Hamburg. Der Hamburger Fotograf Jan Sieg war dabei, als der marode Segler den Atlantik überquerte. Ausstellung im Maritimen Museum.
Wer aktuelle Fotos von der legendären Viermastbark „Peking“ sieht, erkennt einen historischen Windjammer, dem man seine vielen Jahre zwar ansieht, der aber eigentlich noch ganz gut in Schuss erscheint. Das dachte auch der Hamburger Fotograf Jan Sieg, als er vor einem Jahr nach New York flog, um später die Überführung des künftigen Hamburger Museumsschiffs zu begleiten.
Der 35-Jährige ist auf technische Dokumentationen in der maritimen Wirtschaft spezialisiert und fotografierte diesmal, wie das 1911 in Hamburg bei Blohm+Voss gebaute Schiff auf einer US-Werft zunächst vorbereitet und dann in ein spezielles Dockschiff regelrecht eingeschwommen wurde. Er fotografierte die Huckepack-Überfahrt über den Nordatlantik, die Ankunft in Brunsbüttel und schließlich das Ausschwimmen und Schleppen zur Peters Werft an der nahen Stör.
Seine beeindruckenden Fotos stehen jetzt im Mittelpunkt einer „Peking“-Sonderausstellung im Maritimen Museum in der HafenCity. Und dabei überraschen vor allem die Innenaufnahmen, die so in der Öffentlichkeit noch nicht gezeigt wurden und die einen Einblick erlauben, wie sanierungsbedürftig die „Peking“ doch ist.
Gezeigt werden auch Logbuch und Galionsfigur
Rost, wohin man sieht, viele Holzdecks sind bereits eingebrochen, Farbe blättert in dicken Schichten von den Wänden. „Da muss man wirklich aufpassen, wohin man tritt, das hatte ich so nicht erwartet, wenn man das Schiff von außen so sieht“, sagt Sieg. Die Ausstellung wurde gestern Abend exklusiv bei einer Abendblatt-Leserveranstaltung eröffnet. Sie wird noch bis zum 31. August gezeigt.
Neben den großformatigen Fotos zeigen die Ausstellungsmacher auch etliche Exponate vom Schiff. Unter anderem die große Galionsfigur des früheren Hamburger Seglers, der regelmäßig um Kap Hoorn gefahren war. Ein meteorologisches Logbuch der Jungfernfahrt 1911 ist zu sehen oder auch historische Filmaufnahmen, die zeigen, wie hart der Alltag an Bord damals war.
Die heutige „Peking“ steht in dieser Woche aber auch noch an anderer Stelle in der Stadt im Mittelpunkt: Rund 70 Museumsexperten und Historiker sind bis heute Abend Teilnehmer eines dreitägigen, internationalen Symposiums, das sich allein mit Restaurierung und Zukunft der „Peking“ beschäftigt. Darunter sind Fachleute aus den USA, Schweden, Holland und Belgien, wo es jeweils schon ein großes nationales Hafenmuseum gibt, wie es für Hamburg erst geplant wird.
Es geht um Originaltreue und Barrierefreiheit
Die „Peking“ soll „Leitobjekt“ dieses Projekts werden; 120 Millionen Euro hat der Bund für Restaurierung und Museumsbau zugesagt, rund 26 Millionen wurden dabei zunächst allein für das Schiff kalkuliert, das viele Jahre schon in New York Museumsschiff war, zuletzt aber verschrottet werden sollte.
„Das Symposium hilft uns bei der Konzeptentwicklung, wir wollen eben schauen, wie es die anderen machen“, sagt der Sprecher der Historischen Museen Hamburg, Matthias Seeberg. Deshalb geht es bei der Tagung auch um viele Detailfragen. Etwa darum, wie originalgetreu man ein solches Schiff lassen kann, gleichzeitig aber die barrierefreie Zugänglichkeit sicherstellt. Auch um museumspädagogische Konzepte geht es bei diesem Erfahrungsaustausch, ebenso um Strategien, wie man am besten ehrenamtliche Helfer einbinden kann.
Und es geht natürlich um die eigentliche Restaurierung: Nach derzeitiger Planung würden die Arbeiten an der „Peking“ bis etwa 2020 andauern, sagt Seeberg. Zuletzt hatte es eine kurze Unterbrechung gegeben, weil sich beim Sandstrahlen des Rumpfes gezeigt hatte, dass das Schiff noch mit Schadstoffen wie Asbest belastet ist, was nun Mehrkosten verursacht. „Im August werden wir Klarheit über die Zusatzkosten haben“, sagt Museumssprecher Seeberg.
Sanierte Peking soll vor Hafenschuppen liegen
Klar aber ist jetzt schon, dass die „Peking“ ein paar Jahre vor der Eröffnung eines neuen Hafenmuseums nach Hamburg kommen wird. Sie soll nach der Sanierung an einem eigenen Ponton im Hansahafen vor den historischen 50er Schuppen festmachen und dort für Besucher bereits zugänglich sein, so der Plan. Das eigentliche Hafenmuseum soll indes voraussichtlich erst 2024/25 eröffnet werden.
Noch ist allerdings nicht entschieden, wo es genau stehen wird, die Entscheidung dazu wird voraussichtlich im Juli fallen, sagt Museumssprecher Seeberg. Hintergrund: Zwar gelten die alten 50er-Backsteinspeicher gegenüber der HafenCity als idealer Standort für „Peking“ und Museum – zumal es dort bereits ein kleines regionales Hafenmuseum gibt. Doch in der Nähe lagern Hafenbetriebe Gefahrgut; die Stadt lässt daher derzeit mit einem Genehmigungsverfahren prüfen, ob eine solche Einrichtung mit vielen Besuchern in der Nähe überhaupt zulässig ist.
Als Alternativstandort ist auch ein benachbartes Areal auf dem Kleinen Grasbrook unmittelbar an der Norderelbe im Blick der Planer. Zumal dort im Zuge der Stadtentwicklung die bisherige Hafennutzung zum Teil aufgegeben wird, um einen weiteren neuen Stadtteil am Wasser zu entwickeln. „Wir halten derzeit eine Zweiteilung für am wahrscheinlichsten“, sagt Seeberg. Also eine Art Freilichtmuseum mit „Peking“ und anderen Exponaten aus der früheren Hafengeschichte bei den 50er Schuppen – sowie einen neuen Museumsbau mit modernen Ausstellungskonzepten zur Bedeutung von Handel und Seefahrt im neuen Stadtteil.
Internationales Maritimes Museum Hamburg. Kaispeicher B, Koreastraße 1. Täglich von 10 bis 18 Uhr geöffnet