Hamburg. Neue Besitzerin will verfallene Prunkterrasse des prominenten Gebäudes an der Elbchaussee restaurieren. Weitere Arbeiten geplant.
Nach Jahren des schleichenden Verfalls gibt es nun endlich Hoffnung für die Säulenvilla an der Elbchaussee 186. Wie Jörg Seifert, Sprecher des Denkmalschutzamts, auf Abendblatt-Anfrage exklusiv mitteilt, will die Besitzerin des denkmalgeschützten Baus die der Elbe zugewandte Prunkterrasse des Anwesens sanieren lassen. Ein entsprechender Antrag liegt dem Amt vor. Seifert geht davon aus, dass die Arbeiten noch in diesem Jahr beginnen können. „Die Eigentümerin ist sich offenbar ganz der Verantwortung für das Denkmal bewusst“, so Seifert.
Wie berichtet, war der letzte Besitzer der Villa, Ralf Rüdiger von Behren, im vergangenen Jahr in Monaco verstorben. Das Haus befindet sich jetzt im Besitz seiner Mutter, die ebenfalls in Monaco lebt. Wie es aus dem Denkmalschutzamt heißt, bestehe mittlerweile regelmäßiger Telefonkontakt mit Frau von Behren, die Entwicklung sei „gut und konstruktiv“.
Keine Zwangsverwaltung
Kurz nach von Behrens Tod hatte dessen Mutter damit begonnen, Forderungen von Gläubigern zu begleichen, die sich über Jahre angehäuft hatten. Eine zeitweise bestehende gerichtliche Zwangsverwaltung über das Anwesen wurde entsprechend wieder aufgehoben. Auch alle Forderungen des Denkmalschutzamts für Reparaturarbeiten an der 1817 errichteten Villa sind mittlerweile beglichen.
Wie berichtet, hatten Mitarbeiter das Amts vor allem im vergangenen Jahr immer wieder mit Sofortmaßnahmen dafür gesorgt, dass der wertvolle Bau keinen weiteren Schaden nimmt. Unter anderem waren das Dach und der Bodenbelag der Terrasse restauriert und abbruchgefährdete Teile des Balkons abgebaut worden. Die Kosten für diese Zwangsmaßnahmen sollen sich auf mehrere Hunderttausend Euro belaufen haben. Nach Angaben des Denkmalamts habe die Eigentümerin auch Sturmschäden beseitigen lassen, so sei mittlerweile ein umgestürzter Baum zersägt und abgeräumt worden. Weitere Arbeiten zur Gartenpflege sind geplant.
Mit der Besitzerin besteht regelmäßiger Telefonkontakt
Aktuell werde gemeinsam überlegt, wie die mit Brettern gegen Vandalismus gesicherten Fenster wieder so freigelegt werden können, dass das Haus trotzdem gesichert bleibt. Auch bei diesen Gesprächen stehe man „im guten Kontakt“.
Im Übrigen hat sich bei den regelmäßig vor Ort stattfindenden Prüfungen gezeigt, dass der Gesamtzustand des Hauses doch nicht so dramatisch ist, wie es von außen wirkt. Laut Jörg Seifert handele es sich vor allem um „kosmetische“ Schäden, während die Bausubstanz grundsätzlich in Ordnung sei. Da das Dach durch das Denkmalschutzamt instand gesetzt wurde, drang keine weitere Feuchtigkeit ein. Hinzu kommt, dass das Haus permanent beheizt und regelmäßig belüftet wird.
Ein weiterer Beleg für das offenbar erwachte Interesse der Besitzerin an dem geschichtsträchtigen Anwesen: Für eine jetzt angelaufene Ausstellung „Klassisch dänisch. Norddeutsche Baukultur seit 1790“ im Jenisch Haus stellte sie drei historische Pläne als Leihgabe zur Verfügung. „Die Besitzerin der Villa zeigt, dass ihr der kulturhistorische Wert des Hauses bewusst ist“, so Enno Isermann, Sprecher der Kulturbehörde.
In der Ausstellung wird das Werk des dänischen Architekten Axel Bundsen (1768 bis 1832) gewürdigt, von dem die Säulenvilla, ehemals „Landhaus Brandt“ genannt, stammt. Bundsen hatte die Villa für den Hamburger Kaufmann Wilhelm Brandt erbaut. Sie ist eines der wenigen noch erhaltenen Zeugnisse seines Wirkens in Hamburg. In der Ausstellung wird außer den alten Plänen auch ein kostbares Stuckmarmor-Medaillon gezeigt, das einen Vogel darstellt.
Das kleine Kunstwerk war zusammen mit anderen Ornamenten bei Rückbaumaßnahmen in der Villa Anfang der 1980er-Jahre hinter Putz beziehungsweise Zwischendecken entdeckt worden und vom Denkmalschutzamt gesichert und seitdem im Depot verwahrt worden.
Pläne des Hauses sind in aktueller Ausstellung zu sehen
Die Umbauarbeiten waren damals erfolgt, nachdem die Familie von Behren das Anwesen gekauft hatte. Die Villa war seit den frühen 1930er-Jahren in mehrere Wohneinheiten unterteilt, die dann für die von Behrens wieder zu einer einzigen vereinigt wurden. Im Zuge dieser Umbauarbeiten hatte das Denkmalschutzamt bei Prüfungen festgestellt, dass die Umgestaltung 50 Jahre zuvor so massiv gewesen war, dass Ornamente wie das Stuckmarmor-Medaillon nun nicht mehr vor Ort bewahrt werden konnten. In den 1970er-Jahren drehte Regisseur Wim Wenders in der Villa seinen Film „Der amerikanische Freund“ mit Dennis Hopper.
Die Ausstellung „Klassisch dänisch“ im Jenisch-Haus, Baron-Voght-Straße 50, ist noch bis zum 24. Februar 2019 zu sehen. Öffnungszeiten: Mo bis So, 11 bis 18 Uhr. Di geschlossen. Eintritt: 6,50 Euro.