Hamburg. Die Arbeiten sollen bis April 2018 abgeschlossen sein. Anschließend entsteht dort für 250 Millionen Euro das „Burstah Ensemble“.

Es ist der wohl spektakulärste Abriss der Stadt. Die Rede ist von dem Allianz-Hochhaus am Großen Burstah unweit des Rathauses. Seit sechs Jahren steht das imposante Gebäude aus den 60er-Jahren leer. Der Abbruch war immer wieder verschoben worden. Doch jetzt wurde mit der Entkernung der 14-stöckigen Immobilie begonnen.

Ortstermin in der vierten Etage: Schuttberge, alte Leitungen, Heizungsrohre und Deckenverkleidungen stapeln sich auf dem Fußboden. Daneben steht ein Minibagger, der per Mobilkran nach oben gehievt wurde. Aus der Decke hängen Kabel. In der Mitte des Raums ist ein Schacht, über den all die Überbleibsel der Entkernung entsorgt werden.

Mittendrin steht Roland Holschuh, der zum Schutz einen weißen Bauhelm trägt. Er ist Vorstand der Commerz Real, die das Areal erworben hat und hier das „Burstah Ensemble“ errichten wird. „Die Entkernung läuft auf Hochtouren und bildet die Grundlage für den Abriss des Gebäudes“, sagt Roland Holschuh.

Abriss des alten Allianz-Gebäudes am Großen Burstah
Abriss des alten Allianz-Gebäudes am Großen Burstah © HA / Mark Sandten | HA

Auf einem Plan im Baucontainer präsentiert er die Visualisierungen, die zeigen, wie das Burstah Ensemble auf dem rund 7500 Quadratmeter großen Areal nach der Fertigstellung Ende 2020 aussehen soll. Das Investitionsvolumen soll rund 250 Millionen Euro betragen. Auf den sechs Baufeldern werden fünf Gebäude errichtet, insgesamt entstehen mehr als 42.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche. Eine Mischung aus Büros, Wohnen, Einzelhandelsfläche und Gastronomie ist geplant. Der denkmalgeschützte angrenzende Globushof wird aufwendig saniert und zu einem Luxushotel umgebaut. Außerdem wird die Bohnenstraße, die vor dem Bau des Allianz-Hochhauses hier verlief, wieder hergestellt und durch das Burstah Ensemble verlaufen.

Doch erst mal steht der Abriss des „Silberlings“ im Fokus. Keine einfache Aufgabe für die Bauarbeiter: Zwar wurde hier vor einigen Jahren eine Asbestsanierung durchgeführt, trotzdem ist bei den Arbeiten Vorsicht geboten, so müssen etwa die Mineralwolldämmungen in Spezialsäcken entsorgt werden.

Bis September wird entkernt, dann abgerissen

Als Generalunternehmer ist die Firma Zech Bau aus Bremen für den Abriss verantwortlich und hat dafür das Unternehmen Wilko Wagner beauftragt. Etwa 20 Bauarbeiter sind hier aktuell im Einsatz. Im September beginnt dann der „harte Abriss“, wie es Commerz-Real-Vorstand Holschuh bezeichnet. Zunächst wird ein Kran aufgebaut, und der Abbruch beginnt in der 14. Etage: Die silberfarbenen Fassadenteile und Fensterfronten werden einzeln abmontiert, danach die Stahlträger am Kran befestigt und in bis zu drei Tonnen schwere Teile – so viel kann der Kran tragen – zersägt. Auch Minibagger kommen zum Einsatz: „Dieser Abbruch ist wirklich Maßarbeit und nimmt deshalb eine gewisse Zeit in Anspruch“, sagt Roland Holschuh.

Bis Ende des Jahres sollen die ersten zehn Etagen abgebrochen sein. Danach kommt von der 4. Etage an der Bagger mit der Abrissbirne zum Einsatz, um die restlichen Stockwerke abzubrechen. Allerdings nur bis zum ersten Stockwerk, weil dann zunächst die Tiefgarage gegründet werden soll, bevor der Rest abgebrochen wird: „Unser Zeitplan sieht vor, dass das gesamte Gebäude bis April abgerissen ist“, so Holschuh.

Danach soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. Aber zunächst müssen noch die Formalien erfüllt werden: „Der Bebauungsplan Hamburg-Altstadt 46 soll im Herbst beschlossen werden, und danach werden die Bauanträge beim Bezirk Mitte eingereicht“, sagte Arne Sebastian Fritz von Drees & Sommer, die für das Projektmanagement verantwortlich sind. Aufgrund der umfänglichen Abstimmung mit den Behörden werde mit einer Erteilung der Baugenehmigung Anfang kommenden Jahres gerechnet“, so Fritz weiter.

Die Commerz Real hat große Pläne: „Wir entwickeln hier an einem Standort im Herzen von Hamburg ein neues Quartier mit einer anspruchsvollen Architektur“, kündigte Commerz-Real-Vorstand Holschuh an. Die Gebäude wurden unter anderen von den renommierten Hamburger Architekten Störmer, Murphy and Partners sowie Biwermau und Caruso St John aus London entworfen.

Neben 60 Wohnungen entstehen Büros und Gastronomie

Das Burstah Ensemble soll aus 60 frei finanzierten­ Mietwohnungen mit Flächen­ zwischen 70 und 140 Qua­dratmetern bestehen. Außerdem sind rund 14.000 Quadratmeter Bürofläche und 3600 Quadratmeter für Einzelhandel und Gastronomie am Fleet geplant. Die Tiefgarage soll 210 Plätze haben und ist nicht öffentlich.

Die französische Accor-Kette soll nach Abendblatt-Informationen Interesse daran haben, ein luxuriöses Boutique-Hotel ihrer Marke MGallery by Sofitel zu eröffnen. Bestätigt ist das allerdings noch nicht.