Hamburg. In Hamburg ist eine Ausstellung von Modellschiffen geplant, an der sich jeder beteiligen kann – zumindest, wenn er basteln kann.

Begonnen hatte das Ganze mit einem Gespräch, das einem vollkommen anderen Thema galt. Im vergangenen November saßen Peter Tamm jun. und Frank Ilse, Leiter der Harburg-Redaktion des Hamburger Abendblatts, im Internationalen Maritimen Museum Hamburg (IMMH) zusammen. Sie sprachen über den künftigen Kurs der Sammlung, ein Jahr nach dem Tod des Gründers und weltweit bekannten Sammlers Peter Tamm senior.

Am Ende des Interviews stellte Ilse, der seit vielen Jahren in seiner Freizeit passionierter Schiffsmodellbauer ist, eine sehr persönliche Frage: „Herr Tamm, wann wird es hier eigentlich die ersten Schiffsmodellbautage geben?“ Das war die Geburt einer neuen Veranstaltung: Am 15. und 16. September wird Hamburg nämlich seine ersten Internationalen Schiffsmodellbautage erleben.

Vielfalt ist das Kriterium der Sonderausstellung

Dann soll die einmalige Sammlung im Kaispeicher B mitten in der HafenCity zum Treffpunkt von Schiffsmodellbauern werden. „Wir wollen die ganze Vielfalt dieses Hobbys einer breiten Öffentlichkeit präsentieren“, sagt Peter Tamm. „Das wäre auch ganz im Sinne meines Vaters. Schließlich war es immer seine Intention, mit dem Museum einen Ort zu schaffen, an dem sich Menschen für das Thema Seefahrt begeistern und das Leben auf dem Meer in all seinen Facetten erfassen können.“

Vielfalt ist deshalb auch das Kriterium für die Sonderausstellung im September. Modellbauer aus mehreren Ländern Europas haben bereits ihre Teilnahme angekündigt. Zu sehen sein werden Schiffsmodelle aus Österreich, den Niederlanden und Großbritannien. Auch eines der Partnermuseen des IMMH, das Riverside Museum im schottischen Glasgow, hat Interesse, aus diesem Anlass einige seiner Modelle in Hamburg zu zeigen.

Das Internationale Maritime Museum in der Speicherstadt
Das Internationale Maritime Museum in der Speicherstadt © imago stock&people | imago stock

Eingeladen sind alle Sparten. Und die gibt es reichlich: Darunter sind Modellbauer, die ferngesteuerte Schiffe bauen, sei es als Überwasserschiff oder als U-Boot. Es gibt den großen Bereich der Kartonmodellbauer, die für ihre filigranen Kunstwerke Papier und Karton als Grundlage nutzen. Es gibt die Sparte der historischen Segelschiffsmodelle, die im Wesentlichen aus Holz gebaut werden oder die große Gruppe derjenigen, die Plastik oder Gießharz als Ausgangspunkt für multimediale Modelle nutzen, die mit fotogeätzten Filigranteilen detailliert werden, seien es Bausätze oder nach Plänen gebaute Modelle.

Auf die Qualität der Modelle kommt es an

„Bislang sind rund 30 Anmeldungen eingetroffen“, sagt Damián Morán Dauchez, bei dem die Online-Anmeldungen zusammen laufen. Alle Modellbauer, die teilnehmen wollen, werden gesichtet, denn die Qualität der Modelle ist ebenfalls ein wichtiges Kriterium. In der Auswahlkommission sitzt unter anderem Hans-Jürgen Mottschall, der mit seinen Modellen schon Welt- und Europameistertitel errungen hat.

Die Ausstellungsfläche wird sich vom Foyer über die unteren vier Ausstellungsetagen – im Museum Decks genannt – erstrecken. Insgesamt werden rund 270 laufende Meter Tischlänge zur Verfügung stehen, Platz für etwa 700 Schiffsmodelle aller Maßstäbe. Gezeigt werden Großmodelle von bis zu zwei Metern Länge und 50 Kilogramm Gewicht bis zu Winzlingen im Sammlermaßstab 1:1250, der Peter Tamm sen. besonders faszinierte. In diesem Maßstab schrumpfen zum Beispiel die Schiffe, mit denen Christoph Columbus 1402 in die Karibik segelte, auf wenige Zentimeter.

Besondere Aktionen für Familien und Kinder

Einen Schwerpunkt der Ausstellung werden Dioramen bilden, die Schiffe in Häfen oder auf See zeigen. Darunter sind Modelle von Schiffen im Trockendock ebenso zu finden wie Szenen am Kai oder in rauem Wetter. So wird im Foyer des IMMH ein Groß-Diorama im Maßstab 1:87 aufgebaut, das Schiffe beim Be- und Entladen zeigt, komplett mit Hafenbahn. Allein diese Modellanlage misst rund neun Meter Länge.

Peter Tamm jun., Sohn des gleichnahmigen Gründers des Internationalen Maritimen Museums
Peter Tamm jun., Sohn des gleichnahmigen Gründers des Internationalen Maritimen Museums © Andreas Laible | Andreas Laible

Im Foyer wird es darüber hinaus neben Fachhändler Weede einen Bereich geben, in dem sich Spezialhändler des Modellbaus präsentieren können. Auch dafür haben gibt es bereits Inter­esse von Händlern aus Österreich, Großbritannien und den Niederlanden. Für Kinder und Familien haben sich die Planer besondere Aktionen einfallen lassen. So wird ein Kartonmodell entworfen und verteilt, das Kinder im Vorwege der Maritimen Modellbautage bauen können. Die Kinder sollen ihre fertigen Modelle dann zu den Modellbautagen mitbringen, sie werden dort prämiert.

Darüber hinaus sind Workshops von Modellbauern für Modellbauer geplant. Das Team der Modellwerkstatt des IMMH wird sich dabei besonders engagieren, zusätzlich geben unterschiedliche Aussteller Tipps und zeigen Tricks. Ein großer Anziehungspunkt wird sicherlich das Fahrbecken sein, das im Außenbereich des Kaispeichers geplant ist, in dem einige der ferngesteuerten Modelle während der zwei Tage vorgeführt werden sollen.

Der Aufbau selbst liegt dann in der Hand der Aussteller und der Modellbauclubs, die sich präsentieren werden. Sie sind frei in der Gestaltung ihrer Ausstellungsstände. „Wir verzichten ganz bewusst auf eine einheitliche Präsentation, damit die unterschiedlichen Clubs Gelegenheit haben, sich in ihrer Individualität zu präsentieren“, sagt Peter Tamm, der sich schon sehr auf das Wochenende im September freut.

Erste Internationale Schiffsmodellbautage Hamburg am Sonnabend, 15. September, und Sonntag, 16. September, im Internationalen Maritimen Museum Hamburg, Kaispeicher B, Koreastraße 1. Die Sonderausstellung ist sonnabends von 10 Uhr bis 18 Uhr und am Sonntag von 10 Uhr bis 17 Uhr zu erleben.
Telefon: 040/300 92 300