Neustadt. Gebratene Blutwurst oder Senfeier am Mittag, dazu Ausgefallenes am Abend: Im Petit Délice stand mal ein Promi-Koch am Herd.

Kleiner Genuss heißt Petit Délice auf Deutsch. Das ist leicht untertrieben für das gleichnamige Restaurant in der Galleria. Am Ende der Einkaufspassage zwischen Große Bleichen und Fleet liegt das Lokal direkt am Wasser. Schon seit mehr als 30 Jahren ist es ein Treffpunkt für Feinschmecker, hungrige Stadtbummler und Gerne-Esser.

Französisch mutet das elegant-gemütliche Restaurant mit seinen 25 Plätzen an: schwarz-weißer Fliesenboden, Freischwinger-Stühle mit schwarzem Leder, weiße Tischdecken, rote Teelichter, eine kleine Bar, ein paar Bilder an den Wänden, große Fenster zur Passage und zur Terrasse am Fleet, wo man im Sommer herrlich sitzen kann. Im ersten Stock gibt es noch einen Raum für geschlossene Gesellschaften.

Steffen Henssler war mal Chefkoch

Axel Henkel und Werner Henssler haben das Lokal einst gegründet, Steffen Henssler war dort vor mehr als 20 Jahren mal Chefkoch. Jetzt sind Roland Schärf und Omar Sobha als Betreiber sowie Küchenchef Damir Pita die guten Geister des Betriebs.

„Französisch und mediterran mit norddeutschem Touch“, beschreibt Schärf die Küche im Petit Délice. Der 55-Jährige stammt von der Insel Rügen, hat in Ostberlin eine Ausbildung zum Gas­tro-Fachmann gemacht und in verschiedenen Betrieben gearbeitet. „Die Versorgungslage in der Hauptstadt war gut, wir hatten immer Auswahl auf der Karte“, erinnert er sich. Nach der Wende ging Schärf auf die Insel Sylt und kam 2009 als Service-Chef ins Petit Délice zu Alexander Iwer. Als der ausschied, übernahmen die jetzigen Verantwortlichen im vergangenen September das Restaurant.

Schärf ist der charmante Gastgeber, plaudert mit den Besuchern, empfiehlt Speisen und Getränke. Omar Sobha, Libanese aus der Hafenstadt Tripoli und seit 30 Jahren in Deutschland, wirkt eher im Hintergrund. „Ich bin zwar studierter Dolmetscher für Arabisch, aber habe schon als 13-Jähriger meinem Vater in seinem Strandlokal geholfen“, erzählt der heute 48-Jährige. Viele Jahre lang führte er verschiedene Restaurants in Hamburg, jetzt kocht er oft neben dem Petit Délice im Petit Traiteur, wo es 30 Plätze gibt und dem schnellen Gast frische Gerichte aus dem Wok serviert werden. Sobhas Plan: „Ich möchte den Hotdog wieder beleben und denke gerade darüber nach, wie das passieren könnte.“

Geschäftsleute, Rechtsanwälte und Ärzte aus den umliegenden Büros, Kanzleien und Praxen essen gern im Petit Délice, aber auch Touristen, kauflustige Hamburger oder norddeutsche Stadtbummler. „Wir haben sehr gute Produkte und sind kompetent, die Atmosphäre ist freundlich und lässig“, stellt Roland Schärf fest. „Deshalb haben wir viele Stammgäste.“

Rührei mit Räucheraal auf Schwarzbrot

Ein Klassiker in dem kleinen Restaurant: Rührei mit Räucheraal auf geröstetem Schwarzbrot
Ein Klassiker in dem kleinen Restaurant: Rührei mit Räucheraal auf geröstetem Schwarzbrot © Mark Sandten

Die schätzen vor allem den Mittagstisch, wenn auch mal Senfeier, Königsberger Klopse, Gulasch oder Omas Hackbraten auf der Karte stehen. „Viele Menschen haben nicht viel Zeit zum Kochen oder kennen die Rezepte nicht mehr“, so Schärf. „Aber sie lieben Hausmannskost und kommen deshalb zu uns.“

Am späteren Nachmittag und Abend ist die Karte dann anspruchsvoller. Rinderfilet mit Bohnen, Jakobsmuscheln mit schwarzem Risotto, St.-Pierre-Filet auf geschmortem Fenchel sind im Angebot. Saisonal wechselt die Karte, natürlich gibt es im Winter krosse Vierländer Ente.

Ein Klassiker ist das Rührei mit Räucheraal. Ein großzügiger Klecks lockeres Ei thront auf einer Scheibe geröstetem Schwarzbrot, gekrönt von zartem, mildem und nicht zu fettem Fisch. „Wir sind wohl die Einzigen in der Innenstadt, die dieses Gericht servieren“, sagt Omar Sobha. „Sonst muss man an die Hafenkante fahren.“

Ist zwar typisch französisch, muss man aber mögen: gebratene Blutwurst (Boudin Noir) mit Jus
Ist zwar typisch französisch, muss man aber mögen: gebratene Blutwurst (Boudin Noir) mit Jus © Mark Sandten

Ebenfalls aus dem Angebot nicht wegzudenken ist die Boudin Noir. Die gebratene Blutwurst ist knusprig und die begleitende Jus würzig. Das fluffige Kartoffelpüree ist selbst gemacht wie auch das fruchtige Apfelkompott mit Stückchen.

Küchenchef Damir Pita legt Wert darauf, Saucen und Suppen nicht anzurühren, sondern selbst anzusetzen. „Ich koche hier klassisch und probiere gleichzeitig Neues aus, das ist eine gute Kombination“, sagt der 33-Jährige. Seit September arbeitet er im Lokal, nachdem er früher schon mal im Petit Délice war, aber auch im Jacob, bei Cornelia Poletto und im Restaurant Die Bank am Herd stand. „Hier mag ich die Atmosphäre“, sagt der Hamburger. „Küche und Team sind klein, wir setzen nicht auf Masse, sondern Klasse.“

Insgesamt acht Kräfte in Küche und Service kümmern sich um die Gäste. Fleisch, Fisch und Gemüse werden von Hamburger Händlern geliefert. 35 Weine aus Deutschland und Europa stehen auf der Karte, die günstigste Flasche kostet 26,50 Euro. Glasweise beginnen die Preise bei 3,60 Euro für 0,1 Liter.

Ein anregender Einkaufsbummel in der Hamburger City macht Spaß. Wenn sich die Schätze in verschiedenen Tüten häufen, ist der Ausflug gelungen. Und der kleine Genuss darf dann zum runden Schluss nicht fehlen.

Petit Délice Große Bleichen 21

www.petit-delice-hamburg.de