Hamburg. Personaluntergrenzen könnten dazu führen, dass in Hamburg Stationen geschlossen werden. Krankenkassen attackieren Bettenplan.
Hamburgs Krankenhäuser warnen angesichts einer wachsenden Bürokratie und politischer Vorgaben vor Einschränkungen für die Patienten. So könne es passieren, dass sogar Stationen geschlossen werden müssten. Wie der Vorsitzende der Hamburgischen Krankenhausgesellschaft, Joachim Gemmel, beim Neujahrsempfang der HKG sagte, seien alle Kliniken – zu denen die Häuser von Asklepios und des Albertinen genauso zählen wie das UKE oder das Marienkrankenhaus – von den geplanten „Personaluntergrenzen“ erheblich betroffen.
Dadurch soll exakt vorgeschrieben werden, wie viele Pfleger auf einer Station zu sein haben. Die HKG hält das für lebensfremd. Die Folge sei, dass ein Patient auf einer Station ohne gesetzlich vorgeschriebene Pflegerzahl bei Komplikationen schon alleine deswegen Schadenersatz beanspruchen könne. Das brächte Krankenhäuser dazu, solche Stationen vorsorglich zu schließen. Das wirtschaftliche Risiko wäre zu groß. „Dann würde eine Personalvorgabe letztlich sogar zu einer Verschlechterung der Versorgungssituation führen“, sagte Gemmel.
Ärzte: Vier Stunden für Bürokratie – pro Tag
Wie das Abendblatt berichtete, fehlen Hamburgs Krankenhäusern in den nächsten Jahren etwa 5700 Pflegekräfte. Gleichzeitig, so der HKG-Vorsitzende, greife die Bürokratie um sich. „Wenn Ärzte vier und Pflegekräfte drei Stunden pro Arbeitstag mit Dokumentation, Verwaltungsabläufen und Bürokratie verbringen, dann widerspricht das nicht nur ihrem Berufsverständnis. Es stimmt etwas nicht im System.“
Die Krankenkassen haben derweil die 400 neuen Betten kritisiert, die Gesundheitssenatorin Cornelia Prüfer-Storcks (SPD) für den Bettenplan 2020 vorzeitig genehmigt hatte. Ihre Behörde verkündete, es gebe in Hamburg „eine Reihe von seltenen überregionalen Versorgungsangeboten“. Das seien „Leuchttürme“ der Gesundheitsmetropole.
Der Verband Vdek (Techniker, Barmer, DAK, HEK) kritisierte das scharf: „Während in anderen Regionen immer mehr Eingriffe ambulant erbracht und Betten tendenziell abgebaut werden, geht in Hamburg der Bettenaufbau ungebremst weiter“, sagte die Vdek-Landeschefin Kathrin Herbst. „Und das, obwohl die Hamburger Bevölkerung im Durchschnitt so jung ist wie nirgendwo sonst in Deutschland und eine vergleichsweise geringe Krankheitslast aufweist.“