Region Harburg. Versorger appellieren an die Bürger, auf Rasensprengen zu verzichten. Seit mehr als 50 Jahren war ein Mai nicht so heiß.
Hochsommer im Mai. Obwohl meteorologisch ein Frühjahrsmonat, wird der heutige letzte Mai-Tag bereits der 18. Sommertag (mit Höchsttemperaturen von mindestens 25 Grad) des Monats sein – normal wären nach langjährigen Klimadaten zwei bis drei Tage. Die Wetter- und Klimastation Hamburg-Neuwiedenthal des Deutschen Wetterdienstes (DWD) – die einzige im Bezirk und Landkreis Harburg – registriert für den Monat eine Durchschnittstemperatur von 17,7 Grad, fünf Grad mehr als üblich. „Es wird wohl der wärmste Mai seit Beginn der Messungen in Neuwiedenthal im Jahr 1962“, sagt DWD-Mitarbeiter Birger Tinz.
Die 18 Sommer- und drei besonders heiße Tage (Höchsttemperatur mindestens 30 Grad) wären selbst für einen „echten“ Sommermonat überdurchschnittlich viel. Gleichzeitig war der Mai bis gestern deutlich zu trocken. Und wenig spricht dafür, dass Gewitter heute noch anhaltende Niederschläge bringen, so dass wohl auch ein Trockenheitsrekord aufgestellt wird.
Deutlich höherer Wasserverbrauch
Die Wasserwerke in Hamburg sowie im Landkreis Harburg spüren die Auswirkungen deutlich. Denn bis auf ein kurzes Gewitter am Mittwochmorgen im Bereich Buchholz/Sprötze ist in vielen Bereichen des Landkreises seit vier Wochen kein Tropfen Regen gefallen. „Wir arbeiten am Limit“, sagt Michael Schneemann, Leiter der Grundlagenplanung beim Wasserbeschaffungsverband Harburg.
Statt der durchschnittlichen 27.000 Kubikmeter pro Tag verzeichnete der Verband, der den Großteil des Landkreises versorgt, am Sonntag eine Abgabe von 54.800 Kubikmetern – mehr als doppelt so viel. In der Kreisstadt Winsen schnellte der Verbrauch bei den Stadtwerken von 200 Kubikmeter pro Stunde auf 300 hoch.
Hobbygärtner sollen sich beim Rasensprengen zurückhalten
Verband und Stadtwerke leiten aus den Spitzenzeiten zwischen 18 und 20 Uhr denselben Schluss ab: Gartenbesitzer sprengen um diese Zeit ihren Rasen, der zu verdorren droht. Deshalb bitten sie die Hobbygärtner nun um Zurückhaltung. „Helfen Sie mit und betreiben Sie aktiven Trinkwasserschutz, indem Sie auf die Bewässerung von Freiflächen verzichten“, sagt Ralph Lautenschläger, der technische Leiter der Winsener Stadtwerke.
Mehr ist derzeit nicht nötig. Denn die Wasserwerke sichern sich durch Speicher ab, die über Nacht aufgefüllt werden. „Ohne sie könnten wir die Spitzenzeiten aber nicht ausgleichen, obwohl unsere Wasserwerke rund um die Uhr pumpen“, erklärt Schneemann.
Unter der Trockenheit leiden auch die Wälder der Region. Gido Hollmichel, Revierförster in Hausbruch, bittet alle Waldbesucher, sich an das von März bis Oktober in Hamburger Wäldern geltende Rauchverbot zu halten. Ebenso untersagt sind offene Feuer.
Brandgefahr in den Wäldern
Eines hatte vergangene Woche in dem Revier einen Brand ausgelöst, der jedoch schnell gelöscht war. Doch es kann auch schlimmer kommen. Hollmichel: „Die Mischung aus langer Trockenheit, hohen Temperaturen und Wind ist höchst gefährlich. In Italien habe ich als Folge einmal einen verheerenden Waldbrand erlebt: Dessen Dynamik ist nicht zu beherrschen, da ist der Mensch machtlos.“
Unter den Hamburger Forsten herrsche im Süden die größte Brandgefahr, so Hollmichel. „Besonders gefährdet sind Kiefernwälder und Heideflächen. Zusätzlich profitiert der Borkenkäfer von der trockenen Witterung. Und davon, dass nicht alle Fichten, die die Herbststürme umgeworfen hatten, beseitigt sind.“
Der Wetterdienst warnt vor Gesundheitsproblemen – für die Region Hamburg galt am Mittwochnachmittag die höchste Warnstufe vor allem für Herz-Kreislauf-Störungen. Doch die Harburger kommen bislang überraschend gut mit der Hitze zurecht.
Das zeigen die Patientenaufkommen der Asklepios-Klinik Harburg und des Krankenhauses Winsen. „Wir haben nur wenige Patienten, die mit Kreislaufbeschwerden eingeliefert werden, oftmals weil sie zu wenig getrunken haben“, sagt Asklepios-Sprecher Mathias Eberenz. „Das ist erfreulich. Wir hatten bei solchen Wetterverhältnissen mit mehr Patienten gerechnet.“
Dasselbe gilt für das Krankenhaus Winsen: „Wir hatten in den vergangenen Tagen lediglich einen Patienten, der witterungsbedingt zu uns kam“, sagt Wolfgang Wedel, Chefarzt der Internistischen Abteilung des Krankenhauses.
So kommen Wildtiere mit der Hitze zurecht
Rothirsche suchen sich schattige Plätze und suhlen in kühlen Schlammpfützen. Die Schlammpackung hilft zudem gegen lästige Parasiten und wird auch von Wildschweinen angewendet.
Rehe nehmen viel Flüssigkeit mit der Nahrung auf. Sie sind zu kühleren Tageszeiten aktiv, abends und in der Morgendämmerung. Dann stillen sie ihren Flüssigkeitsbedarf unter anderem mit dem Morgentau, der auf den Blättern und Gräsern liegt.
Vögel besitzen keine Schweißdrüsen. Sie verschaffen sich – wie Füchse oder Hunde – über die Zunge durch Hecheln Abkühlung. Schnelles Atmen mit aufgesperrtem Schnabel transportiert die warme Luft aus der Vogellunge nach außen; kühlere Luft strömt in den Körper. Linderung schafft auch ein Bad, zum Beispiel in einer Vogeltränke.
Hummeln wenden viel Energie auf, um ihr Nest zu kühlen und die Brut vor dem Austrocknen zu bewahren. Sie erzeugen durch schnelles Flügelschlagen einen Luftzug und damit Kühlung.