Hamburg . Hunderte Großsegler und Barkassen, Yachten und Kreuzfahrtschiffe. Dazu Livemusik auf 16 Bühnen – ab Donnerstag.

Einen Hafengeburtstag ohne Bratwurstbuden könnte man sich gerade noch vorstellen, einen Hafengeburtstag ohne Schiffe nicht: Großsegler, historische Kutter, Marineschiffe und allein zehn große Kreuzfahrer werden in diesem Jahr auf der Elbe zu sehen sein. Rund 125 große Gästeschiffe sind offiziell gemeldet, etliche Barkassen und kleinere Boote dürften sich dazu gesellen, so dass nach Schätzungen insgesamt wohl um die 300 schwimmende Fahrzeuge dieses Fest prägen werden.

Maritimer Laufsteg

Und nicht zu vergessen: Der normale Hafenbetrieb läuft weiter, große Containerschiffe oder Erzfrachter sind wie gewohnt auf dem Fluss unterwegs – auch wenn der von Donnerstag bis Sonntag eher ein maritimer Laufsteg als eine normale Schifffahrtsstraße sein wird.

Schon seit Tagen sind die Hotels weitgehend ausgebucht, mehr als eine Million Besucher werden erwartet, 16 Musikbühnen und rund 200 Programmpunkte zwischen Neumühlen und HafenCity sind zum laut Wirtschaftsbehörde „größten Hafenfest der Welt“ organisiert.

Wobei das Hauptgeschehen an den Landungsbrücken stattfinden dürfte. Zwei eigene, kleinere maritime Welten können die Besucher aber auch im Museumshafen Oevelgönne und im Traditionsschiffhafen in der HafenCity entdecken. Hier eine Programm-Auswahl:


Die Paraden. „Schiffegucken“ – das zählt gemeinhin zum Kern eines Hafengeburtstages. Und wo lässt sich das besser bewerkstelligen, als bei den beiden großen Paraden zum Beginn und zum Ende dieser Veranstaltung? Die Einlaufparade startet am Donnerstag um 16.30 Uhr.

Es lohnt sich aber, schon ein wenig früher an die Elbe zu kommen. Denn bereits gegen 14 Uhr werden sich die Schiffe zwischen Blankenese und Teufelsbrück zu der eigentlichen Parade formieren. Ähnlich am Sonntag: Die Auslaufparade startet um 18 Uhr, zuvor wird sich in Höhe der HafenCity die Formation erst sortieren, um dann in der exakt festgelegten Reihenfolge an den Landungsbrücken vorbei zu defilieren.

Der russische Großsegler
Der russische Großsegler "Kruzenshtern" © picture alliance / dpa

Beide Paraden lassen sich entlang der gesamten Festmeile zwar verfolgen, doch das Gesamtbild verschwindet leicht zwischen den Besuchermassen, wenn man nicht direkt am Fluss eine freie Ecke erwischt hat. Besser ist dann, oberhalb einen Platz zu suchen – etwa am Stintfang oder beim Altonaer Balkon . Nur: Den Gedanken haben viele.

Daher lohnt ein Ausflug zum Südufer mit Blick auf die Stadt. Zum Beispiel am anderen Ende des Alten Elbtunnels auf der Steinwerder Seite. Und dort vor allem auf der Wiese auf der anderen Seite des Fährkanals, man muss dazu nur am Tunnelausgang die Hermann-Blohm-Straße ein Stück weiter gehen, dann links über eine Brücke und auf der anderen Seite des Kanals wieder zur Elbe. Traditionelle Plätze zum Schiffegucken sind auch das Bubendeyufer auf Waltershof und der Rüschpark auf Finkenwerder.

Das weltweit einmalige Schlepperballett startet laut Veranstalter am Sonnabend um 18 Uhr an den Landungsbrücken. Die 3000-PS-Schiffe „tanzen“ rund 45 Minuten lang, Hundertausende Zuschauen werden erwartet.


