Hamburg. Reederei will Hauptsitz in der Hansestadt umstrukturieren. Mehr als 100 Arbeitsplätze in Gefahr. Verhandlungen mit Betriebsrat.

Nach der Fusion mit zwei kleineren Mitbewerbern will die Hamburger Traditionsreederei Hapag-Lloyd ihre Zentrale am Ballindamm umbauen. Das Unternehmen plant unter dem Namen „Headquarter Improvement“ ein Programm zur Erhöhung der Effizienz. Dabei steht auch ein erheblicher Stellenabbau im Raum. Nach Informationen des Abendblatts geht es um eine dreistellige Zahl von Arbeitsplätzen. Die dänische Internet-Fachzeitung „ShippingWatch“ gibt Marktgerüchte wieder, wonach sogar jeder fünfte Arbeitsplatz zur Disposition stehe.

Experten halten das für überzogen, Hapag-Lloyd weist diese Zahl entschieden zurück. Unternehmenssprecher Nils Haupt bestätigte dem Abendblatt, dass das Umstrukturierungsprogramm existiert. „Es wird wahrscheinlich auch zu personellen Veränderungen kommen.“ In welchem Umfang und ob dabei auch betriebsbedingte Kündigungen ins Auge gefasst werden, dazu könne er nichts sagen. „Das wird jetzt alles mit dem Betriebsrat besprochen.“ In der Zentrale am Ballindamm arbeiten rund 1200 Mitarbeiter. Weltweit hat Hapag-Lloyd 12.500 Beschäftigte.

Arbeitsabläufe anpassen

Als Begründung für die Umstrukturierung nannte Haupt das rasche Wachstum von Hapag-Lloyd durch die Zusammenschlüsse mit der Chilenischen Compañía Sud Americana de Vapores (CSAV) und der United Arab Shipping Company (UASC). „Wir sind heute zweieinhalbmal so groß wie vor drei Jahren. Da wird es Zeit, sich die derzeitige Organisation anzuschauen und zu überprüfen, ob unsere Arbeitsabläufe noch passen“, sagte Haupt.

Die Hapag-Lloyd-Betriebsratsvorsitzende Sabine Nieswand ist noch gar nicht überzeugt, dass es zu Stellenstreichungen kommen wird. „Wir werden jetzt zunächst einmal alle Informationen zusammentragen und schauen, was die Geschäftsleitung vorhat. Erst dann werden wir uns dazu äußern“, sagte Nieswand dem Abendblatt. „Alles andere würde die Mitarbeiter nur verun­sichern.“ Nach Abendblatt- Informationen­ wird auch erwogen, Arbeitsplätze aus dem Unternehmen auszulagern.

Blick auf die prächtige Hapag-Lloyd-Zentrale am Ballindamm. Hier droht Stellenabbau
Blick auf die prächtige Hapag-Lloyd-Zentrale am Ballindamm. Hier droht Stellenabbau © dpa | dpa Picture-Alliance / Bildagentur-online/Ohde

Klar ist, dass Hapag-Lloyd sparen muss. Durch die Übernahmen der Konkurrenten CSAV und UASC ist die Hamburger Schifffahrtsgesellschaft stark gewachsen – sie hat sich aber auch erheblich verschuldet. Zwar ist es dem Unternehmen in den vergangenen Monaten gelungen die Verbindlichkeiten durch eine Kapitalerhöhung und die Ablösung teurer Anleihen durch zinsgünstigere zu senken. Dennoch steht derzeit immer noch eine Nettoverschuldung von umgerechnet 5,7 Milliarden Euro zu Buche.

Reederei mit sehr junger Flotte

Reederei-Chef Rolf Habben Jansen hat zwei strategische Ansätze, um der Verschuldung Herr zu werden. Zum einen schließt er größere Investitionen etwa in neue Schiffe für die nächsten Jahre aus. Durch den Zusammenschluss mit UASC hat Hapag-Lloyd die derzeit größten und modernsten Containerfrachter der jüngsten Generation in seiner Flotte, ohne selber welche bestellen zu müssen. Mit einem Durchschnittsalter von acht Jahren,hat die Reederei zudem eine sehr junge Flotte im Vergleich zur Konkurrenz.

Zweiter Punkt von Habben Jansens Strategie ist die Hebung von Synergien, wo immer es geht. Allein der Zusammenschluss mit UASC soll 2019 Einsparungen von umgerechnet 370 Millionen Euro erwirken. Zudem achtet der Vorstandschef sehr auf die Effizienz operativer Abläufe. Zuletzt hatte das Beratungsunternehmen AT Kearney die Unternehmensstruktur nach den Fusionen unter die Lupe genommen.

Stadt an Reederei beteiligt

Noch vor der Sommerpause sollen die Gespräche mit dem Betriebsrat abgeschlossen werden. Ein möglicher Stellenabbau hat auch deshalb Brisanz, weil Hamburg über die städtische Vermögensverwaltung fast 14 Prozent an Hapag-Lloyd hält. Sie ist 2008 bei dem Unternehmen eingestiegen und hat ihre Anteile 2012 noch einmal erhöht. Ziel war es, den Unternehmenssitz in Hamburg und die Arbeitsplätze am Ballindamm zu halten. Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) sagte deshalb zu dem Sparprogramm: „Wir sind uns sicher, dass das Unternehmen bei allen Überlegungen verantwortungsvoll auch im Sinne des hiesigen Standortes und seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entscheiden wird.“ Letztlich muss die Stadt im Hapag-Lloyd-Aufsichtsrat einer Lösung zustimmen. Sie hat mit den weiteren Ankeraktionären CSAV und dem Hamburger Logistikunternehmer Klaus-Michael Kühne vereinbart, im Aufsichtsgremium einvernehmlich abzustimmen.