Hamburg. CDU: „Kapazitätsgrenze überschritten“. HVV soll mit Bussen, U- und S-Bahnen auch wochentags in 24-Stunden-Betrieb.

Immer mehr Menschen nutzen Bus und Bahn. So steigt ihr Anteil am Gesamtverkehr zwar laut der neuen Befragung „Mobilität in Deutschland“ (MiD) in Hamburg kontinuierlich an – von 18 Prozent im Jahr 2008 auf 22 Prozent 2017. Der CDU gehen diese Zuwächse beim HVV aber nicht weit genug. Der Anstieg reiche nicht aus, um die immer größeren Behinderungen des Autoverkehrs in Hamburg durch Staus abzumildern, heißt es in einem von CDU-Verkehrspolitiker Dennis Thering formulierten Antrag, den die Fraktion jetzt in die Bürgerschaft einbringen will. Der Senat müsse viel mehr dafür tun, dass noch mehr Menschen auf den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) umstiegen, so Thering.

Die CDU macht in dem Antrag sechs konkrete Vorschläge. Erstens sollen in Normal- und Hauptverkehrszeiten bei S- und U-Bahnen nur noch Voll- und Langzüge eingesetzt werden. Zweitens plädiert die CDU dafür, in diesen Zeiten möglichst nur noch Gelenkbusse zu nutzen.

Drittens sollen die Taktfrequenzen von Bussen, Bahnen und Fähren erhöht werden. Viertens regt die CDU an, der HVV solle seine Angebote auf der Elbe deutlich ausweiten und die „Schaffung von Angeboten auf anderen Gewässern in Hamburg“ prüfen.

Smartphones: Mehr Service beim HVV!

Fünftens soll auch für Werktage die Möglichkeit eines Rund-um-die Uhr-Betriebs geprüft werden. Und sechstens möchte die CDU, dass die HVV-Angebote für Smartphones „deutlich ausgeweitet“ und die Kundeninformationen und der Online-Vertrieb verbessert werden.

„Besonders in den Hauptverkehrszeiten haben die Busse und Bahnen vielerorts ihre Kapazitätsgrenze erreicht und zum Teil bereits überschritten“, sagte Thering. „Deshalb ist es uns ein besonderes Anliegen, die Leistungs­fähigkeit und die Attraktivität der Busse, Bahnen und Fähren weiter zu steigern. Vor dem Hintergrund der weiterhin hohen Zahl der angemeldeten Autos in Hamburg und der chaotischen Radverkehrspolitik von SPD und Grünen ist es wichtig, dass die Busse, Bahnen und Fähren noch leistungsfähiger werden.“

Überfüllte, verspätete und ausfallende Busse, Bahnen und Fähren müssten „der Vergangenheit angehören“, so Thering. „Ziel der CDU ist es, durch intelligente, pragmatische Lösungen mehr Menschen zum Umstieg vom eigenen Auto auf die verschiedenen Angebote des öffentlichen Personennahverkehrs zu bewegen. Nur so können wir den verkehrspolitischen Herausforderungen der heutigen Zeit erfolgreich begegnen.“

Dass der bisherige Anteil von 22 Prozent ÖPNV-Anteil am Verkehr in Hamburg nicht ausreiche, zeige auch die vom ADAC veröffentlichten „Staubilanz 2017“, heißt es in dem CDU-Antrag. Danach gebe es immer mehr Verkehrsbehinderungen, etwa auf den Autobahnen. So sei die „Gesamtstaulänge von 27.807 Kilometern im Jahr 2016 um rund 14 Prozent auf 31.630 Kilometer angewachsen“. Hamburg sei gemessen daran „Deutscher Staumeister“. Hinzu kämen „mobilitätsfeindliche Dieselfahrverbote, Parkraummangel und Unfallzahlen auf hohem Niveau“. Angesichts dieser Situation sei es „eine entscheidende Zukunftsfrage“ für Hamburg, mehr Menschen zur Nutzung von Bussen und Bahnen zu bewegen.

In Berlin ist der ÖPNV-Anteil höher als in Hamburg

Nach den Zahlen der MiD-Mobilitätsbefragung ist auch der Anteil des Radverkehrs in Hamburg zwischen 2008 und 2017 angestiegen – von zwölf auf 15 Prozent. Der Anteil des Motorisierten Individualverkehrs (MIV), also der Auto- und Motorradnutzer, ging im selben Zeitraum von 42 auf 36 Prozent zurück, und auch der Anteil der Fußgänger sank leicht von 28 auf 27 Prozent. Die Anmeldezahlen hatten dagegen zuletzt eine steigende Zahl von Pkw in Hamburg gezeigt. Die Autos werden allerdings immer weniger in der Stadt gefahren, wie sich aus Verkehrszählungen ergibt.

Bei der Nutzung von Bussen und Bahnen liegt Hamburg im Vergleich mit den anderen Bundesländern mit seinem ÖPNV-Anteil von 22 Prozent zwar auf Platz 2 – aber ein Vergleich mit Flächenländern ist wenig aussagekräftig. Vergleicht man die drei Stadtstaaten, so erreicht Berlin mit 25 Prozent den höchsten Anteil von Bus- und Bahnnutzung, während dieser in Bremen nur bei 14 Prozent liegt. Beim Radverkehrsanteil liegt dagegen Bremen mit 21 Prozent vorn, und Hamburg, Berlin und Niedersachsen teilen sich den zweiten Platz mit einem Radleranteil von je 15 Prozent. Der Anteil des „motorisierten Individualverkehrs“ ist bundesweit mit 55 Prozent im kleinen Saarland am höchsten. Bei den Stadtstaaten liegt Bremen hier mit 39 Prozent vor Hamburg mit seinen 36 und Berlin mit nur noch 33 Prozent Anteil des MIV.

Bürgermeister Tschentscher lobt eigene Verkehrspolitik

Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) hatte Ende vergangener Woche nach der Veröffentlichung der neuen Zahlen darauf hingewiesen, dass der Senat bereits kontinuierlich dabei sei, die Angebote des ÖPNV zu verbessern, und zwar „mit dem zielgerichteten Ausbau unseres Nahverkehrs, mehr Bussen und U- und S-Bahnen, dichteren Takten und neuen Linien“. Die jährlich steigenden Fahrgastzahlen zeigten, dass die Hamburger dieses Angebot gerne annähmen. „Auch die Verbesserung der Radwege und die damit verbundene Zunahme des Radverkehrs sind gut für unsere Stadt“, sagte Tschentscher. „Das alles entlastet den Straßenraum und führt zu weniger Verkehrslärm und sauberer Luft.“