Hamburg. Unesco-Beratungsgremium sieht das Weltkulturerbe Kontorhausviertel gefährdet. FDP: Schlag ins Gesicht für Tschentscher.

Der geplante Abriss der denkmalgeschützten City-Hochhäuser in Hamburg sorgt weiter für Wirbel. Wie die Linksfraktion am Mittwoch mitteilte, will sie das Vorhaben durch einen Antrag in der Hamburgischen Bürgerschaft stoppen. Denn wie durch ihre Anfrage (Drs. 21/12931) bekannt wurde, sieht das Unesco-Beratungsgremium Icomos durch einen Abriss das Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel gefährdet, hieß es weiter. Zuvor hatten Medien darüber berichtet.

„Der bisherige Umgang des Senats mit dem Denkmalschutz war schon übel“, sagte die Linken-Abgeordnete Heike Sudmann. „Doch mit dem Verschweigen der heftigen Kritik des Unesco-Beratungsgremiums setzt der Senat dem Ganzen noch die Krone auf und gefährdet auch noch das Weltkulturerbe.“

Ein Schlag ins Gesicht für Tschentscher

Auch die FDP übt scharfe Kritik. „Die Stellungnahme des weltweit höchsten Fachgremiums in Denkmalschutzfragen, Icomos, ist eine Ohrfeige für das selbstherrliche Vorgehen des rot-grünen Senats in Sachen City-Hof", sagt der kulturpolitische Sprecher der FDP-Bürgerschaftsfraktion, Jens P. Meyer.

Sie stelle unmissverständlich klar, dass der Abriss des charakteristischen Ensembles aus den 50er-Jahren negativen Einfluss auf das unmittelbar benachbarte und als Weltkulturerbe geschützte Kontorhausviertel haben wird. "Für Bürgermeister Tschentscher, der die Gebäude in der Bürgerschaft als ‚asbestverseuchte Schrottimmobilie‘ titulierte, ist dies ein Schlag ins Gesicht", so Meyer. Dass die Öffentlichkeit von der Stellungnahme erst auf Nachfrage erfahren hat, ist laut FDP ein weiteres Indiz dafür, dass rund um das Thema City-Hof "mächtig getrickst" wurde, um den Denkmalschutz auszuhebeln.

Behörde: Hamburg hat an die Unesco transparent berichtet

Die Hamburger Kulturbehörde sieht der Kritik gelassen entgegen. Icomos habe bei der Unesco nur eine beratende Funktion. „Sowohl im Nominierungsverfahren als auch nach der Anerkennung als Welterbe hat Hamburg über den aktuellen Stand der Planungen am Klosterwall an die Unesco transparent berichtet“, sagte Sprecher Enno Isermann.

Der geplante Abriss sei für die Unesco jedoch kein Grund gewesen, den Welterbetitel nicht zu vergeben. Die Kulturbehörde gehe daher nach wie vor davon aus, „dass der Verlust eines Hochhauses, das nicht in direktem Bezug zum Welterbe steht, keine negativen Auswirkungen auf das Welterbe hat“, sagte Isermann. Die City-Hochhäuser sollen durch einen Neubau mit rötlicher Backstein-Fassade ersetzt werden.