Hamburg. Der Gründer und langjähriger Leiter der Kammeroper und des Theaters für Kinder ist mit 76 Jahren in Italien gestorben.
Wer in Zeiten knapper Kulturkassen ein Theater gründet, der hat entweder im Lotto gewonnen oder ist so theaterbesessen, dass ihn nichts von seinem Vorhaben abbringen kann. Uwe Deeken war so einer. Als er 1996 die Hamburger Kammeroper gründete, konnte er damals zwar schon auf knappe 30 Jahre Erfahrung mit seinem Kindertheater in der Max-Brauer-Allee zurückblicken. Das erste private Kindertheater der Bundesrepublik. Aber dann eine kleine Musiktheater-Spielstätte ins Leben zu rufen, die zunächst einmal ganz ohne öffentliche Mittel auskam, da muss man ein inneres Feuer haben.
Allen Widrigkeiten zum Trotz: Das Hamburger Allee Theater – unter diesem Dach firmieren das „Theater für Kinder“ und die „Kammeroper“ – ist bis heute eine Erfolgsgeschichte. Jetzt ist der Gründer und langjährige Leiter Uwe Deeken mit 76 Jahren gestorben.
Im März dieses Jahres konnte er noch das 50. Jubiläum des Theaters für Kinder miterleben. Der Vorhang ging zum ersten Mal 1968 hoch: „Pippi Langstrumpf“ nach Astrid Lindgrens legendärem Buch. Vorher hatte der gelernte Kameramann Uwe Deeken noch selbst Hand angelegt und Baumaterialien angeschleppt, um in dem ehemaligen Kino alles fertigzustellen.
1979 gab es die erste Oper für Kinder
Uwe Deeken, ein waschechter Hamburger, kam mitten im Krieg am 29. November 1941 in der Hansestadt zur Welt. Von konventionellen Strukturen hielt er schon als junger Kerl nichts: Das renommierte Hamburger Gymnasium Christianeum verließ er nach der elften Klasse. 26 Jahre jung war Deeken, als sein Theater für Kinder die Pforten öffnete. Und sich alsbald erfahrene Theaterleute in die Max-Brauer-Allee holte. Kurt Hübner schrieb für ihn unter Pseudonym das Stück „Rumsdiplumps, der Engel, der vom Himmel fiel“. Otfried Preußler machte seinen berühmten „Räuber Hotzenplotz“ Allee-Theater-tauglich und schrieb noch weitere Stücke für die kleine Spielstätte.
1979 folgte dann der nächste Schritt: zum ersten Mal eine Oper für Kinder, „Die kleine Zauberflöte“ von Mozart. Nicht viel später wagte man Wagner. Der „Ring des Nibelungen“ kam in zwei Teilen als „Der Raub des Rheingolds“ und „Siegfrieds Kampf“ daher. Auch Mitglieder der Familie Wagner besuchten eine Vorstellung.
Von der Kinderoper schien der Schritt zur Erwachsenenoper, der Kammeroper, nicht mehr weit: „Ein Theater, was voll eingerichtet ist und funktionsfähig, abends um halb sieben zu schließen, das hat uns immer gestört“, erzählte Uwe Deeken damals. Ein „Zwischending“ sollte seine Kammeroper sein, so Uwe Deeken, eine Vorstufe zum großen Haus. „Es soll die Leute neugierig machen, es soll die Angst vor Oper nehmen. Man soll einfach Spaß haben. Ich geh darein, ich versteh es sofort, ich brauche nichts nachzulesen vorher.“
Deekens Tod kam überraschend
Damit punktet das Allee Theater bis heute. Und mittlerweile gibt es auch eine Förderung von der Stadt. Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda lobte jedenfalls zum 50. Geburtstag das Theater für Kinder als „eine ganz besondere Perle unter den Hamburger Bühnen“. Und Uwe Deeken selbst verriet einmal (s)ein Erfolgsgeheimnis: „An der Staatsoper nimmt jeder nur eine Schraube in die Hand. Hier gibt es einen Menschen, der nimmt zehn Schrauben in die Hand, das ist eben der Unterschied überhaupt vom Staatstheater zum Privattheater.“
Der findige Theatermacher hatte in letzter Zeit gesundheitliche Probleme durch einen Schlaganfall. Das schien aber ausgestanden. Sein Tod in seinem Haus in Italien kam nun überraschend.