Hamburg. Einen Tag nach Start der zweiten großen Aktion identifizieren die Ermittler sieben Männer und eine Frau. Linke fordert Polizeivideos.
Dieser schnelle Fahndungserfolg hat sogar die Ermittler selbst überrascht: Einen Tag nach Beginn der zweiten großen Öffentlichkeitsfahndung hat die Hamburger Polizei bereits acht Personen identifiziert, die sich im Rahmen des G20-Gipfels im vergangenen Jahr strafbar gemacht haben sollen.
Die veröffentlichten Bilder auf der Polizeiseite
Unter den Verdächtigen befinden sich sieben Männer im Alter zwischen 18 und 59 Jahren sowie eine zum Tatzeitpunkt 19 Jahre alte Frau. Ihnen werden Würfe von Pflastersteinen oder Flaschen gegen Polizisten sowie in einem Fall auch Plünderung vorgeworfen. "Die Fahndung ist noch erfolgreicher angelaufen als beim ersten Mal", sagte Polizeisprecherin Evi Theodoridou dem Abendblatt.
Polizei weist Kritik an Fahndung zurück
Die Soko "Schwarzer Block" war am Mittwoch mit Fotos von 101 mutmaßlichen G20-Randalierern an die internationale Öffentlichkeit gegangen. Bis Donnerstagmittag waren mehr als 50 Hinweise eingegangen. Nach der ersten Fahndung aus dem Dezember konnten bis jetzt 35 von 107 gesuchten Personen identifiziert werden, davon sechs alleine in den ersten zwei Tagen nach Veröffentlichung der Bilder.
Auch diese Quote von 30 Prozent wertete die Polizei bereits als Erfolg. Üblich sei bei Öffentlichkeitsfahndung aus der Erfahrung, dass nur fünf bis zehn Prozent der Verdächtigen gefunden werden könnten. Gegen die nun namentlich bekannten Beschuldigten ermitteln Soko und Staatsanwaltschaft weiter. Die entsprechenden Fahndungsbilder wurden bereits gelöscht.
Kritik an der großen Anzahl der Bilder und ihre Veröffentlichung im Block treten Polizei und Staatsanwalt offensiv entgegen. Richter hätten jeweils einzeln die Veröffentlichung der Fotos geprüft und freigegeben. "Damit steht die Fahndung auf einem soliden rechtsstaatlichen Fundament", sagte Polizeisprecher Timo Zill zum Start der jüngsten Aktion.
Linke fordert Vorlage von Polizeivideos
Unterdessen hat die Linksfraktion vor Beginn der Sitzung des G20-Sonderausschusses der Bürgerschaft die Vorlage von Polizeivideos der Ereignisse im Juli 2017 gefordert. Im Beschluss zur Konstituierung des Sonderausschusses habe das Parlament beschlossen, dass der Senat sämtliche Video- und Audiodokumente unverzüglich vorlegen möge, erklärten die Linken-Abgeordneten am Donnerstag.
Jetzt sei der Fraktion auf eine Kleine Schriftliche Anfrage hin mitgeteilt worden, dass das Videomaterial in Gesamtheit als Beweismittel in laufenden Ermittlungsverfahren oder als potenzielle Beweismittel in Strafverfahren zu bewerten sei. Die Staatsanwaltschaft habe entschieden, dass eine Vorlage im Sonderausschuss bisher nicht möglich sei.
"In der Begründung der Behörde kommt ein Misstrauen zum Ausdruck, das ungerechtfertigt ist und den Sonderausschuss beleidigt", kritisierte die Linken-Abgeordnete Christiane Schneider. Die Verweigerung der Herausgabe der Videos bedeute eine Missachtung des Bürgerschaftsbeschlusses durch den Senat. Die Obleute der Fraktionen im Ausschuss berieten über das weitere Vorgehen.