Winterhude. Das Restaurant besticht durch pure, ehrliche italienische Küche. Lebensfreude und familiäre Atmosphäre gibt es gratis dazu.

Grau ist eine elegante Farbe. Dieser Ton setzt Akzente, wirkt einladend warm und schick, nicht kühl oder steril. Perfekt geeignet für ein italienisches Restaurant, das nicht auf Tropfkerzen, Weinlaub aus Plastik und karierte Tischdecken setzt. Dafür aber familiäre Atmosphäre, Lebensfreude und Gastlichkeit in den Vordergrund stellt. Dem Ristorante Pittarello in Winterhude gelingt dieses Konzept.

Am trubeligen Mühlenkamp geht es ein paar Stufen hoch in den vorderen Gastraum mit den schönen Bodenfliesen. Die Fenster können zur Straße geöffnet werden; wer hier am Tisch in der Ecke oder am langen Brett sitzt, ist mittendrin und doch für sich. Auf den Holztischen finden sich Gläser, Besteck und Brotteller sowie kleine Blumen-Arrangements und Blechdosen mit Olivenöl. Gesessen wird auf lederbezogenen Stühlen und Bänken. Am Tresen kann ein schneller Espresso getrunken werden, die alte Maschine zischt und brodelt.

Sophia Loren und Marcello Mastroianni

Vorbei am Weinregal mit vielen Lagen aus Italien geht es vier weitere Stufen hinauf in den zweiten Raum, der einen Holzfußboden hat. Hier sitzt man etwas ruhiger mit Blick auf den Innenhof. Der beste Tisch steht direkt hinter der Bar und dem Weinschrank – sehen, aber nicht gesehen werden. An den Wänden hängen Schwarz-Weiß-Fotos mit italienischen Motiven: Sophia Loren, Marcello Mastroianni, Fiat 500, Vespa. Auf manchen Bildern ist auch Carlo Pittarello zu sehen.

Gegrillte Calamaretti
mit jungem Knoblauch,
Rosmarin
und Kräutersalat
Gegrillte Calamaretti mit jungem Knoblauch, Rosmarin und Kräutersalat © HA | Marcelo Hernandez

Der 65-Jährige stammt aus dem Piemont und hat lange im Il Ristorante im Hamburger Hof gearbeitet. Dann war er beim italienischen Großhändler Andronaco und im Hotel George tätig. Zusammen mit Sohn Dario führt er jetzt das Lokal mit dem Familiennamen. Der Junior ist in Hamburg geboren und in Eppendorf aufgewachsen. Hotelfachschule in der Schweiz, Tätigkeit in Miami, Front Office im Hotel Vier Jahreszeiten an der Binnenalster waren seine Stationen. „Und seit Oktober 2015 haben wir unser eigenes Restaurant“, sagt der 33-Jährige.

Warum in Winterhude? „Es ist ein lebendiger Stadtteil, und die Alster ist nah“, sagt der Sohn. Wegen der großen Konkurrenz gerade am Mühlenkamp macht er sich keine Sorgen. „Es gibt für jeden Gaumen das richtige Restaurant.“

Charmant und persönlich

Charmant und persönlich sei die Stimmung im Lokal, sagt der Junior-Chef. 35 Plätze gibt es drinnen, noch einmal 16 auf dem Gehweg unter den Markisen. Sieben Mitarbeiter in Küche und Service kümmern sich um die Gäste, von denen viele im Stadtteil zu Hause sind. „Wir wissen bei unseren Stammgästen, wo sie am liebsten sitzen und was sie bestellen werden.“

Relativ übersichtlich ist die Speisekarte. „Schließlich machen wir alles frisch“, sagt Küchenchef Erik Bormann. Der 44-Jährige stammt aus Güstrow, hat auch im Il Ristorante gearbeitet, war im Adlon in Berlin, bestand die Prüfung zum Küchenmeister und stand im Restaurant Piazza Romana im Hotel Elysée am Herd. „Die italienische Küche ist pur und ehrlich, man erkennt die Zutaten wieder“, sagt der Koch. Und so verarbeitet er viele Zutaten aus dem Land am Mittelmeer: Tomaten und Sardinen, Oliven und ihr Öl, Trüffel, Pasta, Burrata, Artischocken, Parmesan und Pecorino.

Drei-Gänge-Menü am Abend

Ein Renner auf der Karte sind die gegrillten Calamaretti mit jungem Knoblauch und Rosmarin sowie Kräutersalat. Die kleinen Tintenfische sind auf den Punkt gegart, würzig, knusprig und zart. Die Blätter bilden einen frischen Kontrapunkt. Oder die Alici marinate. Das sind Bio-Sardinen aus Apulien, serviert mit marinierten Zucchinischeiben, Zwiebeln, Sprossen und Paprika. Sanfte Säure, zarte Fische, feines Grünzeug – eine gelungene Frühlingskombination.

Gute
Gesellschaft:
Sardinen mit marinierten
Zucchinischeiben,
Zwiebeln, Paprika
und Sprossen
Gute Gesellschaft: Sardinen mit marinierten Zucchinischeiben, Zwiebeln, Paprika und Sprossen © HA | Marcelo Hernandez

Oder die Ravioloni alla Pittarello. Die Beutel aus selbst gemachtem Nudelteig sind mit einer würzigen Kalbschwanz-Masse gefüllt, mit einer leichten Buttersoße umgossen und mit Trüffeln verfeinert. Deliziös! Die Karte wird etwa alle vier Wochen neu geschrieben, sie berücksichtigt auch saisonale Produkte. Außerdem gibt es einen wöchentlich wechselnden Mittagstisch, ein Risotto des Tages und ein Drei-Gänge-Menü am Abend.

Kalbsleber und Antipasti

Zu den Stammgerichten zählen die Kalbsleber und natürlich die Antipasti. „Wir legen das Gemüse selbst ein, stellen die Thunfisch-Soße für Vitello tonnato selbst her, backen Brot in unserer Küche“, sagt Erik Bormann. Die Weinkarte listet bei gut 50 Positionen einen Riesling aus Deutschland und sonst nur italienische Tropfen von Südtirol bis Sizilien. „Mein Vater kennt alle Winzer“, sagt Junior-Chef Dario. Für offenen Wein beginnen die Preise bei sechs Euro, die günstigste Flasche kostet 23,50 Euro.

Dario Pittarello selbst isst gern Artischocken und Pecorino-Soße, aber auch Büsumer Krabben, Räucheraal und Matjes. „Die mussten wir immer meinen italienischen Großeltern mitbringen.“ Ein Stück Norddeutschland im Süden. Dafür haben Vater und Sohn ein Stück Italien in Hamburg etabliert.

Pittarello Mühlenkamp 8

www.ristorante-pittarello.de

HVV mit Bus 6 oder 25 bis Gertigstraße, Parken in der Umgebung

Vorspeisen ab 7,90 Euro, Hauptgänge ab 13,50 Euro, Dessert ab 7 Euro, Drei-Gänge-Menü 42 Euro

CYGFTNPY.png