sitzen bleibt. Unsere Kulturpartner wissen, wie man damit umgeht, sodass die Kinder den Spaß nicht verlieren.

Das Angebot richtet sich an Kinder aus St. Pauli. Ist eine Ausweitung geplant?

Schilling: Das ist unser Wunsch. Nachdem wir zuletzt etliche Kooperationspartner gefunden haben, werden wir im September mit der Kartenvermittlung starten. Parallel suchen wir Förderer – der KulturKlub ist ausschließlich auf Spenden und Projektfördermittel angewiesen. Wenn wir die Finanzierung sichern können, steht einer stadtweiten Weiterentwicklung nichts im Wege.

Infos unter www.kulturleben-hamburg.de