Welcome on board
. Viele Plätze für Seh-Leute dürften schon gebucht sein, doch Mitfahrgelegenheiten auf vielen der Hafengeburtstagsschiffe gibt es immer mal wieder: Eine Übersicht gibt es unter www.hafengeburtstag.hamburg oder täglich von 8 bis 20 Uhr unter der Rufnummer der Hamburg Tourismus unter 040/3005 1300.

Während des Fests bieten viele Traditionssegler aber auch Marine- und Behördenschiffe ein „Open ship“ an, das heißt, man kann sie an ihren Liegeplätzen (siehe Karte) besichtigen: „Open ship“ heißt es zum Beispiel bei der Marine am Freitag und Sonnabend von etwa 10 bis 19 Uhr und am Sonntag von 10 bis 15 Uhr. Die Kreuzfahrtschiffe lassen sich allerdings nicht besichtigen, an Bord dürfen laut internationaler Sicherheitsbestimmungen nur Passagiere mit gültigem Ticket. Die Aida-Reederei zeigt auf der Flaniermeile in der HafenCity aber eine Show-Kabine — immerhin.


Die großen Windjammer. Neben etlichen mittleren Traditionsseglern sind vor allem die großen Windjammer die eigentlichen Hingucker. Gleich vier davon kommen zu diesem 829. Hamburger Hafengeburtstag: So die „Kruzen­shtern“, ein russisches Segelschulschiff, das 114 Meter lang ist. Bei dem Schiff mit schwarzem Rumpf und weißem Wasserpass lohnt sich das Hinschauen: Genau wie die „Peking“, die derzeit zu einem neuen Hamburger Wahrzeichen restauriert wird, war dieser Windjammer auch einmal einer der legendären Flying-P-Liner der Hamburger Reederei F. Laeisz, die noch Anfang des 20. Jahrhundert zwischen Europa und Südamerika erfolgreich als Frachtschiffe unterwegs waren. Bei der Einlaufparade wird die „Krusenshtern“ der erste große Windjammer sein. Getakelt ist er als Viermast-Bark: das heißt die vorderen drei Masten tragen rechteckige Rahsegel, der hintere dreieckige Schratsegel, die sich einfacher bedienen lassen – womit man nicht so viel Besatzung braucht.

Anders bei der „Mir“: Bei dem Dreimast-Vollschiff tragen alle Masten die Rahsegel. Die russische „Mir“ ist ebenfalls ein Schulschiff und hat bei Großschiffregatten schon mehrere Geschwindigkeitsrekorde aufgestellt. Zu Gast wird auch die „Sedov“ sein, ebenfalls wieder eine Viermast-Bark. Sie gilt mit einer Länge von 117 Meter als der größte noch segelnde Traditions-Windjammer der Welt. Der Tradition verpflichtet, aber ein Neubau ist indes die grüne „Alexander von Humboldt II“, die 2011 als Jugend- und Ausbildungsschiff in Dienst gestellt wurde.

Das Musikfestival. Mit 16 Bühnen verwandelt der Hafengeburtstag das Elbufer zwischen Museumshafen Oevelgönne und der HafenCity auch zu einem großen Open-Air-Gratis-Festival mit ganz unterschiedlichen Musikrichtungen: Da gibt es beispielsweise die „Hafenrock-Bühnen“ entlang der St. Pauli-Hafenstraße, der Name dürfte dort Programm sein. Als Highlight gilt der Auftritt der Hamburger Band „Le Fly“ am späten Sonnabend.

Auf der NDR-Bühne an den Landungsbrücken ist indes mit Hits, Unterhaltung und Gesprächsrunden eine Art Radio-Live-Programm angesagt.

Ganz neu in diesem Jahr ist auch die Elbphilharmonie bei dem Hafengeburtstag-Musik-Programm dabei: Auf einer Großbildleinwand werden vor dem Gebäude Mitschnitte von Konzerten gezeigt.

