Kleiner Grasbrook. Senator nimmt Flutschutz an den historischen 50er Schuppen in Betrieb. Platz soll neues Ausflugsziel werden
Neuer Hochwasserschutz für alte Hafenschuppen – eine solche Nachricht lässt zunächst nicht besonders aufhorchen. Doch diese neue, etwa 300 Meter lange Flutschutzmauer an den historischen 50er Schuppen auf dem Kleinen Grasbrook bietet offensichtlich viel Potential, dass dort quasi direkt gegenüber von der Elbphilharmonie ein neuer touristischer wie kultureller Ausflugsort Hamburgs entstehen kann. Das zumindest ist die Einschätzung von Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und Claus Liesner, Vorstand der Stiftung Hamburg Maritim. Beide waren am Mittwoch Redner bei der offiziellen Inbetriebnahme dieses gut vier Millionen teuren Hochwasserschutzes im früheren Freihafen. „Vielen ist es gar nicht bewusst – aber wir haben hier die für die Öffentlichkeit einzig freie Stelle, wo man noch direkt an die Kaikante kommt“, sagte Liesner. Und Horch sprach von einem „besonders charmanten Ort mit einzigartigem Blick“. Gleichzeitig sei hier der Hafen so erlebbar, wie er früher einmal gewesen war.
Tatsächlich sind die in der Kaiserzeit gebauten Backsteinschuppen so etwas wie ein lebendiges Museum, während der moderne Hafen durch Zäune und Kontrollstellen aus Sicherheitsgründen förmlich abgeschottet ist.
Seit 2002 restauriert die Stiftung Hamburg Maritim nicht nur historische Schiffe, sondern auch dieses gut 100.000 Quadratmeter große Areal. Die restaurierten Gebäude werden heute zum einen für Veranstaltungen genutzt, zu großen Teilen lagern dort aber auch wieder Gewürze aus aller Welt, weil das Klima im Inneren der dicken Mauern dafür so ideal ist. Ein süßlich-würziger Geruch liegt daher in der Luft, wenn man an den Schuppen vorbeigeht.
Direkt am alten Kai sind aber auch alte Schiffe, Hafenkräne und Hafenlokomotiven zu sehen. In einem Kopfbau ist zudem ein kleines Hafenmuseum untergebracht. Allerdings entsprach auch der Hochwasserschutz dem technischen Stand der Kaiserzeit. Immer wieder kam es in den Wintermonaten zu Überschwemmungen, was die Nutzungsmöglichkeiten einschränkte.
Seit 2007 etwa plant die von der Handelskammer initiierte Stiftung daher den Bau einer Schutzmauer, Verzögerungen gab es dann, weil das Areal auf Weltkriegsbomben untersucht werden musste. 2016 stand schließlich die Finanzierung fest, von der Stadt gab es eine im Hafen übliche Förderung, und auch die nahe Kupferhütte Aurubis unterstützte das Projekt maßgeblich.
Gebaut wurde aber nicht nur eine schlichte Mauer, sondern eher eine Art Treppenanlage mit herausnehmbaren Elementen, um den Blick auf Elbe und HafenCity nicht zu beeinträchtigen. Die Stufen sollen in Zukunft gleichzeitig so etwas wie Sitzbänke sein. So plant die Stiftung dort ganz an der Spitze der Anlage Konzerte und andere kulturelle Veranstaltungen. Termine stehen noch nicht fest, aber schon jetzt werde das „Hansahöft“ von Hamburgern und Touristen immer häufiger entdeckt, so Stiftungsvorstand Liesner. Und es dürften bald noch mehr werden: So sind die 50er Schuppen immer noch für ein großes, nationales Hafenmuseum im Gespräch. Der jetzt gebaute Flutschutz erfüllt dafür nun ebenfalls eine wichtige Voraussetzung.