Hamburg. Norddeutsche Confiseriekette übernimmt vom Hamburger Kaffee-Unternehmer alle 35 Eilles-Filialen.

Der Süßwarenhändler Arko kommt bei seiner Expansion deutlich schneller voran als erwartet. Statt mühsam neue Standorte zu suchen und dann dort selbst oder über Franchisenehmer weitere Filialen zu eröffnen, sorgt jetzt ein Deal mit dem Hamburger Kaffeeröster Albert Darboven für einen kräftigen Schub. „Bis zum Jahr 2020 wollen wir 275 Filialen in Deutschland haben“, sagt Patrick G. Weber, Geschäftsführer von Arko, das seinen Sitz in Wahlstedt (Schleswig-Holstein) hat.

Diesem Ziel ist er jetzt ein ganzes Stück näher gekommen. Denn der Anbieter von Kaffee und Confiserie übernimmt von der J.J. Darboven Holding die 35 Eilles-Fachgeschäfte, die man im Süden Deutschlands findet. Im Gegenzug kauft J.J. Darboven die Arko-Rösterei in Wahlstedt und wird zum langfristigen exklusiven Arko-Lieferanten für Kaffee, Tee und Kakao für zusammen dann 235 Filialen. In der Arko-Filiale im Alstertal-Einkaufszentrum konnte man am Dienstag schon sehen, wie sich das Angebot künftig verändern wird.

Kunden keine Veränderungen zumuten

Neu sind die Eilles-Teemischungen, aber beim Kaffee, der lose und abgepackt angeboten wird, will man den Kunden keine Veränderungen zumuten. Es bleibt bei den bekannten Mischungen wie Schonkaffee oder Papua Neuguinea. Der Name Darboven oder der seiner Marken wie Idee oder Mövenpick wird in den Arko-Regalen nicht auftauchen. „Die Kunden von Arko haben eine eigene Weltanschauung zu Kaffee“, sagt Albert Darboven. „Deshalb soll alles so bleiben, wie es ist. Wir halten uns streng an die bisherigen Rezepturen.“ Die Entwicklung neuer Kaffeesorten sei aber denkbar.

Mit der Übernahme der Eilles-Filialen ist Arko nun wieder in deutschen Regionen vertreten, in denen die Expansion mit eigenen Geschäften gescheitert war. „Unsere Marke ist in Süddeutschland zu unbekannt, wir hatten keinen Erfolg und mussten die Geschäfte wieder aufgeben“, sagt Weber. Mit der vor allem in Bayern bekannten Marke Eilles soll die Expansion diesmal gelingen.

Mindestens fünf Millionen Euro für Expansion

Die Geschäfte im Süden behalten den Namen Eilles. Arko ist vor allem im Norden und Osten Deutschlands präsent. Im nächsten Jahr will Arko mindestens fünf Millionen Euro in die weitere Expansion stecken. „2017 werden wir 25 neue Arko-Filialen eröffnen“, sagt Weber. In Norddeutschland kommen neue Standorte in Lübeck und Cloppenburg hinzu. Zusammen mit den Eilles-Geschäften sind dann Ende 2017 schon 260 der anvisierten 275 Standorte erreicht. In Hamburg betreibt Arko gegenwärtig 21 Filialen.

Albert Darboven hatte Eilles schon 1986 übernommen. Ihm ging es vor allem darum, an die Tee-Kompetenz des 1873 gegründeten Unternehmens zu kommen. „Damals hatte Eilles fünf Geschäfte, und wir haben das Filialnetz ausgebaut. Aber der Handel gehört nicht zu unseren Kernkompetenzen“, sagt Darboven. Deshalb sei das jetzt für beide Seiten eine vorteilhafte Lösung. Mit der Renaissance des Filterkaffees hofft Darboven auch auf einen höheren Absatz in dem vergrößerten Filialnetz von Arko und Eilles. Zu den vier Röstereien der Unternehmensgruppe kommt nun eine weitere mit 13 Beschäftigten hinzu. Ob sie dauerhaft weitergeführt wird, ließ Darboven offen. Die Jahresproduktion liegt bei 5600 Tonnen pro Jahr.

Arko rechnet mit Umsatzrückgang

Eilles hat rund 190 Mitarbeiter und eine eigene Verwaltung. Durch das gemeinsame Filialnetz sollen Synergien in den Bereichen Einkauf, Produktentwicklungen, Marketing und Logistik entstehen, sagt Weber. Ob die Verwaltung künftig im norddeutschen Wahlstedt konzentriert wird, ist aber ebenfalls noch nicht entschieden. Durch die Eilles-Übernahme steigt die Mitarbeiterzahl bei Arko auf 915 Beschäftigte bundesweit. Zumindest flächenmäßig wird Arko/Eilles der Marktführer unter den Confiserien in Deutschland sein. Beim Umsatz dürfte die Confiseriekette Hussel noch führen, sagt Weber.

Für 2016 rechnet Arko sogar mit einem Umsatzrückgang. „Wir werden das Jahr mit einem Umsatz von etwa 58,5 Millionen Euro abschließen“, sagt Weber. Im Vorjahr lag der Erlös bei 60 Millionen Euro. „Aber wir werden in diesem Jahr erstmals seit acht Jahren mit einem ausgeglichenen Ergebnis abschließen“, so Weber. In den vergangenen Jahren war das Geschäft folglich defizitär. Im Jahr 2015 wurden noch 20 Filialen an unrentablen Standorten geschlossen. „Jetzt liegen alle Hoffnungen auf einem guten Weihnachtsgeschäft“, sagt Weber. „2017 wird mit den Eilles-Geschäften ein Umsatz von 72 Millionen Euro angestrebt, bis 2020 sollen es 80 Millionen Euro sein.“

Eigentümer gehört auch Grand Hotel Heiligendamm

Obwohl Arko seine Expansion nicht von einer Position der Stärke heraus startet, ist auch Arko-Eigentümer Paul Morzynski aus Hannover mit der Übernahme zufrieden. „Die Konzentration auf den Handel ist gut.“ Er bekräftigte, dass er Arko als langfristiges Engagement betrachte. 2014 hatte er das Unternehmen von der Arko-Stiftung übernommen. Morzynski gehört auch das Grand Hotel Heiligendamm.