Hamburg. Hochhäuser sollen nur verschwinden, wenn das Weltkulturerbe nicht gefährdet ist. Behörden müssen Bürgerschaft Akten vorlegen.
Der geplante Abriss des denkmalgeschützten City-Hofs hat in der Bürgerschaft erneut zu einer hitzig-emotionalen Debatte und zu einem bemerkenswerten Satz geführt. „Solange nicht feststeht, dass der Abbruch nicht zur Gefährdung der Welterbestätten Kontorhausviertel und Speicherstadt führt, wird der Senat den Abbruch der City-Hochhäuser nicht genehmigen“, sagte Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).
Das bedeutet: Erst wenn das Unesco-Welterbekomitee den Abriss der vier umstrittenen Hochhaustürme aus den 50er-Jahren am Klosterwall als unproblematisch für den Welterbestatus ansieht, wird der Senat die endgültige baurechtliche Abrissgenehmigung erteilen. Bereits im März hatte die Landesregierung die denkmalrechtliche Abbruchgenehmigung beschlossen. Stapelfeldt betonte vor der Bürgerschaft, der Senat stehe über das Auswärtige Amt in Kontakt zur Unesco.
Kleine Anfrage von der Linken
Die aktuelle Diskussion hatte ein Schreiben der Organisation „International Council on Monuments and Sites“ (Icomos) ausgelöst, die die Unesco berät. Erst durch eine Kleine Anfrage von Heike Sudmann (Linke) war Mitte Mai bekannt geworden, dass Icomos in dem Schreiben den Abriss kritisch sieht. Weil das Gebäudeensemble ein wichtiger Teil der Umgebung der Welterbestätten sei, würde ein Abriss „diese Pufferzone nachteilig beeinflussen“.
In der Debatte warf Heike Sudmann dem rot-grünen Senat „Tricksereien und viele böse Fouls“ im Zusammenhang mit dem Abriss und dem geplanten Neubau vor. So habe der Senat das kritische Schreiben nicht von sich aus veröffentlicht, sondern nur auf ihre Nachfrage bestätigt. „Und beim Wettbewerbsverfahren für die Neugestaltung des Areals wurde ausgerechnet der einzige Entwurf, der einen Erhalt des Ensembles vorsah, aus formalen Gründen ausgeschlossen“, kritisierte Sudmann, die dem Senat unterstellte, von Beginn an den Abriss gewollt zu haben.
Zahlreiche Ungereimtheiten
Wegen zahlreicher Ungereimtheiten stellte die Linke ein Aktenvorlageersuchen, das die Bürgerschaft mit den Stimmen von Linken, CDU und FDP bei Enthaltung von SPD, Grünen und AfD am Abend beschloss. Zuvor waren die Meinungen von Befürwortern und Gegnern des Abrisses hart aufeinandergeprallt. „Es schmerzt zu sehen, dass Senat und Bezirk Mitte den City-Hof über Jahre so haben verkommen lassen, dass aus dem Denkmal ein Schandmal wurde“, sagte Dietrich Wersich (CDU).
„Der City-Hof ist eine Schrottimmobilie. Ich habe zehn Jahre darin gearbeitet. Trotz geschlossener Fenster ist der Straßenlärm immens“, sagte Markus Schreiber (SPD). Wersich nannte Schreiber einen „Kulturbanausen“, weil er den Denkmalwert nicht anerkenne. „Der City-Hof ist potthässlich und ein Schandfleck für die ganze Stadt. Er sollte möglichst schnell abgerissen werden“, so AfD-Fraktionschef Jörn Kruse.
Kuriose Wendung
Eine kuriose Wendung nahm die Debatte, als Schreiber daran erinnerte, dass City-Hof-Architekt Rudolf Klophaus auch für die Nazis gearbeitet hatte. „Fritz Höger, einer der Architekten des Chilehauses, Teil des heutigen Welterbes, war bereits seit 1932 NSDAP-Mitglied“, hielt Jörg Hamann (CDU) Schreiber entgegen. Es sei peinlich, wenn Schreiber jetzt mit dem NS-Thema argumentiere.