Hamburg/Wahlstedt. Der Süßwarenhändler setzt auf ein neues Konzept und modernisiert seine Filialen für mehrere Millionen Euro.
Die Zukunft des Kaffee- und Süßwarenhändlers Arko ist an der Eppendorfer Landstraße zu besichtigen. Vor einer Woche hat das Unternehmen mit Hauptsitz in Wahlstedt (Kreis Segeberg) dort eine neue Filiale eröffnet. Es ist die 22. in Hamburg und die 205. im Verbreitungsgebiet der Ladenkette in Nord- und Ostdeutschland. Und sie ist die Blaupause dafür, wie die meisten Filialen in zwei bis zweieinhalb Jahren aussehen werden. Das Ziel steht in geschwungenen Lettern über dem Schaufenster „Die Glücklichmacherei“.
Designer aus Dänemark
Geschäftsführer Patrick G. Weber erklärt das etwas ausführlicher: „Wir möchten, dass die Kunden aus dem Laden gehen und sagen: Da ist es toll. Und im Idealfall erzählen sie das dann weiter.“ Mehr als ein Jahr hat es gedauert, das neue Ladenkonzept zu entwickeln. Erst wenige Monate bevor ein dänischer Designer die Entwicklungsarbeit begann, hatte Arko 35 Eilles-Teegeschäfte vom Hamburger Kaffeeröster J. J. Darboven übernommen. Im Gegenzug übernahm Darboven die Arko-Kaffeerösterei in Wahlstedt. Das Röstereigeschäft ist mittlerweile nach Hamburg verlagert worden. Die Arko-Kaffees werden bei Darboven geröstet. Hauptgesellschafter der Confiserie-Kette ist die Familie Morzynski, der auch das „Grand Hotel Heiligendamm“ gehört.
Nach der Eilles-Übernahme hatte Geschäftsführer Weber noch eine Ausweitung des Filialnetzes auf insgesamt 275 Geschäfte angekündigt. Doch es gab gute Gründe, die Expansion vorerst zurückzustellen. „Wir wollten keine neuen Filialen mit der alten Strategie und einem nicht mehr gegenwärtigen Konzept eröffnen“, sagt Weber. Zumal es deutliche Hinweise gab und gibt, dass die alte Strategie auf Dauer nicht trägt. Die Umsätze der vor 70 Jahren von der Hamburger Kaffeedynastie Rothfos gegründeten Arbeitsgemeinschaft für den Vertrieb von Konsumgütern waren in den Jahren vor der Eilles-Übernahme rückläufig, Arko schrieb rote Zahlen: Im Jahr 2015 belief sich der im Geschäftsbericht ausgewiesene Jahresfehlbetrag auf fast 1,7 Millionen Euro, 2016 waren es noch knapp 560.000 Euro.
Wieder schwarze Zahlen?
Und auch die Zahl der eigenen Filialen und derjenigen, die von Franchisenehmern geführt werden, war tendenziell rückläufig. Derzeit wird noch ein knappes Drittel der Arko-Filialen von selbstständigen Kaufleuten geführt, in Hamburg sind es vier der 22 Filialen. Der Umsatz, sagt Weber, sei im vergangenen Jahr nach der Integration der Eilles-Läden, die von Wahlstedt aus geführt werden, auf gut 68 Millionen Euro angewachsen. Ob das Unternehmen 2017 in die schwarzen Zahlen zurückgekehrt sei, stehe noch nicht fest.
Sicher ist: Das neue Ladenkonzept erfordert in den nächsten zwei bis zweieinhalb Jahren hohe Investitionen. „Bis zu zehn Millionen Euro werden wir wohl brauchen“, sagt Weber dem „Hamburger Abendblatt“. So gut wie alles wird moderner und anders gemacht: neue Inneneinrichtung, neue Kundenführung durch das Geschäft, ein eigens konzipiertes Musikprogramm, neue Produkte, von denen viele der klassischen Arko-Artikel wie Kekse, Pralinen und Trüffel in Geschenkverpackungen präsentiert werden. Aussortiert wurde auch. Zum Kaffeesortiment gehören nur noch die gefragtesten Sorten.
After-Work-Weinprobe mit Rindchen’s Weinkontor
Zudem sollen regelmäßige Veranstaltungen die Stammkunden binden und neue Käufer anlocken. An der Eppendorfer Landstraße etwa gibt es donnerstags regelmäßig frische schokolierte Früchte, an Freitagnachmittagen eine After-Work-Weinprobe mit Rindchen’s Weinkontor, sonnabends ist Cakepop-Tag mit Keksen am Stiel. Je nach Standort könnten das sehr unterschiedliche Aktionen sein, sagt Weber. So wie auch das Sortiment je nach Standort durchaus variieren könne. „In Flensburg sind schokolierte Ingwerstäbchen nicht wegzudenken, in Dresden sind sie eher ein Nischenprodukt.“ Das übergeordnete Ziel lautet: Mehr Kunden im Geschäft, mehr Umsatz pro Kunde.
Bislang aber weiß man bei Arko wenig darüber, wer was und wie viel kauft. Auch das soll sich ändern: In der neuen Filiale an der Eppendorfer Landstraße – und bislang nur dort – gibt es eine Kaffeestation. Wer sich dort registriert und dann die Kundenkarte nutzt, darf sich dort künftig jeden Tag kostenlos einen Becher Kaffee zapfen. „Egal, ob er etwas kauft oder nicht“, sagt Weber. Zudem erhalten die Kundenkartennutzer Hinweise auf Sonderangebote und auf eigens für sie kreierte Produkte. Aus dem Kaufverhalten der Kundenkartenbesitzer will Arko dann Rückschlüsse für das Sortiment schließen.
Der Geschäftsführer ist bekennender Anhänger des stationären Handels und sagt: „Das Riechen, das Fühlen, das Schmecken funktioniert im Internet nun mal nicht. Ein Onlineshop kann das Geschäft nie vollständig ersetzen.“ Arko bietet im Internet nur einen Teil seines Sortiments an.
Neue Filialen geplant
Und eine Expansion des Filialnetzes ist einstweilen nur verschoben, nicht komplett aufgehoben. Neueröffnungen werde es in den nächsten Jahren dennoch geben. Der Geschäftsführer rechnet mit jeweils vier bis fünf in den nächsten Jahren. „Es gibt noch Lücken im Filialnetz“, sagt Weber. „Wir werden sie schließen, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt.“