Hamburg . Erste Bewohner in der Unterkunft am Björnsonweg. Erneut Kritik aus der Nachbarschaft wegen Lärms.
In kleinen Gruppen kommen die neuen Bewohner im Björnsonweg an. Busweise werden sie aus den verschiedenen Erstaufnahmeeinrichtungen in ihre neue Heimat nach Blankenese gebracht. Bei den Bewohnern handelt es sich um die ersten Flüchtlinge, die die neue und einst sehr umstrittene Folgeunterkunft in der ruhigen Wohnstraße beziehen.
Neun Gebäude
Denn erst seit einigen Tagen ist der Bau so weit fertiggestellt, dass dort Menschen einziehen können. Neun Gebäude hat das städtische Unternehmen „Fördern & Wohnen“ (f & w) in den vergangenen Monaten errichtet. Davon ist eines als Sitz der Verwaltung und Treffpunkt für die Bewohner sowie die freiwilligen Helfer vorgesehen, in die anderen sollen in den kommenden Wochen sukzessive bis zu 192 Flüchtlinge einziehen. Bei den ersten 48 Bewohnern handelt es sich um Familien. Sie stammen aus Afghanistan, Somalia, Eritrea, Syrien, Ghana sowie der Russischen Föderation.
Keine Wohnbaupläne
Doch ausgerechnet zum Start der Einrichtung ist die Stimmung in der ohnehin teils sehr skeptischen Nachbarschaft einmal mehr am Boden. Monatelang hatten Stadt und klagende Anwohner um einen Kompromiss zum Bau der Einrichtung gerungen, der von zahlreichen Demos begleitet wurde (wir berichteten). Am Ende einigten sich Stadt und Nachbarn darauf, dass die Unterkunft für sieben Jahre Bestand haben soll. Umso empörter reagierten die Anwohner, als vor einigen Wochen Pläne des Altonaer Bezirks auftauchten, die einen Erhalt und weitere Wohnbebauungen vorsahen. Ein unglückliches Missverständnis, hieß es später vom Altonaer Bezirk. Die Wohnbaupläne sind vorerst vom Tisch.
Kein Stromanschluss
„Das kam wirklich zur Unzeit“, kritisiert Blankeneser Flüchtlingsberaterin Helga Rodenbeck. Kurz zuvor hätte man sich noch zur gemeinsamen Begehung der Unterkunft mit Anwohnern getroffen. „Die Stimmung war gut“, berichtet sie. Das Vorgehen des Bezirksamts Altona bezeichnet sie als „unsensibel“. Hinzu kommt, dass ein weiteres Problem auf die Stimmung drückt. Dabei geht es um einen Generator. Er sorgt derzeit für die nötige Stromversorgung, da ein beantragter Anschluss bei Stromnetz Hamburg bislang noch nicht gelegt werden konnte.
Der Generator, der zur Straßenseite aufgebaut wurde, verursacht Lärm. Anwohner, Bezirk sowie f & w streiten nun um die Frage, wie sehr beziehungsweise inwieweit die Lärmgrenzen überschritten werden. Messungen der Nachbarn ergeben klar „zu laut“, der Bezirk kam dagegen zum Ergebnis: alles im Rahmen. Nun soll ein drittes von einem unabhängigen Büro angefertigtes Gutachten Aufschluss geben. „Wir rechnen mit dem Ergebnis der Lärmmessung Ende dieser Woche“, so Susanne Schwendtke als Sprecherin von f & w
Ruhestörung angemahnt
Sind die Lärmwerte zu hoch, könnte sich das allerdings auf den geplanten Bezug der angrenzenden Gebäude auswirken. Sie müssten dann bis zum endgültigen Stromanschluss leer bleiben. Wann der kommt? Laut Anette Polkehn-Appel, Sprecherin von Stromnetz Hamburg, ist eine neue Trasse nötig. Voraussichtlich Ende Juni soll sie fertig sein. „Durch den lauten Generator wird die gute Beziehung zur Nachbarschaft gefährdet. Wir möchten, dass im wahrsten Sinne des Wortes endlich Ruhe einkehrt“, fordert Benjamin Harders vom Blankeneser Bürgerverein. Zumindest in diesem Punkt sind sich alle – ob Anwohner, Politiker, Bezirksamt oder Flüchtlingshelfer – einmal einig am Blankeneser Björnsonweg.