Hamburg. Krankenkassenverband VDEK zeichnet AWO Stiftung aus. Auslöser für Seniorenprojekt war eine erschütternde Studie von Prof. Püschel.
Ein Gesundheitsprojekt der AWO Stiftung hat den erstmals vergebenen Hamburger Präventionspreis gewonnen. „Augen auf! Mehr Aufmerksamkeit für ein Altern in Würde“ ist der Name, unter dem die Mitarbeiter vor allem Menschen in schwieriger sozialer Lage auf Gesundheitsförderung aufmerksam machen. Der vom Krankenkassenverband VDEK ausgeschriebene Preis ist mit 12.000 Euro dotiert. Ein Drittel davon geht an das Projekt „Poliklinik Veddel“. Dieses Projekt ist ein Gesundheitszentrum mit einer Hausarztpraxis, in dem das Lebensumfeld der Bewohner, die verschiedenen Sprachen und Kulturen einen großen Raum einnehmen.
Die Leiterin der Hamburg-Vertretung des VDEK (u.a. Techniker Krankenkasse, DAK, Barmer, HEK), Kathrin Herbst, sagte: „Mit dem neu geschaffenen Preis würdigen die Ersatzkassen Projekte, die Menschen unmittelbar in ihrem Lebensumfeld ansprechen und sie dabei unterstützen, ihre Gesundheitsrisiken zu verringern. Die Schere der gesundheitlichen Ungleichheit soll nicht noch weiter aufgehen.“
Projekt basiert auf Studie von Prof. Püschel (UKE)
Bemerkenswert an dem AWO-Projekt ist, dass es auf eine Studie des Hamburger Rechtsmediziners Prof. Klaus Püschel zurückgeht. Püschel hatte bei 8500 Verstorbenen ab 60 Jahren festgestellt, dass es einen dramatischen Vernachlässigungsgrad in Hamburg gebe. Die Körper wiesen auffällig häufig Merkmale von Wundliegen (Dekubitus), von schlechten Zähnen und Unterernährung auf.
Bei der AWO tauchte die Frage auf, wie man die Gesundheit von älteren Mitbürgern verbessern könne, denen man nicht sofort eine Pflegebedürftigkeit ansieht. Sie entfernen sich aber meist aufgrund von sozialer Isolation immer weiter von der Gesundheitsversorgung, die sie bekommen könnten. Das hat nicht nur mit niedrigen Alterseinkommen zu tun, sondern auch mit der gestiegenen Zahl von Alleinhaushalten, aufgelösten Familienstrukturen und der Vereinsamung in Nachbarschaften.
Der Vorstandsvorsitzende der AWO Stiftung, Joachim Knieschewski, betonte, dass gerade dort die Senioren zu regelmäßiger Bewegung und sinnvoller Ernährung angeregt werden müssten. So könnten langwierige und schwerwiegende Krankheiten vermieden werden. Der Sprecher der Poliklinik Veddel, Philipp Dickel, sagte: "In Hamburg leben reiche Menschen im Schnitt zehn Jahre länger als arme. Arbeitslosigkeit, unsichere Jobs und Diskriminierung machen krank. Wir sehen hier eine moderne Medizin in der Verantwortung, auf gesellschaftliche Ungerechtigkeiten hinzuweisen, die Krankheiten auslösen.“