Hamburg. Erstmals seit 2004 zahlt die Hamburger Reederei eine Dividende. Hamburg und Klaus-Michael Kühne freuen sich.

Wenn Hamburgs Traditionsreederei in den vergangenen Jahren zur Vorstellung der Jahresbilanz in ihre Hauptzentrale am Ballindamm lud, war vor allem von der schwierigen Lage der Schifffahrt, Fusionen und negativen Zahlen die Rede. Als Vorstandschef Rolf Habben Jansen am Mittwoch die Bilanz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017 präsentierte, sah das völlig anders aus. Er sprach von einem guten Jahr, das unterm Strich besser verlaufen sei als anfangs erwartet. Dann präsentierte Habben Jansen ein Ostergeschenk: Die Aktionäre sollen für 2017 eine Dividende von 57 Cent je Aktie erhalten.

Damit hatte kaum jemand gerechnet, denn bisher danach befragt, hatte sich der Chef des Schifffahrtskonzerns immer zurückhaltend geäußert und eine Ausschüttung an ein positives Nettoergebnis geknüpft. Und jetzt steht es in der Bilanz, schwarz auf weiß: Hapag-Lloyd hat im vergangenen Jahr unterm Strich 32 Millionen Euro verdient.

Steuerzahler können sich freuen

Eine Ausschüttung ist also möglich. Allerdings fällt die geplante Dividendensumme von rund 100 Millionen Euro mehr als dreimal so hoch aus wie der Nettogewinn. Das ist wiederum ungewöhnlich. Aber auch dafür hatte Habben Jansen bei seinem Vortrag eine Erklärung parat: „Unsere Eigentümer haben uns in den vergangenen Jahren stark unterstützt.“ Mehr als 1,1 Milliarden Euro hätten sie in das Unternehmen gepumpt. „Da muss man irgendwann mal ein klares Zeichen setzen, dass man das schätzt.“

Hamburgs Steuerzahler können sich also freuen. Weil die Stadt noch 13,9 Prozent an Hapag-Lloyd hält, darf sie mit mehr als 13 Millionen Euro Ausschüttung rechnen. Das erste Mal überhaupt. Denn das letzte Mal, dass Hapag-Lloyd Geld ausgeschüttet hat, liegt knapp 14 Jahre zurück. Es war im Rahmen eines Gewinnabführungsvertrags an den damaligen Eigentümer – die TUI. Die Stadt erwarb gemeinsam mit anderen Investoren erst 2008 und noch einmal 2012 Anteile an Hapag-Lloyd, um einen Verkauf der Reederei ins Ausland und den Verlust des Unternehmenssitzes an der Alster zu verhindern. Insgesamt rund 1,1 Milliarden Euro hat die Stadt in die Rettung von Hapag-Lloyd investiert. Die Zinskosten des Ankaufs sollten zum Teil durch Dividenden finanziert werden, hoffte man damals. Wegen der anhaltenden Schifffahrtskrise blieben diese aber zunächst aus.

Lage hat sich stabilisiert

Doch die Lage hat sich im vergangenen Jahr stabilisiert: Der Konzern habe sein operatives Ergebnis (Ebit) 2017 auf 411 Millionen Euro mehr als verdreifacht, teilte Habben Jansen am Mittwoch mit. Das Transportvolumen sei um 29 Prozent auf 9,8 Millionen Standardcontainer gestiegen. Nach der Übernahme des arabischen Konkurrenten United Arab Shipping Company (UASC) rechne das Management auch 2018 mit deutlich steigenden Ergebnis-Zahlen. „Der erfolgreiche Zusammenschluss mit der UASC hat unsere Wettbewerbsposition sehr deutlich gestärkt“, sagte Habben Jansen. Mit 219 Schiffen, deren Durchschnittsalter bei 7,1 Jahren liegt, verfüge das Unternehmen über eine moderne, effiziente Flotte. Ab 2019 würden durch den Zusammenschluss Synergien von jährlich 435 Millionen Dollar (umgerechnet 350 Millionen Euro) erwartet.

Hapag-Lloyd zähle zu den profitabelsten Reedereien, sagte Habben Jansen und verwies auf das Verhältnis von Gewinn und Umsatz, die sogenannte Ebit-Marge. Noch 2014 sei diese bei Hapag-Lloyd negativ gewesen. Heute steht das Unternehmen mit einer Ebit-Marge von 4,1 Prozent an zweiter Stelle der weltweit größten Reedereien.

Branchenumfeld bewertet Jansen positiv

Auch das Branchenumfeld bewertet Habben Jansen positiv. Bis 2020 erwartet er ein „gesundes Wirtschaftswachstum“. Zwar kämen derzeit eine Reihe neuer Schiffe auf den Markt, wodurch die Transportkapazitäten wieder ansteigen würden. Aber auch die Nachfrage nehme aus seiner Sicht weiter zu: „Mehr als die Hälfte unserer Schiffe sind zu 90 Prozent oder besser ausgelastet.“ Insgesamt glaubt Habben Jansen, dass sich bei Transportangebot und Nachfrage schon in diesem Jahr ein Gleichgewicht einstellt. Einziger Wermutstropfen ist, dass die Frachtraten kaum angestiegen sind, während die Ausgaben für Treibstoff deutlich zunahmen. Lagen diese im Jahr 2016 noch bei 100 Dollar pro Container, waren es 2017 schon 137 Millionen Dollar.

Dennoch fällt der Ausblick des Vorstandschefs für das Jahr 2018 positiv aus, obgleich die Frachtraten wohl nicht anziehen werden. Auf der Grundlage eines deutlich höheren Transportvolumens geht Hapag-Lloyd von einem stark steigenden Betriebsergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) aus. Die Börse freute das. Die Aktie legte zeitweise um mehr als drei Prozent auf 31,14 Euro zu und schloss am Abend bei 31 Euro.

Überraschendes Stühlerücken im Vorstand

Eine zusätzliche Überraschung hatte sich Habben Jansen für den Schluss seiner Präsentation aufgehoben: Fast beiläufig gab er einen wichtigen Umbau des Konzernvorstands bekannt: Der bisherige Vertriebsvorstand Thorsten Haeser geht zum Monatsende. Er war erst im Oktober 2015 zu Hapag-Lloyd gekommen. Um den Vertrieb kümmert sich Vorstandschef Habben Jansen künftig selbst. Neu rückt in den Vorstand der bisherige Asien-Chef von Hapag-Lloyd, Joachim Schlotfeldt, auf.

Er wird dann für Personal und Einkauf zuständig sein. Hierfür gab es bisher keinen separaten Vorstand. Die Trennung von Haeser erfolge „im besten Einvernehmen“, teilte der Aufsichtsrat der Hapag-Lloyd AG mit. „Mit Thorsten Haeser scheidet eine Führungspersönlichkeit aus, die einen erheblichen Anteil am Unternehmenserfolg der vergangenen drei Jahre hat“, sagte Aufsichtsratschef Michael Behrendt.

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