Hamburg. SPD und Grüne wollen die Gebäude durch Bepflanzung attraktiver machen. Warum Architekt André Poitiers stattdessen für den Abriss ist.

Die Parkhäuser in der Innenstadt sind keine Schönheit. Die Gebäude zum Beispiel an der Großen Reichenstraße oder am Rödingsmarkt muten wie Betonklötze an. Aber das könnte schon bald anders werden: Der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Mitte hat auf Antrag der SPD-Fraktion beschlossen, dass die Fassaden der City-Parkhäuser begrünt werden sollen. Diese diene als Abschirmung gegen Lärm, vermeide Überhitzung und trage erheblich zur Verbesserung der Luftqualität bei. Wir entwickeln die Stadt clever weiter“, sage SPD-Stadtentwicklungsexperte Tobias Piekatz dem Abendblatt. Außerdem würden die Gebäude dadurch ansehnlicher.

Auch Michael Osterburg, Fraktionschef der Grünen in der Bezirksversammlung Mitte, unterstützt die Forderung der SPD: „Die Parkhäuser in der Innenstadt haben dringend eine Schönheitskur nötig. Deshalb würden wir eine Begrünung der Fassaden begrüßen, denn das würde sich positiv auf das Klima in der Innenstadt auswirken. Es wäre auch eine Möglichkeit, um die eher tristen Fassaden zu einem Hingucker zu machen und könnte als Vorbild für weitere Fassadenbegrünung dienen.“

Eigentümer reagieren auf Pläne verhalten

Als Erstes könnte das Parkhaus an der Großen Reichenstraße begrünt werden. Denn das Gebäude soll aufgestockt werden, um dort Platz für mehr Parkplätze zu schaffen (wir berichteten): „Wir wünschen uns eine umfangreiche Fassadenbegrünung an der Großen Reichenstraße“, sagte der SPD-Bezirksabgeordnete Piekatz.

Die Immobilie gehört der Sprinkenhof GmbH, die in der Innenstadt insgesamt sechs Parkhäuser betreibt. Doch bei dem städtischen Unternehmen reagieren die Verantwortlichen eher verhalten auf den Vorstoß der Politik: „Grundsätzlich kann auch darüber nachgedacht werden, eine grüne Fassade zu realisieren, aber zum jetzigen Planungsstand wäre es unglaubwürdig, dies anbieten zu können, ohne zu wissen, wie eine zukünftige Realisierung aussehen wird. Ferner ist stets zu überprüfen, ob dies wirtschaftlich machbar ist“, sagte Sprecher Lars Vieten.

André Poitiers sieht keinen Sinn in Begrünung

Auch der Hamburger Stararchitekt André Poitiers hat sich mit dem Thema beschäftigt: „Begrünte Fassaden können großartig aussehen, und sie können auch ökologisch wertvoll sein. Aber Sinn machen sie nur, wenn das, was sie begrünen, auch einen Sinn hat.“

Parkhäuser seien ein Modul im Konzept der Autostadt. Und die Autostadt sei eine Idee der Nachkriegszeit, die nicht ins 21. Jahrhundert passe. Parkhäuser zu begrünen, sei nichts anderes, als sie zu dekorieren. Aber sie würden nicht zukunftsfähig, weil sie besser aussehen.

Parkhäuser? Besser abreißen

Der Kreative hat eine klare Forderung: „In der Fahrradstadt Hamburg brauchen wir keine Parkhäuser, also reißen wir sie doch einfach ab. Und plötzlich haben wir Platz für Wohnungen, für Mischnutzungen und auch für Freiräume, die wesentlich sind für eine lebenswerte Stadt. Wenn angeliefert und geparkt werden muss, dann bitte unterirdisch“, sagt Poitiers.

Ein Beispiel für eine solche Nutzung ist das Parkhaus an der Neuen Gröningerstraße nahe der Hauptkirche St. Katharinen. Das Gebäude soll abgerissen werden (wir berichteten) und 75 neuen Wohnungen weichen.

Der Neubau könnte allerdings auch grün werden, denn der Hauptausschuss der Bezirksversammlung Mitte hat auf Antrag der SPD auch beschlossen, „dass die zuständigen Fachämter bei allen zukünftigen Bauvorhaben auf ein Begrünungskonzept für die Fassade und/oder die Dachbegrünung hinwirken.“