Hamburg . Das soll 4,25 Kilometern Mauer für die nächsten 50 bis 80 Jahre sichern. Barkassenführer beklagen dauerhafte Einschränkungen.

Die Gefahr lauert unter Wasser: Weil der Unterschied zwischen Hoch- und Niedrigwasser in den vergangenen Jahrzehnten in Hamburg immer größer geworden ist, sind die Kaimauern und damit auch die unmittelbar daran gebauten historischen Gebäude in der Hamburger Speicherstadt langfristig in ihrer Standsicherheit gefährdet.

Erste Schäden in dem 2015 zum Weltkulturerbe erklärten und mehr als 100 Jahre alten Komplex wurden bereits vor Jahren beobachtet, seit 2016 befasst sich eine eigene Projektgruppe unter Federführung der Finanzbehörde mit möglichen Sanierungsvarianten. Am gestrigen Donnerstag nun stellte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) das Konzept und die gewählten Methoden dazu vor.

Insgesamt Rund 190 Millionen Euro werde Hamburg dazu in den nächsten Jahren investieren, kündigte er an. Bis zu 90 Millionen für 2,6 Kilometer in der inneren Speicherstadt und noch einmal 100 Millionen auf eine Länge von 1,65 Kilometern am südlichen Ufer des Zollkanals, der an die Innenstadt angrenzt. „Bisher gab es nur punktuelle Ausbesserungen, jetzt planen wir ein e nachhaltige Sanierung – für uns eine historische Verpflichtung“, so Dressel.

Fleete werden aufgeschüttet

Eine akute Gefährdung der Speicher gebe es aber nicht, so Dressel: „Wir wollen das Welterbe aber jetzt für die nächsten 50 bis 80 Jahre sichern.“ Im Prinzip wird für die Sanierung die Sohle der Fleete in der Speicherstadt in den nächsten Jahren um bis zu gut einem Meter aufgeschüttet, um die alten Holzpfähle unterhalb der Kaimauern zu schützen.

Das Problem: Der sogenannte Tidenhub in der Elbe hat sich um 1,70 Meter vergrößert. Gefährlich wurde dabei vor allem das Niedrigwasser, das eben niedriger als früher ist. Damit fehlt den Gründungspfählen unter den Kaimauern aber eine Art Gegengewicht zum Landdruck , so dass sie sich biegen können. Mit der Aufschüttung soll dieses Gegengewicht nun wieder hergestellt werden.

Das aber dürfte Folgen für die Barkassenschifffahrt haben, für die Speicherstadt-Rundfahrten ein wesentlicher Teil des Geschäfts sind. Nach Darstellung der Behörden können Barkassen tidebedingt rund sieben Stunden am Tag durch die Speicherstadt fahren. Bei Hochwasser sind die Brückendurchfahrten zu niedrig, bei Niedrigwasser wird es dort zu flach. Künftig würden die Barkassen zwei Stunden weniger zur Verfügung haben.

„Barkassen gehören genauso zur Speicherstadt wie die Kaimauern – aber es geht nicht ohne Einschränkungen“, sagte der Finanzsenator. Die Barkassenbetreiber zeigten sich dennoch „entsetzt“, wie ihr Vertreter Gregor Mogi dem Abendblatt sagte.

Befahrbarkeit für Barkassen stark eingeschränkt

In der Praxis könne man nur etwa vier Stunden am Tag tatsächlich mit Fahrgästen durch die Speicherstadt fahren: „Denn welcher Tourist fährt denn schon acht Uhr morgens?“, fragt Mogi. Wenn jetzt nur noch ein Zeitfenster von zwei Stunden bleibe, sei das für die Betriebe eine Katastrophe. Die Stadt müsse sich daher jetzt auch an technischem Umbauten bei den Barkassen beteiligen, die eine längere Befahrbarkeit ermöglichten. Zudem sollte sichergestellt sein, dass bei möglichen zusätzlichen Versandungen in den Fleeten Geld für Baggerarbeiten bereitstehe. Mogi: „Keiner kann sagen, was wirklich passiert, wenn dort aufgeschüttet wird.“