Hamburg. Der Lebensmittelhändler übernimmt das insolvente Hamburger Traditionsunternehmen – und will neue Jobs schaffen.

In dieser Woche stehen unter anderem „3 Holländische Matjesfilets mit Bratkartoffeln“ für 5,90 Euro auf der Mittagstischkarte, das „Rotbarschfilet (ohne Beilage)“ schlägt mit 7,50 Euro zu Buche. An der Fischtheke gehören „Maischolle, küchenfertig“ für 13,90 Euro das Kilo und „geräucherter Heilbutt (Mittelstück)“ für 2,29 Euro pro 100 Gramm zu den Sonderangeboten. Bei Fisch Hagenah an der Schnackenburgallee in Bahrenfeld läuft der Geschäftsbetrieb wie gewohnt.

Dabei hat in diesen Tagen ein neues Kapitel in der Geschichte des 1892 gegründeten Hamburger Traditionsunternehmens begonnen. Hagenah gehört seit Anfang Mai zu Edeka, genauer zu Edeka Minden-Hannover, der umsatzstärksten der sieben Regionalgesellschaften von Deutschlands größter Lebensmittelkette. Sie hat den Fischhändler von der Ahrensburger Kroschke-Gruppe übernommen. Über den finanziellen Umfang des Geschäfts machen die Unternehmen keine Angaben.

Turbulente Entwicklung

Dafür verspricht die Edeka-Gesellschaft den Privatkunden des Großhändlers, dass sich für sie nichts ändert: „Mit der Übernahme bleiben an der Schnackenburgallee auch der Verkauf an der ,längsten Fischtheke Deutschlands‘ und der Bistro-Betrieb ,Die Fischwerker‘ erhalten“, heißt es in der Erklärung des Unternehmens.

Für Hagenah ist es das vorläufige Ende einer turbulenten Entwicklung mit zwei Insolvenzen und einer weiteren Übernahme binnen weniger Jahre: Ende 2014 hatte Torsten Oesmann, der Enkel von Unternehmensgründer Kars­ten Hagenah Insolvenz anmelden müssen. Zwei Jahre zuvor war ein Lager des Unternehmens abgebrannt. Zum 1. April 2015 wurde der Fischhändler Teil der Christoph Kroschke Gruppe in Ahrensburg. Das Kfz-Dienstleistungsunternehmen mit 1750 Mitarbeitern ist auch am Hamburger Yachtausrüster A.W. Niemeyer beteiligt.

Jahresfehlbetrag von 721.629 Euro

Doch das Kroschke-Engagement bei Hagenah war nicht von Erfolg gekrönt. Das Unternehmen, das den größten Teil seines Umsatzes als Lieferant von Frisch- und Tiefkühlfisch an die Gastronomie und an Großverbraucher erwirtschaftet, kam finanziell nicht auf die Beine. Blickt man auf die jüngsten veröffentlichten Zahlen, so fiel 2015 ein Jahresfehlbetrag in Höhe von 721.629 Euro an, die Gewinnzone wurde auch in den Folgejahren nicht erreicht. Und nachdem der 2016 gestartete Vorstoß gescheitert war, Fischsalate im Lebensmitteleinzelhandel zu platzieren, ging die Hagenah GmbH im Oktober 2017 erneut in die Insolvenz in Eigenverwaltung. „Es war eine unternehmerische Idee, die leider nicht geklappt hat“, sagt Torben Hansen, der in der Kroschke-Gruppe unter anderem für Hagenah zuständige Geschäftsführer.

Die Gruppe sei sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst und habe in den Monaten des Insolvenzverfahrens in Eigenregie eine Übergangs­finanzierung bereitgestellt. „Es war immer klar, dass es nicht geht, dass Unternehmen einfach zu schließen.“ Mit dem Verkauf an Edeka sei nun eine gute Lösung gefunden worden – zumal die Regionalgesellschaft nicht allein sämtliche Vermögenswerte, sondern auch alle Hagenah-Mitarbeiter übernommen habe.

„Mitarbeitern langfristige Perspektive bieten“

Das betonen auch der Käufer und die anderen am Insolvenzverfahren Beteiligten in einer gemeinsamen Erklärung. Axel Herchen, der Leiter des Insolvenzgerichts Hamburg, wird dort mit den Worten zitiert: „Der Erhalt eines Hamburger Traditionsunternehmens und aller Arbeitsplätze ist ein sehr positives Resultat des Sanierungsverfahrens.“ Vollzogen werden konnte der Verkauf, nachdem das Kartellamt im April zugestimmt hatte.

Unklar bleibt, wie viele Mitarbeiter zu Edeka wechseln. In der gemeinsamen Erklärung wird keine Zahl genannt, Edeka Minden-Hannover versichert, man wolle „den rund 60 Vollzeitmitarbeitern eine langfristige Perspektive bieten“. Als Hagenah Ende Oktober 2017 in die Insolvenz in Eigenregie ging, war noch von 100 Mitarbeitern die Rede gewesen. Über einen größeren Jobabbau seitdem aber ist auch bei der Gewerkschaft NGG nichts bekannt.

Schaffung weiterer Arbeitsplätze

Das Ziel der Übernahme sei „in erster Linie die Stärkung des Sortiments für die Kunden im Bereich Gastro- und Großverbraucher“, sagt Heike Kryszat, künftige Geschäftsführerin der neuen Hagenah GmbH. Deren Produkte sollen nun auch über die Mios-Abholgroßmärkte der Regionalgesellschaft vertrieben werden, deren Geschäftsgebiet von der niederländischen bis zur polnischen Grenze reicht und große Teile Niedersachsens umfasst. Zudem sollen Hagenah-Produkte nun auch in die Supermarkt-Frischetheken kommen. „Im Fischverkauf wollen wir noch stärker werden“, sagt Knut Köhler, der ebenfalls Geschäftsführer wird.

Mittelfristig sei am Hagenah-Standort sogar die Schaffung weiterer Arbeitsplätze geplant, sagt eine Edeka-Sprecherin. Platz wäre vorhanden. Neben dem Betrieb liegt ein unbebautes Grundstück. Noch gehört es der Stadt.