Hamburg . In Hamburg sollen die ersten digitalisiert gesteuerten Züge Deutschlands unterwegs sein. Die Strecke ist 23 Kilometer lang.
Hamburg stellt als erste Großstadt in Deutschland die Weichen für S-Bahn-Fahrten ohne Lokführer. Dazu haben Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Siemensvorstand Roland Busch und DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla eine entsprechende Kooperationsvereinbarung zur „Digitalen S-Bahn Hamburg" unterzeichnet. Bis zum Weltkongress für Intelligente Transportsysteme (ITS) im Oktober 2021 sollen auf einer Pilotstrecke vier Züge hochautomatisiert rollen.
Die Vereinbarung sehe vor, den 23 Kilometer langen Streckenabschnitt auf der S-Bahn-Linie 21 zwischen den Stationen Berliner Tor und Bergedorf/Aumühle für das hochautomatisierte Fahren einzurichten und parallel dazu vier Fahrzeuge mit der erforderlichen Technik auszurüsten, heißt es in der aktuellen Mitteilung. Die Kosten in Höhe von 60 Millionen Euro wollen sich die drei Partner teilen.
Pofalla: "Das ist ein Meilenstein"
„Hamburg ist auf dem Weg zur Modellstadt für moderne Mobilität", sagte Bürgermeister Tschentscher. "Wir wollen den Verkehr in unserer Stadt auf der Straße und auf der Schiene zuverlässiger, umweltfreundlicher und sicherer machen." Er sieht Hamburg als einen "guten Partner" für die Deutsche Bahn, um die erste Teststrecke für die fahrerlosen S-Bahnen einzurichten.
Geplant ist, dass die moderne, digital gesteuerten Fahrzeuge im Oktober 2021, wenn Hamburg den ITS-Weltkongress ausrichtet, auf die Schienen kommen. „In Hamburg starten wir die Digitalisierung des Betriebes in einem unserer wichtigen S-Bahn-Netze in Deutschland", betonte Ronald Pofalla, Vorstand Infrastruktur der Deutschen Bahn. "Das ist ein Meilenstein in unserem Zukunftsprogramm 'Digitale Schiene Deutschland'."
1000 Meter allein ohne Personal
Die „Digitale S-Bahn Hamburg“ wird auf dem Streckenabschnitt zwischen den Stationen Berliner Tor und Aumühle entwickelt und erprobt. Die Steuerung der vier Züge erfolgt per Funksignal. Dabei werden Daten zwischen Zug und Streckenzentrale übermittelt. Jedoch ist bei allen Fahrten weiterhin ein Triebfahrzeugführer an Bord. Vorgesehen ist, dass er nur noch aktiv werden muss, wenn es zu Störungen oder Unregelmäßigkeiten kommt.
"Vollautomatisch werden ab 2021 hingegen die vier speziell ausgerüsteten Züge aus der und in die sogenannte Abstellanlage an der Station Bergedorf rollen", heißt es in der Mitteilung. Diese befindet sich zwischen den Stationen Berliner Tor und Aumühle. An den Bergedorfer Bahnsteig fährt der Zug nach einer Kehrfahrt mehr als 1000 Meter allein – ohne Personal an Bord.
Vorteil: Engere Taktung, höhere Kapazität
Wenn die Pilotphase erfolgreich abgeschlossen werden kann, soll das gesamte Netz der S-Bahn Hamburg digitalisiert werden. Der Vorteil der neuen Technologien im S-Bahn-Betrieb ist eine engere Taktung der Züge auf gleichen Streckenabschnitten – und davon profitieren die Fahrgäste.
"Die S-Bahn in Hamburg ist ein anschauliches Beispiel, wie die digitale Transformation unser Leben in vielen Bereichen positiv verändert", sagte Siemensvorstand Roland Busch. Mit intelligenter Technik könnten immer mehr Menschen den öffentlichen Nahverkehr nutzen. Busch: "Ein automatisierter Bahnbetrieb hat viele Vorteile: auf derselben Strecke können bei höherer Kapazität deutlich mehr Personen befördert werden, der Energieverbrauch sinkt ebenfalls, und die Kosten für den Betreiber sinken, zum Beispiel durch optimierte Fahrprofile.“