Hamburg. Das Elbjazz-Festival wurde für knapp zwei Stunden unterbrochen. In Seevetal musste eine Frau aus einem Auto gerettet werden.
Nun hat es Hamburg doch noch erwischt. Von Südosten her zogen am Freitagabend mehrere starke Gewitter über die Hansestadt hinweg. Weil sich die Gewitterzellen nur langsam fortbewegten, gingen große Regenmengen nieder. Es fielen 50 bis 60 Liter pro Quadratmeter, weshalb das Elbjazz-Festival für knapp zwei Stunden unterbrochen werden musste. Vereinzelt blitze und donnerte es, auch Hagel wurde gesichtet.
Bis zum späten Abend um 23 Uhr rückte die Hamburger Feuerwehr zu 80 witterungsbedingten Einsätzen aus. In der Weimarer Straße 70 in Wilhelmsburg ist eine Tiefgarage überflutet. Die Schadenshöhe ist noch unklar.
In der Gemeinde Seevetal im Landkreis Harburg befreiten Rettungskräfte der Feuerwehr eine Frau aus ihrem Auto, das sich unterhalb einer Brücke festgefahren hatte und bis zu den Scheiben im Wasser stand. Die Frau blieb unverletzt.
Wieso das Gewitter immer stärker wurde
Eine Gewitterfront hing im Osten fest und baute sich dort weiter aus. Die Gewitterzelle verband sich nach Angaben des Instituts für Wetter- und Klimakommunikation (IWK) mit einer weiteren im Westen, sodass auch das Stadtzentrum vom Starkregen betroffen war. "Die Zelle sah ziemlich giftig aus", sagte Klimaforscher Domenik Jung vom IWK dem Abendblatt. Wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) mitteilte, galt bis 23 Uhr eine amtliche Unwetterwarnung.
Elbjazz-Festival unterbrochen
Schlechte Nachrichten brachte das Gewitter auch für Besucher des Elbjazz-Festivals mit sich. Das Open-Air-Event auf dem Gelände der Hamburger Werft Blohm + Voss musste bis 22.45 Uhr unterbrochen werden.
Das Musikevent war zunächst bei sommerlichen Temperaturen und wolkenverhangenem Himmel gestartet. Während des Auftritts der Sängerin China Moses kurz nach 21 Uhr kam es dann jedoch zu sturzbachähnlichen Regenfällen. Die Besucher suchten daraufhin Schutz unter Zelten, in geöffneten Hallen oder verließen frühzeitig das Gelände.
Am frühen Nachmittag gab es bereits eine Unwetterwarnung von Kat-Warn für den Bereich um Winsen (Luhe). Bei Gewittern könne es "heftigen Starkregen mit Niederschlagsmengen zwischen 25 und 40 Liter pro Quadratmeter" geben. Dazu seien Hagel und Sturmböen bis zu 8 Beaufort (70 Kilometer pro Stunde) möglich.
Mildere Temperaturen am Wochenende
Noch hat die Hitzewelle Hamburg mit mehr als 30 Grad fest im Griff. Doch zum Wochenende könnte es endlich das schon seit Tagen vorhergesagte große Gewitter und im Anschluss etwas mildere Temperaturen geben. "Das Gewitterrisiko ist zwischen Freitagnachmittag und Sonnabendvormittag in Hamburg am höchsten", sagt der Leiter des IWK, Alexander Hübener. Im Anschluss dürfte dann kühlere Luft von Südwesten in die Hansestadt kommen.
Für Sonnabend rechnen die Meteorologen in Hamburg mit Höchsttemperaturen von 25 Grad bei starker Bewölkung, am Sonntag soll die Sonne wieder stärker durchkommen bei Spitzenwerten von 26 Grad. Die kommende Woche wird dann weiter sonnig bei Temperaturen zwischen 22 und 25 Grad.
Wetter in Hamburg weiter zu trocken
Bitter für Landwirte und Hobbygärtner: Regen ist – mal abgesehen vom großen Gewitter am Wochenende – weiter nicht in Sicht. Durch die sehr geringen Niederschläge der letzten Zeit besteht auch weiterhin eine sehr hohe Waldbrandgefahr. Um Brände zu vermeiden, bittet die Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, auf keinen Fall im Wald und am Waldrand zu rauchen, Feuer anzuzünden, zu grillen oder glimmende Zigarettenstummel wegzuwerfen. Wer einen Brand bemerkt, sollte unverzüglich die örtliche Feuerwehr unter der Telefonnummer 112 verständigen.
Die Auswirkungen der Hitzewelle halten sich in den Krankenhäusern noch in Grenzen. Als unmittelbare Folge der hohen Temperaturen melden sich in den Notaufnahmen der Asklepios Kliniken zwar immer wieder Patienten, die angeben, unter Kreislaufproblemen, Bluthochdruck oder Austrocknung zu leiden, sagt Sprecher Mathias Eberenz. Auffällig stark erhöht sei die Zahl der hitzegeplagten Patienten jedoch nicht.
Aufmerksamkeit sinkt bei Hitze
Auffälliger sei da schon ein anderes Phänomen, von dem unter anderem die Chirurgen am AK Wandsbek berichteten. Zahlreiche Patienten seien in den vergangenen Tagen dort vorstellig geworden, weil sie sich aus Unachtsamkeit verletzt hatten, nachdem sie etwa beim Rangieren auf einem Discounter-Parkplatz gegen ein Hindernis gekracht, im Haushalt oder auf den Gehwegen gestürzt waren.
Die Ärzte seien überzeugt, dass die geringere Aufmerksamkeitsspanne der Menschen auf die Hitze zurückginge. „An normalen Tagen haben wir so etwas nicht“, sagte Eberenz. Die Betroffenen hätten sich unter anderem ein Schleudertrauma, Prellungen und Platzwunden zugezogen.
Elbjazz und Straßenfest
Turbulente Aussichten bestehen für die großen Veranstaltungen in der Hansestadt am Wochenende. Besucher des Elbjazz-Festivals könnten auch am Sonnabend Schlimmeres abbekommen, das Finale am Abend mit großen Stars wie dem US-Saxofonisten Kamasi Washington dürfte aber nach jetzigem Stand sicher über die Bühne gehen.
In der Eppendorfer Landstraße wird dieses Wochenende zum 37. Mal Straßenfest gefeiert. Am Sonnabend von 11 bis 23 Uhr und am Sonntag von 11 bis 21 Uhr können sich Besucher von Live-Musik berauschen lassen, auf dem Flohmarkt stöbern, oder Hamburger Vereine kennenlernen . Für Kinder gibt es ein buntes Mitmachprogramm, unter anderem auch den „Kids walk“ . Und auch sportlich wird es: Servicepersonal kann sich bei einem Wettrennen, dem„Kellnerrennen“, verausgaben.