Hamburg. Stillstand auf einer der spektakulärsten Baustellen der Stadt. Arbeiten bereits Ende April abgeschlossen. Es gibt zwei Gründe.
Stillstand bei einem der größten Bauvorhaben in der Innenstadt. Das 14-stöckige Allianz-Hochhaus am Großen Burstah wurde bis zum ersten Stockwerk abgerissen. Diese Arbeiten waren bereits Ende April abgeschlossen. Seitdem tut sich auf der Baustelle nichts mehr. Die Commerz Real, eine Tochter der Commerzbank, plant auf dem rund 7500 Quadratmeter großen Filetgrundstück in unmittelbarer Nähe des Rathauses und der Handelskammer das sogenannte Burstah Ensemble. Auf den sechs Baufeldern sollen fünf Gebäude entstehen. In dem neuen Viertel ist eine Mischung aus Büros, Wohnen, Gastronomie und Einzelhandel geplant. Dem Vernehmen nach sollen insgesamt 250 Millionen Euro investiert werden.
Doch aktuell fehlen noch zwei Dinge, die die Commerz Real benötigt, um das Bauvorhaben realisieren zu können: Das Bezirksamt Mitte hat nach Abendblatt-Informationen noch keine Baugenehmigung erteilt. „Wir haben im November 2017 einen Bauantrag eingereicht. Wir sind zuversichtlich, dass wir eine Genehmigung in Kürze erhalten“, sagte Projektleiter Christian Gorris.
Komplexes Bauvorhaben
Dazu sagte Sorina Weiland, Sprecherin des Bezirksamts Mitte: „Wenn es sich um komplexere Bauvorhaben handelt, erfordert das auch eine aufwendige Prüfung.“ Dabei würden vor allem Themen wie Statik und Brandschutz eine Rolle spielen, so die Sprecherin weiter. Wann eine Baugenehmigung für das Projekt erteilt wird, konnte Weiland nicht sagen. Die Immobilie stand vor den Bauarbeiten bereits sechs Jahre leer. Der Abbruch musste immer wieder verschoben werden.
Aber die Politik hatte bereits grundsätzlich grünes Licht gegeben: Der Bebauungsplan „Hamburg-Altstadt 46“, der die Grundlage für das Bauvorhaben bildet, wurde im vergangenen Jahr beschlossen.
Noch ein größeres Problem
Doch es gibt noch ein weitaus größeres Problem. Denn bislang gibt es keinen Generalunternehmer, der das Burstah Ensemble baut. Für den Abriss war die Firma Zech Bau aus Bremen verantwortlich, nach Abendblatt-Informationen sollte das Unternehmen eigentlich auch das Burstah Ensemble bauen. Doch das Angebot der Bremer für den Neubau war der Commerz Real offensichtlich zu hoch. Es gebe keine Verhandlungen mehr mit der Zech Bau, bestätigte Projektleiter Gorris. Bereits seit einem halben Jahr sucht die Commerzbank-Tochter nun nach einem Bauunternehmen: „Wir sind in den Endverhandlungen mit einem Generalunternehmer“, sagte Gorris.
Er leidet wie so viele Bauherren unter den vielen großen Neubauprojekten, die es derzeit in Hamburg gibt. Die Auftragsbücher der Bauunternehmer sind voll, und „dementsprechend ist es schwierig, überhaupt einen Generalunternehmer zu finden, der dann ein Angebot unterbreitet, das auch wirtschaftlich akzeptabel ist,“ sagte Gorris.
42.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche
Im August, so der neue Zeitplan, soll es mit den Bauarbeiten am Großen Burstah weitergehen. Dass nur bis zum ersten Stockwerk abgerissen wurde, hat einen Grund: „Wir sind davon ausgegangen, dass wir das Gebäude als Last brauchen, weil ansonsten das Grundwasser die Tiefgarage hochdrückt“, sagte Gorris. Doch „Pumpversuche“ hätten gezeigt, dass das nicht notwendig sei.
Das heißt, im August soll zunächst einmal der Abriss des Gebäudes fortgesetzt werden. Der neue Termin für die Fertigstellung, insgesamt entstehen rund 42.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche, ist laut Gorris für 2021 geplant, wobei sich der Immobilienexperte nicht auf einen Monat festlegen will. Im August des vergangenen Jahres hatte Roland Holschuh, Vorstand der Commerz Real, noch Ende 2020 als Termin für die Fertigstellung genannt. Holschuh verlässt das Unternehmen. Das habe aber nichts mit den Herausforderungen am Großen Burstah zu tun, heißt es.
Im Zuge des Neubauvorhabens soll auch die Bohnenstraße, die hier vor dem Bau des Allianz-Hochhauses verlief, wieder hergestellt werden. Auch der angrenzende und denkmalgeschützte Globushof ist Teil des Burstah Ensembles. Das Gebäude soll umfassend saniert werden, auch hier stocken zurzeit die Bauarbeiten. Die Revitalisierung der Immobilie ist auch die Aufgabe des Generalunternehmers. In den Globushof soll ein Luxushotel einziehen.
60 Mietwohnungen sollen gebaut werden
Nach Abendblatt-Informationen hat die Commerz Real bereits eine entsprechende Vereinbarung mit der französischen Accor-Kette abgeschlossen, die dort ein luxuriöses Boutique-Hotel der Marke MGallery by Sofitel eröffnen wird. Die neuen Gebäude werden unter anderen von den bekannten Hamburger Architekten Störmer, Murphy and Partners sowie Biwermau und Caruso St. John aus London entworfen.
Den meisten Platz nehmen die Büros mit rund 14.000 Quadratmetern Fläche ein. Es sind aber auch rund 60 Mietwohnungen zwischen 70 und 140 Quadratmetern geplant. Wichtig ist der Commerz Real zudem die öffentliche Nutzung: „Einzelhandel und Gastronomie werden zu einer positiven Belebung des Quartiers beitragen“, sagte Gorris.