Die Elbphilharmonie im Hafen
Die Elbphilharmonie im Hafen © Marcelo Hernandez

Am Donnerstag von 20 Uhr an auch eine Live-Übertragung aus dem Großen Saal.

Auch viele Museen, Vereine und weitere Institutionen beteiligen sich mit Sonderausstellungen und Führungen.

Kinder, Kinder.
Etwas abseits vom Hauptgeschehen ist bei diesem Hafengeburtstag auf der Michelwiese ein eigener Kinderbereich vorgesehen. Sonnabend und Sonntag von 10 bis 20 Uhr gibt es dort ein „Maritimes Kinderfest“, die Kleinen können sich als Piraten verkleiden oder auf speziellen Spielmobilen klettern. Das Angebot richtet sich laut Veranstalter an Kinder von vier bis 14 Jahr. Um das Segeln für Kinder und Jugendliche geht es indes beim „Schnuppersegeln“ im Grasbrookhafen in der HafenCity. Dort kann man in den Opti-Jollen erste Segelerfahrungen sammeln. Eine Voranmeldung sei nicht notwendig, heißt es im Programm.

Jenseits von Afrika. Südafrika ist das diesjährige Partnerland des Hafengeburtstags. An der Kehrwiederspitze gibt zu dem Land allerlei kulinarische und touristische Angebote. Reiseveranstalter präsentieren sich, ein Wein-Probierzelt ist dort aufgebaut und, klar, abgerundet wird das „Südafrika-Festival“ mit Musik aus Südafrika.


Hin und weg
. Mit dem eigenen Auto zum Hafengeburtstag anzureisen, dürfte eine ebenso gute Idee sein, wie der Versuch, an diesen Tagen von einem Elbufer zum anderen zu schwimmen. Dafür hat der HVV aber sein Angebot deutlich verstärkt: Tagsüber werden auf den S- und U-Bahnen längere Züge als sonst eingesetzt, am Donnerstag wird zudem der Feiertagsfahrplan durch Sonderzüge verstärkt, teilte der HVV mit. Am Freitag und Sonnabend fahren die U- und S-Bahnen zudem eine Stunde länger zu ihren Endhaltestellen, für die S3 gilt das aber nur bis Neugraben, nicht ganz bis Stade. Die Regionalbahn nach Ahrensburg fährt ab Hauptbahnhof in den Nächten auf Sonnabend und auf Sonntag indes zusätzlich um 1.55 Uhr ab Hauptbahnhof. Zusätzlich soll der 10-Minuten-Takt im inneren Stadtbereich bis etwa 1.30 Uhr verlängert werden. Bei den Hadag-Fährlinien wird es wegen des Andrangs und der Sperrungen auf dem Fluss laut HVV zu Verspätungen und Einschränkungen kommen.

Um zu den wichtigsten Punkten des Hafenfestes zu kommen, empfiehlt der HVV folgende Haltepunkte: Linien S1 und S3 zur Hafenmeile an den Landungsbrücken, Linie U1 bis Meßberg und Linie U3 bis Baumwall, wenn man in den Bereich Speicherstadt möchte. Zur HafenCity geht es mit der U4 und zum Museumshafen in Neumühlen entweder mit der Buslinie 112 oder mit der Linie 62 der Hadag-Fähren. Details: www.hvv.de

Die Klassiker auf einen Blick Eröffnungsgottesdienst: Donnerstag,
14.30 Uhr im MichelEinlaufparade: Donnerstag 16.30 Uhr
vor den Landungsbrücken

Schlepperballett: Sonnabend 18 Uhr
vor den Landungsbrücken

Großes Aida-Feuerwerk: Sonnabend 21.45 Uhr vor den LandungsbrückenAuslaufparade: Sonntag 18 Uhr
vor den Landungsbrücken.

Das volle Programm:
www.hafengeburtstag.hamburg