Hamburg. Tagelang hatten Tierärzte um das Leben des Jungtieres gekämpft. Am Nachmittag starb Anjuli. So trauert die Elefantenherde.

"Sie hat gekämpft und am Ende doch verloren": Am Mittwoch teilte der Tierpark Hagenbeck mit, dass das dreijährige Elefantenmädchen Anjuli am frühen Nachmittag gestorben ist. Tagelang hatten sich Tierärzte, Pfleger und externe Experten um das Jungtier gekümmert und versucht, den aggressiven Herpesvirus zu bekämpfen. "Leider vergeblich", heißt es in einer Mitteilung des Tierparks.

Nachdem in der vergangenen Woche bereits der Bulle Kanja (2) an der Infektion mit dem sogenannten Elefanten-Herpes gestorben war, ist nun das zweite Mitglied der Herde wegen des Virus vom Typ EEHV 1 (Elephant Endotheliotropic Herpes Virus) tot. Bereits in den Tagen zuvor war der Zustand von Anjuli kritisch gewesen. „Wir tun alles, was möglich ist“, hieß es noch am Dienstag.

Die Elefantenherde trauert mit den Pflegern

"Leider ist über diese Krankheit noch zu wenig bekannt, um nachhaltig wirksame medizinische Hilfe leisten zu können", sagte eine Sprecherin des Tierparks am Mittwoch. "Die Elefantenherde trauert gemeinsam mit den Elefantenpflegern." Nach Angaben von Hagenbeck hatten die Elefanten Gelegenheit, in aller Ruhe Abschied zu nehmen. "Dabei berüsseln die Tiere den Leichnam, tasten ihn ab und schnuppern daran."

Jedoch seien die Elefanten in der Lage, den Verlust schneller zu verkraften als Menschen. "Der gesamte Tierpark trauert mit dem Elefantenhaus", sagte eine Sprecherin von Hagenbeck. Sie kündigte an, dass es trotz der bekannten Todesursache am Donnerstag eine Obduktion geben werde. "Deren Ergebnisse sollen die Forschung für Elefanten-Herpesviren weiter voranbringen." Eine Gefahr für Menschen geht von dem rein auf Elefanten spezialisierten Virus nicht aus.

Die Infektion ist für Jungtiere bis zu einem Alter von sieben Jahren besonders gefährlich. Denn wird das Virus aktiv, schädigt es binnen kürzester Zeit die inneren Organe, das Herz-Kreislauf-System der Tiere bricht zusammen. Eine Impfung gegen Elephant Endotheliotropic Herpes Virus (EEHV) gibt es nicht.

Bereits nach dem ersten Todesfall wurde die gesamte Hamburger Tierpark-Herde, eine der größten in Europa, auf Elefanten-Herpes untersucht. Bluttests hätten den Erreger nun beim Jungtier Anjuli nachgewiesen.

30 Tiere gestorben

Anjuli ist 2015 im Tierpark geboren worden. Sie ist die Tochter von Elefantenkuh Yashoda und Bulle Gajendra, einer inzwischen zurückgekehrten Leihgabe des Münchner Tierparks Hellabrunn. Der jüngste Nachwuchs der Herde bei Hagenbeck, der am 5. Mai geborene, noch namenlose Bulle, zeige bisher keine Krankheitserscheinungen. Seit 1988 sind in europäischen Zoos etwa 30 Tiere an Herpes gestorben, unter anderem 2011 in Berlin.