Hamburg. Die Telekom verlegt die ersten Glasfaserkabel. Darauf mussten die Unternehmen lange warten. Einige waren in ihrer Existenz bedroht.
Der Hamburger Hafen gilt als das Tor zur Welt, doch wer von hier aus nur mal kurz beim Nachbarn nebenan anrufen möchte, hat oft mit massiven Problemen zu kämpfen. Immer wieder brechen Gespräche ab oder kommen gar nicht erst zustande. Und wer dann eine Mail schreiben möchte, kommt auch nicht weiter: Denn die Datenübertragung an externe Rechner scheitert an der zu geringen Geschwindigkeit des Internets.
Vor zwei Jahren deckte das Abendblatt diese Misere auf: Hunderte Betriebe im Hafen leiden unter einem maroden Telefon- und Datennetz. Der Grund ist eine veraltete Infrastruktur. Kupferleitungen sind marode, zum Teil feucht. Und die Anschlüsse sind viel zu weit entfernt von der Vermittlungsstelle, was zu schwachen Signalen führt. Doch damit soll bald Schluss sein. Denn am Donnerstag startete die Deutsche Telekom auf der Veddel endlich den Ausbau ihres Glasfasernetzes.
Hafenverband rät Firmen zur Teilnahme
Zum ersten Bauabschnitt zählen die Hafengebiete Stenzelring, Peute und Kleiner Grasbrook. Hier hatten sich rund 1000 Firmen gemeldet, die zügig an das schnelle Internet angeschlossen werden wollen. Sie bekommen den Anschluss kostenlos bis ans Haus (Büro) gelegt. Dafür investiert die Telekom einen mittleren einstelligen Millionenbetrag. „Wenn sich etwa 30 Prozent der Firmen eines Gebiets anmelden, rechnet es sich, die Glasfaserleitung zu ihnen kostenlos zu verlegen“, sagte ein Telekom-Manager. Im Herbst startet das Bonner Unternehmen eine weitere Vermarktungswelle. Dann sollen der mittlere und der westliche Hafenteil Glasfaserkabel bekommen.
Und das ist auch dringend nötig. „Das Telefon- und Datennetz im Hamburger Hafen ist in einem so schlechten Zustand, dass es für viele kleinere Firmen zu einer existenzgefährdenden Bedrohung wird“, sagte ein Unternehmer vor Ort bereits vor zwei Jahren. „Daran hat sich bis heute nichts geändert“, so Ina Luderer, stellvertretende Geschäftsführerin des Unternehmensverbands Hafen Hamburg (UVHH). „Viele Firmen haben immer noch unzureichende Internetverbindungen.“ Deshalb werbe der UVHH bei seinen Mitgliedsunternehmen dafür, sich an der Vermarktung zu beteiligen.
Dies ist um so wichtiger, weil ein Telekom-Konkurrent sich vorübergehend aus dem Markt zurückgezogen hat. Der Düsseldorfer Internetanbieter 1&1 Versatel hatte bereits Anfang 2017 verkündet, im Hafen ein modernes Glasfasernetz verlegen zu wollen. Doch der Ausbau geriet ins Stocken. „Wir haben im Bereich Stenzelring, Bonnéweg und Schlinckstraße Firmen ans Glasfasernetz angeschlossen. Weitere Ausbauvorhaben sind derzeit nicht geplant“, so eine Sprecherin.
Horch: Ausbau muss zügig voran gehen
Die Deutsche Telekom macht derweil Druck. Wie ernst es ihr mit dem Programm ist, zeigt sich allein daran, dass das Unternehmen seinen Vorstand und Deutschland-Chef Dirk Wössner zum Start der Glasfaserkabelverlegung nach Hamburg geschickt hat. Zusammen mit Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und dem Chef der Hamburg Port Authority, Jens Meier, wuchtete der Telekom-Manager den ersten Kabelstrang in eine Grube gleich neben dem Auswanderermuseum Ballinstadt. „Der Hamburger Hafen ist als Tor zur Welt ein besonderer Ort mit großer Tradition und vielen erfolgreichen Unternehmen. Ihre Position wollen wir stärken, gerade im Hinblick auf die Herausforderungen der Zukunft“, so Wössner.
Wirtschaftssenator Horch, der sich bereits vor zwei Jahren – als die katastrophalen Zustände im Hafen bekannt wurden – an die Deutsche Telekom gewandt hatte, dankte Wössner für das Engagement. Viele Haushalte der Stadt würden bereits mit schnellem Internet versorgt. Der Ausbau müsse aber zügig vorangehen. „Das Netz darf nicht nur in kleinen Schritten erneuert werden. Bei der enormen Geschwindigkeit, mit der die Digitalisierung voranschreitet, müssen wir der Entwicklung beim Netzausbau immer einen Schritt voraus sein.“
Telekom verlegt nur Hauptstränge kostenlos
Wössner verteidigte das Vorgehen seines Unternehmens, in der Regel nur die großen Hauptstränge kostenlos zu verlegen, die Hausanschlüsse aber nicht zu bezahlen. „Hätten wir es anders gemacht, würde beim gleichen Investitionsvolumen nur 20 Prozent der derzeitigen Breitbandversorgung gelingen.“ Bis 2022 will die Deutsche Telekom bundesweit mehr als zwei Milliarden Euro in den Glasfaserausbau von Gewerbegebieten investieren. Allein in diesem Jahr verlegt das Unternehmen 60.000 Kilometer.
Im Hafen sind es 80 Kilometer, hinzu kommen 28 Netzverteilpunkte. Ab Sommer 2019 stehen sie zur Verfügung. Das Angebot reicht dann von 100 Megabit pro Sekunde als Übertragungsrate bis hin zum Ein-Gigabit-Anschluss. Die Kosten variieren zwischen 79,95 Euro pro Monat im billigsten Tarif bis zu 200 Euro für den teuersten. Hafenchef Jens Meier zeigte sich zufrieden: „Es wird nicht nur in Straßen, Brücken und Kaianlagen investiert, sondern auch in die digitale Infrastruktur. Das bringt den Hafen voran.“