Hamburg. Der Hamburger Hafen startet Test eines neuen Mobilfunkstandards. Fernsehturm erhält Sendestation. 5G soll LTE ersetzen.
Auf dem Hamburger Fernsehturm wird in den nächsten Wochen ein neuer Sendemast installiert, weitere kleine Sendestationen werden im Hafen aufgebaut, damit auch entlegene Winkel von dem neuen Mobilfunkstandard namens 5G profitieren. Grund für diese Aktion: Der Hamburger Hafen wird Testfeld für den Mobilfunk der Zukunft. Das Abendblatt berichtete darüber im April exklusiv. Ampelanlagen, Schleusen, Containertransporter – alles im Hafen kann dann per Handy gesteuert werden, sollte sich der neue Standard tatsächlich durchsetzen.
Zahlreiche europäische Städte hatten sich um Fördergelder für den Test von 5G beworben. Nur zwei haben den Zuschlag bekommen: Hamburg und Venedig. Die italienische Metropole an der Adria soll die touristischen Nutzungsperspektiven von 5G erforschen, die Hansestadt die industriellen. Insgesamt 7,7 Millionen Euro stellt die EU für die Erprobung bereit. 5G heißt so, weil es nach GSM, EDGE, UMTS und LTE die fünfte Generation der mobilen Internetnutzung darstellt. Dabei geht es in Hamburg nicht um ein Funknetz für private Handynutzer, sondern um die Möglichkeiten zur Datenübertragung für die Vernetzung von Maschinen.
Downloads von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde
Das neue System setzt neue Standards: 5G soll Download-Raten von bis zu zehn Gigabit pro Sekunde erreichen. Das wäre etwa zehnmal so schnell wie aktuell LTE. Ein weiterer Vorteil: Das Netzwerk gilt als sicher gegenüber Hackerangriffen. Denn ein Zugriff von außen ist nicht möglich. Es müssen auch keine neuen Leitungen im Hafen verlegt werden, wodurch aufwendige Bauarbeiten entfallen.
„Für den Hamburger Hafen ist das eine Riesenchance“, sagt Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Authority (HPA), die sich als zuständige Hafenbehörde intensiv um den Zuschlag beworben hatte und nun Projektpartner von Nokia und der Telekom bei dem Test ist. „Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig.“ Als Beispiel nennt Meier die Tatenberger Schleuse, in Bergedorf. Sie wird noch vor Ort von einem Schleusenwärter betrieben.
5G könnte ab 2020 bundesweit Standard werden
„Wollten wir den Betrieb auf herkömmlichem Weg automatisieren, würde uns das 500.000 Euro kosten – mit 5G annähernd nichts.“ Alles was benötigt würde, wäre die Installation eines Routers mit einem Zusatzgerät, das 5G empfängt. Dann könnte die Schleuse von einem anderen Ort aus geöffnet werden. „Derzeit treffen wir die Vorbereitungen. Zum Jahreswechsel startet der Test“, sagt der Digitalchef der HPA, Sebastian Saxe. „Geht alles gut, könnte 5G ab 2020 bundesweit Standard werden.“