Hamburg. Am Wochenende müssen nahezu alle Beamten arbeiten. Gewerkschaft klagt über Personalmangel und Überstunden.

Der Hafengeburtstag und das Schicksalsspiel des HSV am Sonnabend gegen Mönchengladbach (15.30 Uhr): Zwei Großereignisse führen die Hamburger Polizei an ihre Belastungsgrenze. Die gesamte Bereitschaftspolizei ist im Einsatz. Auch die Alarmhundertschaften, bestehend aus Beamten der Wachen, stehen bereit. Sogenannte Einsatzzüge, die Reserven der Polizei, sind ebenfalls eingebunden. Für das Wochenende hat die Hamburger Polizei alles aufgeboten, was möglich ist.

Beim Hafengeburtstag geht es für die Polizei schon lange nicht mehr darum, den Verkehr zu regeln und unter den täglich Hunderttausenden Gästen Trunkenbolde im Zaum zu halten. Hafengeburtstag – das ist potenziell auch ein Ziel für Terroranschläge. Die Angst vor einer derartigen Tat beherrscht die Einsatzplanung. „Das ist sehr personalintensiv“, sagt ein Beamter. „In diesem Jahr sind durch Himmelfahrt der Hafengeburtstag und damit die Sicherungsvorkehrungen sogar einen Tag länger.“

Nerven der Fans liegen blank

Dazu kommt das Bundesligaspiel des HSV gegen Gladbach, bei dem es um nicht weniger als den Klassenerhalt geht. Da, weiß man auch bei der Polizei, liegen die Nerven der Fans blank. Und nicht nur enttäuschte HSV-Fans, die ihren Frust ablassen, sieht die Polizei als mögliches Problem. „Des einen Leid ist des anderen Freud“, heißt ein Sprichwort. Die anderen, das sind in diesem Fall die Fans von St.Pauli. „Es könnte im Bereich St. Pauli, aber auch anderswo Provokationen und Auseinandersetzungen geben“, sagt ein Beamter.

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Deshalb hat die Polizei auch die bekannten St.-Pauli-Fan-Treffpunkte, wie das Jolly Roger an der Budapester Straße, im Auge. Für Hamburgs Polizei bedeutet dies, dass die Wachen personell deutlich ausgedünnt sein werden. Statt acht dauern die Schichten nun jeweils zwölf Stunden, weil das Personal einer kompletten Schicht an jeder Wache für die Alarmhundertschaften abgezogen wird.

Keine Verstärkung aus anderen Bundesländern

An einzelnen Wachen müssten, so heißt es in Sicherheitskreisen, sogar bürgernahe Beamte ran, damit die Streifenwagen besetzt werden könnten. Diese müssen in ausreichender Zahl einsatzbereit sein, damit die „Grundlast“ – das Minimum der Polizeipräsenz in den Stadtteilen – eingehalten werden kann. Verstärkung aus anderen Bundesländern von der dortigen Bereitschaftspolizei gab es nicht. Die haben an diesem Wochenende selbst genug zu tun. „So eine Situation kommt viel zu oft vor“, beklagt Joachim Lenders, Landesvorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft. „Dabei ist das nicht einmal ein Wochenende, bei dem mit Krawallmachern aus dem linken politischen Spektrum gerechnet wird.“

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    Lenders weiter: „Trotzdem pfeifen die Wachen aus dem letzten Loch und müssen jeden Mann und jede Frau mobilisieren.“ Er beklagt ein „strukturelles Dilemma“. Polizeisprecher Timo Zill. sagt dazu: „Wir haben eine Situation, die beim Hafengeburtstag allein wegen der Masse eine hohe Präsenz erfordert und ein Bundesligaspiel, von dessen Ausgang viel abhängt. Da sind die Reaktionen der Fans nicht verlässlich einzuschätzen.“ Das seien schon zwei ganz besondere Ereignisse, die da zusammenkämen. Zill: „Wir als Polizei müssen dabei für alle denkbaren Szenarien richtig aufgestellt sein.“ Bislang, so hieß es am Freitagnachmittag bei der Polizei, war die Lage problemlos. Selbst der Vatertag, eigentlich ein Termin, der im Zusammenhang mit Alkoholkonsum schwierig ist, blieb ruhig – von dem schweren Unwetter einmal abgesehen.

    Millionen an Überstunden

    „Man kann so ein Wochenende und vor allem die Auswirkungen nicht separiert sehen“, sagt Lenders. „Man muss auch die Belastung der vergangenen Wochen, Monate und sogar Jahre sehen. Dann stellt man fest, dass es für die Kollegen unerträglich geworden ist.“ Der Überstundenberg habe sich längst jenseits der Millionen verfestigt. „Jahrelang hatte man diese Marke gescheut wie der Teufel das Weihwasser. Nachdem sie 2015 erstmals überschritten wurde, ist man niemals wirklich wieder unter diese Grenze gekommen.“

    Polizeisprecher Timo Zill sieht zumindest etwas Licht am Horizont: „Durch die Einstellungsoffensive, aber auch durch interne Maßnahmen, werden wir bis 2021 rund 500 Polizisten zusätzlich auf der Straße haben.“ Schon dieses Jahr habe man die Rekordzahl von 604 Polizeianwärtern eingestellt.

    „Wir haben ein strukturelles Pro­blem, dass sich durch solche Wochenenden wie jetzt zeigt“, klagt Lenders „Für die Aufgaben, die abgefordert werden, ist das Personal einfach nicht auskömmlich.“ Man brauche eine ganzheitliche Konzeption für die Polizei, die Mann und Maus, aber auch Unterbringungsmöglichkeiten berücksichtige. Dazu gehören auch Fehlzeiten durch Erziehungsurlaub oder Sabbatjahr. „Diese werden in den öffentlichen Berechnungen aber bisher gar nicht berücksichtigt“, klagt ein Beamter. Bei einem Apparat von aktuell 10.571 Mitarbeitern, davon 6800 bei der Schutzpolizei, wird aber auch das eine wichtige Größe sein.

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