Barsbüttel /Hamburg. Anbieter plante ein Bike-Sharing-System, auch in Hamburg. Doch nun häufen sich Beschwerden über Fahrradleichen am Straßenrand.

Das Teilen von Fahrrädern liegt im Trend. Firmen wie Stadtrad vergrößern ihre Flotten von Jahr zu Jahr und ermöglichen den unkomplizierten, umweltfreundlichen Trip durch die City. Doch zugleich wachsen in mehreren deutschen Städten die Probleme mit den silber-gelben Leihrädern von Obike. Der Anbieter eines Bike-Sharing-Systems hat kürzlich Insolvenz angemeldet: Nun stehen Hunderte Räder im Weg und sind häufig Ziel von Vandalismus. Zwar habe das Unternehmen aus Singapur Städten wie München oder Hannover versprochen, alle oder einige Räder wegzuräumen. Passiert sei aber nicht viel, heißt es von diversen Behörden.

In Hamburg hat Obike ein besonderes "Denkmal" an seine Versuche hinterlassen, den Markt des Bike-Sharing zu erobern. In einer Halle in Barsbüttel stehen 10.000 Fahrräder von Obike – bloß ist nie jemand damit gefahren. Der Hintergrund: In der Hansestadt hatte der Anbieter laut Verkehrsbehörde Mitte 2017 versucht, einen Fuß in den Markt zu bekommen, daraus wurde aber nichts. Nun hat Harald Ploß das Problem: Der Unternehmer hat die Lagerhalle in der Gemeinde an der Hamburger Stadtgrenze an Obike vermietet, doch er kommt an die Firma nicht mehr heran.

Brandneue Räder

Die 10.000 Obikes will er wieder loswerden, um die Halle weiterzuvermieten, doch seine Anrufe laufen ins Leere. "Seit November vergangenen Jahres ist die Halle belegt, doch es tut sich nichts", sagt Ploß auf Anfrage des Abendblattes. Die brandneuen Räder sollten schon einmal von Spediteuren abgeholt werden, aber auch diese Ankündigung verlief ohne Folgen.

Ähnliche Klagen sind von anderen Städten zu hören, etwa vom Fahrradbeauftragten der Stadt München, Florian Paul. „Das ist ein großes Ärgernis. Wir versuchen, seit Wochen und Monaten bei Obike jemanden zu erreichen, der sich um die Entfernung der Räder kümmert.“ Auf 1000 Räder sollte Obike seinen Fuhrpark in München reduzieren, aber noch immer seien 3000 in der Stadt.

1200 Räder in Frankfurt

In Hannover erreicht man laut einer Sprecherin der Stadt seit vergangenem Donnerstag niemanden mehr bei Obike. In Frankfurt habe die Firma immer seltener falsch abgestellte Räder rechtzeitig entfernt und sei dann teils nicht mehr erreichbar gewesen, sagte der Sprecher des Verkehrsdezernats. Im Juni hatte Obike angekündigt, sich aus Frankfurt zurückzuziehen, vergangenen Mittwoch habe die Stadt das letzte Mal etwas von dem Anbieter gehört. „Da hieß es, sie würden noch nach einer Firma suchen, die die Fahrräder wegräumt.“ Der Verleiher habe 1200 Räder in Frankfurt.

In München ist man schon einen Schritt weiter: „Wir lassen rechtlich prüfen, welche Möglichkeiten die Stadt hat.“ Weil die Obikes weder herrenlos noch städtisches Eigentum sind, darf die Stadt sie nicht einfach selbst wegräumen. „Sie gehören dem Unternehmen, und das ist verpflichtet, sich darum zu kümmern.“

In Berlin fährt Obike noch

Berlin hat immerhin Obike-Räder, die auch fahren. Wie viele genau, ist der Senatsverkehrsverwaltung nicht bekannt. „Der letzte Kontakt war im April, aber wir haben es seitdem auch nicht mehr versucht“, teilte ein Sprecher am Dienstag auf Anfrage mit. Es sei bisher nichts darüber mitgeteilt worden, ob sich das Unternehmen aus Berlin zurückziehe. Probleme mit Obike seien dem Sprecher nicht bekannt.

In Rotterdam hat Obike die ursprünglich 2500 Räder laut Stadtverwaltung bereits auf 700 reduziert. Kaputte oder deutlich herrenlose Räder sammelt die Stadt selbst ein. In Wien hat Obike nach Angaben der Stadt seinen Standort aufgelöst, die Räder aber noch nicht entfernt.

Zuständig für das Einsammeln der Räder ist nach eigenen Angaben das Schweizer Transportunternehmen „Umzug 24“. Problematisch sei aber die Ortung der Räder, weil die App für die Nutzer nicht mehr richtig funktioniere, sagte „Umzug 24“-Mitarbeiter Sercan Ocar. Die Firma "Umzug 24" hatte auch der Barsbütteler Unternehmer kontaktiert, eine Lösung des Problems aber auch hier nicht gefunden.

Kaution verlangt

Obike war erst im vergangenen Jahr gegründet worden und bietet in mehreren europäischen Städten seine Leihräder an. In Deutschland müssen Nutzer laut Obike-Website eine „zurückerstattbare Kaution von 79 Euro“ zahlen. Die Firma in Singapur war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.