Hamburg. Zum sechsten Mal haben Haspa und Abendblatt den Hamburger Lehrerpreis vergeben. Gewinner erhalten je 3000 Euro für ihre Schule.

Lehrer haben einen herausfordernden Job. Zusätzlich zu ihrer Unterrichtstätigkeit müssen sie Erziehungsdefizite ausgleichen, Schülern unterschiedlicher Leistungsniveaus gerecht werden, Konflikte lösen und Reformen umsetzen. Um das zu würdigen, zeichnen die Hamburger Sparkasse und das Hamburger Abendblatt seit 2011 besonders engagierte Pädagogen mit dem Hamburger Lehrerpreis aus.

Am Mittwochabend wurde der mit jeweils 3000 Euro dotierte Preis in einer fröhlichen Feierstunde an Laura Helbig, Silja Augustin und Andreas Spangenberg verliehen.

„Bildung ist die wichtigste Ressource in unserem Land und der wichtigste Baustein für einen Lebensweg“, sagte Haspa-Vorstandssprecher Harald Vogelsang in seiner Begrüßungsrede, in der er auch auf die Herausforderungen und Chancen von Digitalisierung und Technik einging. Dann wurden die Lehrerpreisgewinner von ihren Laudatoren vorgestellt:

Andreas Spangenberg (51), ist Physiklehrer am MCG

Wer eine Physikstunde bei Andreas Spangenberg am Matthias-Claudius-Gymnasium erlebe, wisse danach, was „anschaulicher Unterricht“ bedeute, lobte Jurymitglied Elisabeth Keßeböhmer, Personalchefin bei der Haspa. „Herr Spangenberg hat zwar einen hohen Anspruch, sorgt aber dafür, dass die physikalischen Gesetze durch viele kreative Mitmach-Experimente erfahren werden.“

In seinem Unterricht werden Bälle, Matchbox-Autos und Schlumpf-Figuren in Süßwasser, Salzwasser und Spiritus getaucht, wenn es um Auftrieb und Verdrängung geht – und Schuhkarton-Häuser mit Lämpchen ausgestattet, um den Stromkreislauf zu verdeutlichen.

Spangenbergs Erfolg lässt sich sogar messen: Im Jahr 2011 startete an der Schule ein Physikkurs der Profil-Oberstufe – ohne ein einziges Mädchen. Also machte es sich Spangenberg zur Auf­gabe, bei seinen Schülerinnen das Interesse an Naturwissenschaften zu wecken. Es ist ihm gelungen: Das Physik-Profil besteht inzwischen sogar zur Hälfte aus Mädchen.

Laura Helbig (31), unterrichtet an der Förderschule Kielkamp

Schon ein „normaler“ Lehreralltag ist von vielen Herausforderungen geprägt – der von Laura Helbig aber besonders. Die Sozialpädagogin unterricht an der Schule Kielkamp, einer Schule für geistige Entwicklung. Ihre Beziehung zu ihren Schülern, die zwischen zwölf und 14 Jahre alt sind, ist eng und herzlich. So nimmt sie schon mal ein Kind ein paar Stunden zu sich, wenn dessen Mutter krank ist, und begleitet ein anderes beim Gang zum Psychologen.

Ihr Umgang mit den Schülern ist von ansteckender Fröhlichkeit und bewundernswerter Geduld, aber auch fordernd. „Ich möchte die Kinder so weit bringen, wie sie es schaffen“, sagt die 31-Jährige. Insbesondere die Alltags­herausforderungen sollen ihre Schüler lernen: Das kann für die einen der Umgang mit Schnürsenkel und Reißverschluss sein, für die anderen schon das Schreiben einiger leichter Wörter.

„Jedes Kind bedarf einer individuellen Zuwendung, und Laura Helbig wird dieser Herausforderung – fast ist man geneigt zu sagen – spielend gerecht“, sagte Abendblatt-Bildungsexperte Peter Ulrich Meyer in seiner Laudatio. Zudem beende sie ihre Lehrertätigkeit nicht mit der letzten Schulstunde des Tages. „Sie hält auch am Nachmittag Kontakt zu ihren Schülern, und ein zentrales Element ihrer Arbeit ist die Einbeziehung der Eltern.“

Silja Augustin (38), spielt am Gymnasium Süderelbe Theater

Dem Theaterspielen kommt am Gymnasium Süderelbe eine große Bedeutung zu. Das liegt eindeutig an Silja Augustin. „Theaterspielen hat viele positive Auswirkungen auf die Entwicklung der Jugendlichen“, sagt die Leiterin des Fachbereichs und der Theater AG. Es fördere Persönlichkeit und Empathie, andere Identitäten anzunehmen, die Körperwahrnehmung verbessere sich, und Theorie in Praxis umzusetzen sei eine wichtige Erfahrung.

Doch Silja Augustin ist viel mehr als Theater-, Spanisch-, Deutsch- und Vertrauenslehrerin: Sie betreut die Schülerzeitung und den Schülerrat und ist „Feedbackbeauftragte“ an ihrer Schule, wo Schüler auch die Lehrer bewerten sollen. Zudem hat sie ein generationenübergreifendes Stadtteilprojekt gegründet. Hier engagieren sich rund 30 Schüler – außerhalb des Unterrichts – mit zahlreichen Aktivitäten für Senioren. In seiner Laudatio zitierte Peter Daschner, ehemaliger Hamburger Landesschulrat, einen Satz der Lehrerin, der ihn besonders beeindruckt hat. „Auf die Frage, was sie antreibe, antwortete sie: ,Das Interesse an jedem einzelnen Kind, an jedem einzelnen Jugendlichen, an jedem einzelnen Tag.‘“