Hamburg. Deutschlands größte Sparkasse schließt fünf Hamburger Standorte. Auch die Konkurrenz gibt immer mehr Zweigstellen auf.
Rund 5000 Kunden der Hamburger Sparkasse müssen sich eine neue Filiale suchen. Denn die größte deutsche Sparkasse gibt ihren Standort am Rathausmarkt auf. Am 17. August werden an dem traditionsreichen Standort zum letzten Mal Überweisungen entgegengenommen und Finanzprodukte verkauft. „Der Mietvertrag läuft in Kürze aus, und in unmittelbarer Nähe haben wir weitere Filialen“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg zur Begründung. So ist die Haspa-Zentrale am Adolphsplatz nur etwa hundert Meter entfernt.
Nachdem 2017 neun Haspa-Filialen geschlossen wurden, setzt die Sparkasse also in diesem Jahr ihre Filialanpassung fort – wenn auch mit einem etwas geringeren Tempo. Insgesamt werden 2018 voraussichtlich fünf Filialen in SB-Standorte umgewandelt, bestätigte die Haspa dem Abendblatt auf Anfrage. An den alten Standorten soll zumindest ein Geldautomat stehen bleiben, bei Bedarf ein Kontoauszugsdrucker. Auch am Rathausmarkt werden die Kunden noch einen Geldautomat finden.
Trotz Schließungen kein Personalabbau
„In diesem Jahr werden wir auch unsere zwei Filialen an der Bramfelder Chaussee 248 und 312 an einem neuen, größeren Standort zusammenführen“, sagt von Carlsburg. Der SB-Standort in der Marktplatzgalerie Bramfeld bleibe erhalten. Welche weiteren zwei Standorte von Schließungen oder Zusammenlegungen betroffen sind, wollte die Haspa noch nicht sagen. „Wir informieren immer unsere Kunden zuerst“, sagt von Carlsburg.
Kommentar: Onlinebanking und die Folgen
Nach welchen Kriterien die Filialen überprüft werden, wollte die Haspa nicht sagen. Nach Einschätzung von Branchenexperten sind die Kundenfrequenz aber auch die Nachfrage nach Finanzprodukten sowie die Mietkonditionen und die Lage entscheidende Kriterien für die Beurteilung eines Standortes. Zwei Drittel der Kosten einer typischen kleineren Filiale sind allerdings Personalkosten, ermittelte die Beratungsgesellschaft Investors Marketing. Bei der Haspa sind die Filialschließungen aber nicht mit einem Personalabbau verbunden.
Das Tempo der Filialschließungen bei deutschen Banken und Sparkassen wird sich in den nächsten zehn Jahren noch einmal deutlich beschleunigen, erwartet die Managementberatung Investors Marketing. Bis zum Jahr 2025 rechnen die Experten mit 20.000 Bankfilialen. Damit hätte sich ihre Zahl gegenüber 2005 (44.100 Zweigstellen) mehr als halbiert. Am stärksten sind Sparkassen und Genossenschaftsbanken von dem Filialsterben betroffen. Zuletzt hatte auch die Postbank angekündigt, bis Ende 2018 etwa jede zehnte ihrer rund 1000 Filialen zu schließen.
Haspa plant flächendeckende Videoberatung
Allein im Norden stehen 14 Postbank-Filialen vor dem Aus, davon zwei, die zur Niederlassung Hamburg gehören: Lauenburg und Seevetal. Lauenburg ist bereits geschlossen. Auch Deutsche Bank und HypoVereinsbank haben ihr Filialnetz in Hamburg bereits deutlich gestrafft. Und die Sparda Bank hat jetzt ihre Filialen in der ABC-Straße und am Thalia-Theater aufgegeben. „Dafür gibt es einen neuen Filialstandort am Ballindamm“, sagt Banksprecher Dieter Miloschik. Insgesamt hat die Sparda Bank noch 14 Filialen in Hamburg.
Hauptgrund für die Entwicklung ist das veränderte Kundenverhalten. „Die täglichen Bankgeschäfte finden immer mehr online und am Automaten statt“, sagt Oliver Mihm, Vorstandschef von Investors Marketing, dem Abendblatt. „Der Handlungsbedarf war längst klar, aber jetzt wird auch konsequent gehandelt.“
Mit Beratungsgesprächen allein sei das bestehende Filialnetz nicht mehr ausgelastet. „Gleichzeitig müssen die Banken Kosten senken, um das einbrechende Zinsergebnis auszugleichen und die digitalen Kanäle auszubauen“, sagt der Experte. So plant auch die Haspa für 2018 eine flächendeckende Videoberatung. Die Kunden können dann von zu Hause aus per Videoschaltung mit ihrem Berater sprechen.
Bis 2020 sollen alle Filialen modernisiert sein
Die Haspa verfolgt bei ihren Filialen eine Doppelstrategie, denn in die verbleibenden Standorte wird kräftig investiert. „In diesem Jahr werden wir 30 Filialen umbauen“, sagt Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang. „Bis 2020 sollen dann alle Filialen modernisiert worden sein.“ Insgesamt werden dafür 30 Millionen Euro aufgewendet. Zehn Filialen wurden 2018 bereits auf das neue Konzept umgestellt, darunter die Standorte in Finkenwerder, Neugraben und in der Fuhlsbüttler Straße. Die neue Filialen vermitteln eher den Eindruck eines riesigen Wohnzimmers als einer Bankfiliale. Dort können sich auch Gewerbetreibende aus der Nachbarschaft mit ihren Leistungen präsentieren. „Wir haben durchweg ein positives Echo“, sagt Vogelsang.
Dieses Konzept wird auch in Bramfeld umgesetzt, wo zwei Filialen geschlossen werden. Zum Ausgleich entsteht im neuen Zentrum am Bramfelder Dorfplatz eine Filiale auf rund 1000 Quadratmetern, die noch in diesem Jahr bezogen wird. Sie soll zum lokalen Treffpunkt werden, wo auch Nachbarn miteinander ins Gespräch kommen können. „Filialen sind immer noch wichtig für Markenbekanntheit, Neukundengewinnung und Beratung“, sagt Experte Mihm. Aber sie müssten sich an das veränderte Kundenverhalten anpassen.
Rathausmarkt-Filiale seit 1958 betrieben
Die Haspa will mit ihrem Konzept der Nachbarschaftsfiliale auch Nichtkunden anlocken. „Gezielte Investitionen machen durchaus Sinn“, sagt Mihm. „Es geht darum, mit mehr digitalen Services, anderen Öffnungszeiten und veränderten Mitarbeiterprofilen in den Filialen ein überzeugendes Kundenerlebnis zu schaffen.“
Die Haspa-Filiale am Rathausmarkt ist ein traditionsreicher Standort, der seit 1958 betrieben wird. Den Kunden wird angeboten, zu einem von sechs Standorten in der Nähe zu wechseln. Zur Auswahl stehen zum Beispiel die Filialen an der Stadthausbrücke, am Jungfernstieg und an der Spitaler Straße. Auf die umliegenden Standorte werden auch die Mitarbeiter der Filiale verteilt.
„Mit rund 130 Filialen haben wir weiterhin das mit Abstand dichteste Filialnetz in der Metropolregion“, sagt Haspa-Sprecherin von Carlsburg. Allerdings zeichnet sich auch schon ab, dass die geplante Modernisierung bis zum Jahr 2020 nicht mehr alle restlichen Filialen erleben werden. Von Carlsburg: „Wir überprüfen laufend unser Filialnetz.“