Hamburg . Nach millionenschwerer Sanierung des Lagerhauses „M28“ werden die Flächen im Unesco-Welterbe nun an Künstler vermietet.

Vor der Tür liegt eine tote Taube. Vielleicht ein Zeichen. Eines von der Art: besser die tote Taube vor der Tür als tote Hose im Haus. Denn in diesem Haus, einem umfänglich sanierten Lagerhaus der Speicherstadt, soll bald das Leben regieren, und zwar das kreative und künstlerische. Mitten im Unesco-Welterbe werden demnächst Künstler auf sieben Etagen Kunst machen können, Computerexperten die virtuelle Realität auf ein neues Level heben und Maler auch mal großformatig wirken.

Dafür ist der am Montag vorgestellte „Kreativspeicher M28“ mit reichlich Atelier- und Bürofläche gedacht. Als neues Zentrum der Hamburger Kulturproduktion überführen die künftigen Mieter den Speicherblock am Sandtorkai in eine weniger museale Nutzung. Wo vormals Teppiche und Kaffee lagerten, lagert nun kreatives Potenzial.

Welterbe für andere Nutzungen

Nicht grundlos sprach Kultursenator Carsten Brosda von einem „bemerkenswerten“ Projekt. Zumal es dem Senatsbeschluss entspreche, die Speicherstadt, mit dem Kontorhausviertel immerhin Hamburgs einziges Welterbe, für andere Nutzungen zu öffnen. Der Musikkonzern Warner sei schon da, einige Agenturen auch, jetzt kommen die bildenden Künstler, Musiker, Designer und Computerexperten. Für vier bis acht Euro pro Quadratmeter sogar zu schmaler, ortsunüblicher Miete, gemessen an der direkten Nachbarschaft aus HafenCity und Elbphilharmonie.

Denkmalgerecht saniert hat den Kreativspeicher die Hafen- und Logistik AG (HHLA) als Eigentümerin. Deren Vorstandsmitglied Roland Lappin sprach aber nicht nur von Kosten, die bei neun Millionen Euro gelegen haben, sondern auch von „Ideen, die Orte brauchen, an denen sie sich entfalten können“. Die Speicherstadt sei immer Platz für Neues gewesen, deshalb passe das Projekt.

Schwerpunkt in der Virtual Reality

Ein Schwerpunkt der künftigen Nutzung liegt auf dem Feld der Virtual Reality (VR). Vier Firmen wollen sich auf drei Böden der computergenerierten Wirklichkeit widmen – inklusive einer öffentlichen Schaufläche im Erdgeschoss. Weiter oben siedeln sich Modedesigner oder Künstler wie Jan Helbig mit einem Experimentalbüro an. Als älteste Mieterin von insgesamt 83 Bewerbern hat Malerin Sigrid Bauer (70) den Zuschlag bekommen: „Endlich Platz für meine Gemälde.“ Dekorationsmalerin Friederike Schulz habe „immer von einem Atelier in der Speicherstadt geträumt.“ Nun sei sie angekommen an einem Ort, der eben etwas inspirierender sei als, nun ja, Dehnhaide.

Egbert Rühl, Geschäftsführer der Kreativ Gesellschaft, unterstrich den Anspruch, die Kreativen ihrer Bedeutung nach in „Premiumlagen“ zu bringen, also auch in die Speicherstadt. Tote Taube vor der Tür hin oder her.