Nienstedten. Das Restaurant ist seit 1818 ein Wirtshaus, nur heute etwas edler. Im Zentrum stehen die Tropfen guter Winzer.
Ein Weingarten wie im Bilderbuch. Holztische und -stühle unter Bäumen, karierte Tischdecken, Kerzenlicht. Schmackhafte Speisen, vollmundige Tropfen, gute Laune auf fast 70 Plätzen. Und wer das lauschige Idyll genießen möchte, muss nicht an die Mosel, zum Kaiserstuhl oder nach Österreich fahren. Ein Ausflug an die Elbchaussee reicht völlig aus.
Die Weinwirtschaft Kleines Jacob liegt auf der „trockenen Seite“, gegenüber der großen Hotel- und Restaurant-Schwester. Ein gelb getünchtes Haus mit rotem Dach, weißem Giebel und Sprossenfenstern. Es stammt aus dem Jahr 1814 und war ursprünglich eine Bäckerei, in der auch Branntwein und Bier verkauft werden durften. „Früher war das hier die Kutscherkneipe“, sagt Judith Fuchs-Eckhoff, Direktorin des Hotels Louis C. Jacob und damit auch verantwortlich für die Weinwirtschaft.
Es geht es gemütlich zu
Seit der dänische König 1818 die Konzession für Wirtschaft mit Ausschank erteilte, standen beide Häuser miteinander in Verbindung. Im weißen Haus an der Elbe dinierte die feine Gesellschaft, gegenüber trank das Personal seinen Grog. Und wenn Skat gespielt werden sollte oder wichtige geschäftliche Verhandlungen anstanden, dann ließen sich auch die vornehmen Herren im Wirtshaus nieder.
Drinnen geht es gemütlich zu. Die rustikalen Holztische sind mit Gläsern, Besteck und Servietten eingedeckt, auf dem Boden liegen Dielen im Holzraum oder Fliesen im Kachelraum. So unterscheidet das Service-Personal die beiden Stuben. Die Sitzbänke sind rot gepolstert wie auch die Stühle, die Gardinen vor den Fenstern rot-weiß kariert. Rund 75 Gäste finden Platz, im Service sind fünf Kräfte beschäftigt, zu erkennen an den rot karierten Blusen und Hemden.
An den Wänden hängen die sympathischen Zeichnungen von Werner Zganiacz. Der in Blankenese lebende Künstler hat 23 Persönlichkeiten dargestellt, die mit dem Jacob eng verbunden und auch einem guten Glas Wein nicht abgeneigt waren. Und so gibt es auf den lustig-skurrilen Cartoons erstaunlich viele rote Nasen zu sehen.
Wein ist das Hauptthema
Ein Hinweis auf das Hauptthema des Lokals – den Wein. Holzfässer und -kisten schmücken die Räume, überall stehen, liegen, hängen Flaschen als Deko, zum Beispiel über dem Tresen, um die Glühbirnen zu kaschieren. Auch das Tafelwasser wird in grünen Weinflaschen serviert.
Mehr als 100 Rote, Weiße und Rosé listet die Karte auf. Alle kommen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz sowie dem Elsass und Südtirol, den deutschsprachigen Landesteilen von Frankreich und Italien. 24 Euro kostet die günstigste Flasche. Und wer offenen Wein bevorzugt, zahlt nach Konsum. Bemerkenswert: Es sind diverse Rot- und Weißweine in Magnumflaschen und einer sogar in einer Drei-Liter-Bouteille im Angebot.
Alles drei Monate neu: der „Lütte Jacob“
Alle drei Monate stehen vier Weinregionen im Mittelpunkt. Bis Ende Juni geht es noch um Mosel, Nahe, Wachau und Rheinhessen. Zu den Getränken werden passende Gerichte serviert. „Deutsche Weine und deutsche Küche, ganz klassisch, das passt“, sagt Sous-Chef Yannick Rogge. Der 23-Jährige hat in Düsseldorf gelernt und schon Sterneküche im Jacob gegenüber gekocht.
Für Rheinhessen kommt eine gebeizte Lachsforelle mit eigenem Kaviar und Rettich auf den Tisch. Die dazu servierte Frankfurter grüne Soße mit Sauerampfer, Joghurt, Kräutern und Dillöl schmeckt so richtig nach Frühling. Die Milchkalbsbrust mit Krensoße, glasiertem Frühlingsgemüse und gerösteten Erdäpfeln steht für die Wachau. Zartes Fleisch, dosierte Schärfe in der Meerrettichsoße, knackiges Gemüse und Röstaromen in den Kartoffeln sorgen dafür, dass diese Speise ein richtig rund komponiertes Gericht ist.
Zum Auftakt steigt eine Winzerparty
Als nächste Weinregionen sind Steiermark und Wagram in Österreich sowie die Pfalz und Baden in Deutschland an der Reihe. Zum Auftakt steigt am 6. Juli eine Winzerparty. Und auf der Karte stehen dann Tomatentorte mit eingelegter Makrele, Backhendl mit Gurken-Minz-Salat, pochiertes Landei mit Spinat und Pfifferlingen sowie eine deftige Vesperplatte mit Wurst, Käse und Laugengebäck.
Natürlich gibt es auch eine feste Speisekarte mit Klassikern wie Flammkuchen, Wurstsalat und Lammnackenkarree für zwei. Dazu kommen saisonale Speisen wie jetzt Spargel oder Tagesempfehlungen je nach Marktlage. Das Kleine Jacob hat jeden Tag geöffnet. Das gefällt nicht nur Hotelgästen, sondern auch Nachbarn aus dem Hamburger Westen, aus anderen Teilen der Stadt oder Norddeutschland.
Lang hat in Stuttgart gelernt
Besonders stolz ist Küchenchef Dominik Lang auf den „Lütten Jacob“. „Drei Gänge mit Vorspeise, Fisch oder Fleisch zum Hauptgang sowie Dessert“, sagt der 27-Jährige. „Da können wir uns alle drei Monate ausprobieren, zeigen, was wir können, und die deutsche Küche moderner machen.“
Lang hat in Stuttgart gelernt, auf Sylt bei Jörg Müller sowie in München gearbeitet. Seit fünf Jahren ist er im Hause, seit vergangenem Februar Chefkoch in der Weinwirtschaft. In der offenen Küche hat er neben Sous-Chef Rogge zwei weitere Kollegen und schätzt das Konzept der kleinen Betriebe. Beide ziehen an einem Strang in der früheren Kutscherkneipe, wollen mit guten Produkten Speisen zum Wein zubereiten. Gute Tropfen, gutes Essen, gute Laune – der Weg ist in Hamburg nicht weit.
Weinwirtschaft Kleines Jacob Elbchaussee 404, Tel. 82 25 55 10
HVV bis Sieberlingstraße, Parken in der Hotelgarage
Vorspeisen ab 9 Euro, Hauptgerichte ab 20 Euro, Dessert ab 9 Euro, Drei-Gänge-Menü 36 Euro