Norderstedt. Dank einer gesetzlichen Regelung können sich Beschäftigte teurere Fahrräder leisten – und dabei richtig Geld sparen.

Das Rad dienstlich und privat nutzen, und das Mountain- oder E-Bike dadurch günstig finanzieren – dieses Modell wird immer populärer. Möglich macht das eine gesetzliche Regelung: 2012 hat der Gesetzgeber Räder und Autos bei der sogenannten Gehaltsumwandlung gleichgestellt. Arbeitnehmer können nach dem „Dienstwagenprinzip“ ein Prozent ihres Bruttogehaltes einsetzen, um damit ein Dienstrad zu finanzieren, mit dem sie auch privat fahren können. Die Regelung gilt auch für E-Bikes (siehe Info-Kasten). Allerdings muss der Arbeitgeber mitspielen, ihm gehört das Leasingfahrzeug auf zwei Rädern.

Die Zahl der Einrichtungen, Unternehmen und Mitarbeiter, die auf die steuerlich subventionierte, gesunde und klimafreundliche Mobilität setzen, wächst beständig. „Der Kirchenkreis Hamburg-West/Südholstein ist der erste Kirchenkreis in Deutschland, der sich dem JobRad-Angebot angeschlossen hat“, sagt Klaudia Morkramer, Klimaschutzmanagerin für Mobilität in der Nordkirche. JobRad ist einer von einem halben Dutzend Anbietern wie Leasing eBike, Lease-A-Bike, Eurorad oder eBike Company, die sich auf dem Markt tummeln.

Noch steckt das Modell im Kirchenkreis, das im November eingeführt wurde, in den Kinderschuhen. Einer von 2500 Mitarbeitern hat über die Ein-Prozent-Regel sein Lastenrad finanziert. „Sieben Kollegen haben Interesse angemeldet“, sagt Kirchenkreis-Sprecherin Monika Rulfs.

Deutlich weiter ist da schon Tesa. 90 Leasing-Räder hat der Klebeband-Hersteller schon angeschafft. „Das Interesse ist nach wie vor groß, wir gehen davon aus, dass im Frühjahr noch einmal ein großer Schwung kommt und wir die 125-er-Marke knacken werden. Es ist erstaunlich, wie viele Tesaner das Angebot bisher in Anspruch genommen haben und begeistert sind“, sagt Reinhart Martin, Sprecher des internationalen Unternehmens, das seit September 2015 seinen Hauptsitz in Norderstedt hat.

Das Dienstrad-Leasing passe bestens zum Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung. „Und wir möchten als nachhaltig handelndes Unternehmen die umweltfreundliche Fortbewegung unterstützen“, sagt Martin. Das können die gut 700 Mitarbeiter auch noch auf anderem Weg: Vor der Tür stehen Leihfahrräder von StadtRad. Für das Kombi-Modell gibt es auch einen besonderen Namen: das Tesa-Bike.

Die Leasing-Projekt haben die Tesaner gleich mit dem Umzug von Hamburg nach Norderstedt gestartet. „Ein Knackpunkt war und ist für unsere Mitarbeiter nach wie vor die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln von und nach Hamburg, wo die allermeisten von ihnen wohnen. Hier sehen wir weiter Verbesserungsbedarf und möchten unsere Mitarbeiter mit möglichst vielen Angeboten unterstützen“, sagt der Tesa-Sprecher. Sehr viel mehr Kollegen als gedacht benutzten für den Arbeitsweg das Fahrrad – und das nicht nur im Sommer. Das Tesa-Bike sei eine logische und sinnvolle Erweiterung des Angebots, das zugleich umweltfreundlich ist, Gesundheit und sportliche Betätigung unterstützt und ins Konzept der betrieblichen Gesundheitsförderung passe. StadtRad nutzten eher Gelegenheitsfahrer, die roten Leihräder würden als Ergänzung zu Bus und Bahn gesehen. „Bei unserem Leasingangebot geht es neben dem Arbeitsweg auch darum, die Fahrer zu motivieren, im Alltag etwas für ihre Gesundheit zu tun“, sagt Martin.

Das Rad wird um bis zu 40 Prozent billiger

Morgens zur Arbeit radeln und abends zum Sport – das können Arbeitnehmer, die das „Dienstwagenprivileg“ für Fahrräder nutzen. Ist der Arbeitgeber einverstanden, least der Mitarbeiter für drei Jahre ein Rad oder E-Bike einschließlich Versicherung und Wartung.

Der Arbeitgeber zahlt die Leasingrate als Gehaltsumwandlung, um diesen Betrag vermindert sich das zu versteuernde Einkommen. Ein Prozent des Preises wird als geldwerter Vorteil aufgeschlagen, versteuert und wieder abgezogen. Der Arbeitnehmer spart Steuern und finanziert das Rad bis zu 40 Prozent günstiger als beim privaten Neukauf.

1/2

Auch comdirect bietet seien Mitarbeitern Leasing-Räder. 50 der rund 1000 Mitarbeiter, die für die Online-Bank in Quickborn arbeiten, haben entsprechende Verträge abgeschlossen. „Dieses Angebot ist ein Service für unsere Mitarbeiter, mit dem wir als attraktiver Arbeitgeber in Kombination mit anderen Angeboten ein positives Arbeitsumfeld fördern und Anerkennung zeigen wollen“, sagt Bank-Sprecherin Ullrike Hamer.

Das Dienstwagen-Modell bleibt den rund 1100 Mitarbeitern der Norderstedter Stadtverwaltung bisher unzugänglich. „Die tariflichen Vereinbarungen mit dem Kommunalen Arbeitgeberverband schließen dies bislang aus. Ein Gehaltsumwandlungskonzept in Form von Radleasing, das darauf beruht, dass Tarifgehalt oder Besoldung in Leasingraten umgewandelt werden, ist derzeit nicht mit dem geltenden Tarif- und Besoldungsrecht vereinbar“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Allerdings stehen den Mitarbeitern zahlreiche Diensträder zum täglichen Gebrauch zur Verfügung.

„Das ist ein interessantes Modell, das das Radfahren attraktiver macht“, sagt Oliver Müller von Fahrrad Hertel am Schmuggelstieg. Dadurch könnten sich Beschäftigte jetzt solide und teurere Räder leisten, mit denen das Radeln einfach mehr Spaß bringe und komfortabler sei als mit „alten Gurken“. Müller macht seit dem Frühjahr als Leasing-Händler mit. Bisher arbeite er mit einer Handvoll Firmen zusammen, sechs Radler nutzten das Steuersparmodell. „Aber wir stehen da noch am Anfang. Diese Art, sich ein hochwertiges Fahrrad oder E-Bike günstig zuzulegen, wird sicher in nächster Zeit bekannter werden“, sagt Müller.