Altstadt. Schleswig-Holsteins Landeschef schwört die Parteifreunde beim Sommerempfang auf die nächste Wahl ein – und gibt Seehofer Recht.

Der eine war bis vor einem Jahr noch ein relativ unbekannter Fraktionschef einer scheinbar chancenlosen Oppositionspartei und ist heute ein beliebter Ministerpräsident mit besten Kontakten zur Kanzlerin. Der andere ist noch Fraktionschef einer ziemlich gestutzten Oppositionspartei und erweckt zumindest den Eindruck, er wolle auch gern Regierungschef werden. Dass Letzterer, Hamburgs CDU-Fraktionschef André Trepoll, zum Sommerempfang seiner Fraktion am Freitagabend den schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Daniel Günther (CDU) eingeladen hat, ergab also durchaus Sinn: Denn dessen Geschichte soll für Trepoll und die Hamburger CDU durchaus als Vorbild dienen.

Günther macht der Hamburg-CDU Mut

„Auch hier ist alles möglich“, gab Günther den Hamburger Parteifreunden vor rund 600 Gästen im Rathaus mit auf den Weg und riet ihnen mit Blick auf die Bürgerschaftswahl Anfang 2020, wie er voll auf landespolitische Themen zu setzen und sich nicht von Umfragen oder angeblichen Experten aus dem Konzept bringen zu lassen. Geradezu spöttisch erzählte der 44-Jährige, wie ihm kurz vor der Wahl 2017 ein bekannter TV-Journalist erklärt habe, „noch nie“ habe ein Oppositionspolitiker aus derart aussichtsloser Lage nur mit Landesthemen einen Regierungswechsel herbeiführen können.

Vermittler zwischen Merkel und Seehofer

Im Asyl-Streit zwischen CDU und CSU auf Bundesebene nahm Günther, bislang klarer Unterstützer von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), eine vermittelnde Position ein. Die Forderung von Innenminister Horst Seehofer (CSU), Flüchtlinge, die in einem anderen EU-Land Asyl beantragt haben, an den Grenzen zurückzuweisen, sei nicht falsch. Schleswig-Holstein habe zum Beispiel von 2600 Flüchtlingen, die aus Dänemark ins Land gekommen seien, nur mit Mühe 200 dorthin zurückführen können. Aber die Zurückweisung allein reiche nicht, man brauche auch Verträge mit den ursprünglichen Asyl-Ländern wie Griechenland, Italien oder Bulgarien. „Mich nervt“, sagte Günther, dass nur noch über diesen einen Punkt gestritten werde statt über die wirklich wichtigen Fragen für Deutschland, etwa die Digitalisierung.

Trepoll hatte Günther zuvor für seinen lockeren, sympathischen Stil gelobt und mit Blick auf dessen „sensationellen Wahlsieg“ angekündigt: „Das wollen wir euch nachmachen.“